Orden präsentieren Video-Reihe über Verzicht
Aufgezeichnete Gespräche zwischen österreichischen Ordensvertreterinnen und -vertretern mit "weltlichen" Prominenten sollen Anstöße zum Nachdenken darüber geben, was das Wesentliche im Leben ist. Drei professionell produzierte Videos zum Themenschwerpunkt "viel mehr - wesentlich weniger", der zum "Jahr der Orden" 2015 hinführt, sind am Dienstag im Wiener Begegnungszentrum "Quo vadis?" präsentiert worden. Auskünfte zu den Gesprächen mit Autor Alfred Komarek, "Schuhrebell" Heini Staudinger und Musiker Toni Knittel gaben bei der Pressekonferenz u.a. Frauenordens-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer und P. Erhard Rauch, Generalsekretär der Superiorenkonferenz der Männerorden.
Der deutsche Jesuit P. Christof Wolf von der ordenseigenen Münchner "DOK TV & Media GmbH" wies zur Zielgruppe darauf hin, dass via "YouTube" verbreitete Videos im Unterschied zum Fernsehen auch junge Adressaten erreicht werden können. Und das nicht nur mit den sonst hier dominierenden Unterhaltungs-Videos, sondern auch mit anspruchsvollen Inhalten: Wolf berichtete als Beispiel dafür von Filmen über philosophische Themen, die - obwohl gänzlich unbeworben - auf zehntausende Klicks gekommen seien.
Um Anspruchsvolles geht es auch in den drei bisherigen "viel mehr - wesentlich weniger"-Videos: Sr. Mayrhofer tauscht sich mit Alfred Komarek vor der Szenerie von Weinbergen auf dem Wiener Kahlenberg über Bildung und Geduld beim Wachsen- und Reifenlassen aus, Abtpräses Christian Haidinger vom Stift Altenburg philosophiert in der "Arche Noah" bei Langenlois mit "GEA"-Gründer Heini Staudinger über "solidarische Wirtschaft", und das westösterreichische Lechtal bildet den idyllischen Hintergrund eines Dialogs der Ordensfrauen Cordis Feuerstein und Joanna Jimin Lee mit dem Vorarlberger "Bluatschink"-Bandmitglied Toni Knittel über die Wertschätzung für das Lokale, in unmittelbarer Nähe Vorfindliche.
Weitere Drehs wurden laut Ordens-Kommunikator Ferdinand Kaineder mit ÖBB-Chef Christian Kern, mit Psychotherapeutin Rotraud Perner und der Salzburger Grünen-Landesrätin Astrid Rössler vereinbart. Als Sukkus der bisherigen Gespräche bezeichnete Kaineder, dass Verzicht immer als Akt der Befreiung gesehen wurde - auch von den "weltlichen" Dialogpartnern.
Bewusstes Weniger als Zugewinn an Freiheit
Bewusstes Weniger als Zugewinn an Freiheit sei auch eine Botschaft, die Ordensgemeinschaften mit ihrem Videoprojekt der Gesamtgesellschaft zukommen lassen wollen, wie Mayrhofer beim Pressegespräch betonte. Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs wandte sich gegen die klischeehafte Einschätzung, Ordensleute hätten durch ihre Verzichtsgelübde vor allem "weniger" und würden "zu kurz kommen"; durch den alternativen Lebensstil in den Orden komme auch sehr "viel mehr" als sonst üblich hinzu, so Mayrhofer.
Im kommenden "Jahr der Orden" wolle man auch vermitteln, dass Kirche mehr sei als Hierarchie und gerade die Orden immer Teil deren Lebendigkeit waren und sind. Projekte wie die neuen Videos würden dazu beitragen, die Frauenorden nicht als "große Altersheime" zu betrachten; trotz unleugbarer "dramatischer" Nachwuchsprobleme biete der Mangel auch Chancen, so Mayrhofer: etwa auf gelingendes Altwerden als Christin, auf menschenwürdige Pflege und christlich glaubwürdigen Umgang mit dem Tod.
Offen für aktuelle Herausforderungen
P. Erhard Rauch wies darauf hin, dass Orden oftmals als Reaktion auf Nöte in der Gesellschaft gegründet worden seien. Wenn frühere historische "Aufträge" wie Gesundheitsversorgung oder Bildung nun vom Staat abgedeckt würden, gelte es nach aktuellen Defiziten bzw. Herausforderungen Ausschau zu halten und Antworten darauf zu geben. Rauch wies als Beispiel dafür auf den starken Trend hin zu Volontariaten im "Süden" hin, die viele Ordensgemeinschaften jungen Menschen bieten.
Persönliche Begegnungen zeigten Rauch immer wieder, wie sehr das Leben als Ordensmann oder -frau mit bestimmten Rollenerwartungen verknüpft sei: Immer wieder heiße es "Ja, darfst du das?" oder "Musst du denn nicht?". Die Video-Reihe solle hier auch einen Brücke ins "normale Alltagsleben" schlagen und etwa durch ungewohnte Gesprächskontexte manche Erwartung im positiven Sinn "enttäuschen". Mitleid mit den vermeintlich "Zwangsverzichtenden" sei jedenfalls fehl am Platz, lächelte Rauch; er könne durchaus auch Hobbys wie Segeln pflegen.
Der offizielle Auftakt zum von Papst für 2015 ausgerufenen "Jahr der Orden" erfolge mit einer Veranstaltung im November; bereits im Mai und Juni wurden Akzente zum Themenschwerpunkt "viel mehr - wesentlich weniger" gesetzt, etwa in Form von 27 "Begegnungen" in allen Bundesländern, in denen Ordensgemeinschaften fernab der Klostermauern Persönlichkeiten und ihre Haltung zu "mehr oder weniger" thematisierten.
Quelle: Kathpress