Ständige Diakone wollen ihr Amt weiterentwickeln
Österreichs Ständige Diakone haben einen umfassenden Standortbestimmungsprozess gestartet, mit dem sie zur Weiterentwicklung ihres kirchlichen Dienstamts beitragen wollen. Noch bis Mitte September läuft dazu eine breit angelegte Umfrage, bei der die derzeit rund 700 österreichischen Diakone Erfahrungen und Zukunftsvisionen für den beim Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren neu belebten Diakonat schildern können.
"Wie geht es den Diakonen, was sind ihre Visionen, welche Richtung soll das Diakonat nehmen, wo drückt der Schuh?", fasst Franz Ferstl, Diakon in der Erzdiözese Wien und Sprecher der österreichweiten Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone, im Kathpress-Interview die zentralen Punkte der Diakonen-"Urabstimmung" zusammen. Gefragt wird dabei etwa nach möglichen Lücken in der Diakonenausbildung oder ob ein Diakon auch entsprechend seiner kirchlich vorgesehenen Aufgaben eingesetzt ist. "Wir wollen wissen, ist er wirklich im diakonalen Einsatz oder nur 'Ersatzpriester', Ministrant oder nur Sozialarbeiter", schildert Ferstl. 90 Prozent der Ständigen Diakone sind verheiratet, viele von ihnen arbeiten in einem Zivilberuf abseits der Kirche. Im Fokus der Umfrage stehen daher auch Fragen zur Verträglichkeit des ehrenamtlichen kirchlichen Dienst mit der Familie und dem Beruf.
Das Konzil und das Diakonat |
Konzil mit großer Mehrheit für das Diakonat
Kathpress-Meldung vom 31.10.1963
Mit eindrucksvoller Mehrheit hat sich das Konzil in der 58. Generalkongregation am Mittwoch für die Wiedereinführung des Diakonates als eines eigenen und bleibenden Standes ausgesprochen. Die entsprechende Abstimmungsfrage erhielt 1588 Ja- und 525 Neinstimmen; sieben der insgesamt 2120 Stimmzettel waren ungültig. Das Problem der Erneuerung des Diakonates bildete den Inhalt einer der fünf Fragen, die dem Konzil am Dienstag von den Moderatoren vorgelegt und über die am Mittwoch abgestimmt wurde. Auf das Problem der Verheiratung oder Ehelosigkeit der Diakone wurde in der zur Abstimmung vorgelegten Frage nicht eingegangen.
Bei den Abstimmungen über die anderen vier Fragen, die alle das Bischofsamt betreffen, war die Zahl der Neinstimmen noch geringer. Nur 34 Väter verneinten die Frage, ob im Kirchenschema gesagt werden soll, dass die Bischofsweihe den höchsten Grad des Weihesakramentes darstellt; 2123 von 2157 Anwesenden stimmten dafür.
Die Kollegialität des Bischofsamtes wurde von 104 Vätern verneint; 2049 von 2154 Anwesenden stimmten mit ja, eine Stimme war ungültig. 336 Väter sind gegen eine Konzilsaussage, dass das Bischofskollegium in der Aufgabe der Verkündigung, der Heiligung und der Leitung dem Kollegium der Apostel nachfolgt, und dass es in der Einheit mit dem römischen Papst als seinem Haupt die volle und höchste Gewalt über die ganze Kirche besitzt; 1808 von 2148 Anwesenden stimmten in diesem Punkt mit ja, vier Stimmzettel waren ungültig. Die Frage, ob diese Vollmacht dem Bischofskollegium aufgrund göttlichen Rechtes zukommt, bejahten 1717 von 2138 anwesenden Vätern; 408 stimmten mit nein, 13 Stimmen waren ungültig.
Die Abstimmung über diese fünf Fragen bedeutet keine endgültige Stellungsnahme zu den Problemen als solches, sondern soll nur der theologischen Kommission als Orientierung bei der Bearbeitung der Verbesserungsvorschläge zum zweiten Kapitel des Kirchenschemas dienen. Der Abstimmung wird aber dennoch eine außerordentlich große Bedeutung beigemessen, weil sie die Mehrheitsverhältnisse in zentralen Fragen dieses Konzils offenlegte. Da in allen fünf Punkten die für das entscheidende Votum erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht wurde, dürfte die endgültige Konzilsaussage in diesen Fragen nicht zweifelhaft sein.
In der 58. Generalkongregation wurde weiterhin über die restlichen Verbesserungsvorschläge zum 7. Kapitel des Liturgieschemas abgestimmt, das sich mit der Kirchenmusik befasst. Alle drei Vorschläge wurden fast einstimmig angenommen. Die Abstimmung über das Kapitel als ganzes, die gleich anschließend erfolgte, ergab nur sechs Gegenstimmen, neun Ja-Stimmen mit Vorbehalt bestimmter Änderungen und 2080 "Placet". |
Die Antworten fließen in eine "Österreichische Standortbestimmung" ein, die im November bei einem Treffen der Ausbildungsleiter und Sprecher der Ständigen Diakone erstellt wird. Sie soll Grundlage für ein Gespräch mit den Diözesanbischöfen über die Weiterentwicklung des Diakonats, eventuelle Verbesserungen in der Ausbildung und eine Adaptierung der geltenden österreichweiten Rahmenordnung für Diakone sein. Schlusspunkt des Prozesses ist die nächste Österreich-Tagung der Diakone im Oktober 2015.
Ein Diakon in jeder Pfarre
Ein Ziel ist dabei schon jetzt klar: Künftig soll es in jeder Pfarre einen Diakon geben. Allerdings nicht als "Ersatzpriester", sondern als eigenständigen Dienst innerhalb des Pfarrteams, wie Ferstl auch mit Blick auf die in den Diözesen laufenden Pfarrstruktur-Reformen betont. "Der Diakon steht dafür, dass die soziale Seite, die Sorge um den einzelnen Menschen wachgehalten wird. Er ist das sichtbare Zeichen, dass die Kirche dem Menschen dienen soll", erinnert er. Auch deswegen stehe der Diakon beim Gottesdienst am Altar.
"Wir gehören zum Ordo (sakramentales Weiheamt der Kirche, Anm.), sind aber ganz bewusst gegen jede Art von Klerikalismus", so Ferstl. "Wir sind nicht die, die mit Gewändern herumgehen oder nur als 'Kleiderständer' am Altar stehen, sondern wir wollen wirklich unsere diakonale Kompetenz einbringen. Das ist mir ein großes Anliegen, dass das auch von der Kirche noch mehr gesehen wird und auch das familiäre Geschenk des Diakonats geschätzt wird."
Das Diakonat war vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als eigene und beständige hierarchische Stufe - wie es schon in der frühen Kirche üblich war - wiederhergestellt worden. Seit 1968 können auch verheiratete Männer in der katholischen Kirche zu "Ständigen Diakonen" geweiht werden.
Tätig sind die Diakone in der Liturgie, der Verkündigung und im karitativen Bereich. Die meisten wirken ehrenamtlich in Pfarrgemeinden, etliche haben aber auch Aufgabenbereiche in der Krankenseelsorge, in der Altenpastoral, der Gefängnisseelsorge oder in Bildungshäusern übernommen.
Dass der Diakonendienst heute in der Weltkirche immer stärker angenommen wird, hält Ferstl für "eines der größten Ergebnisse des Zweiten Vaticanums". Die Vorstellungen, die mit dem Diakonat verbunden waren, würden "langsam Realität".
Zahl der Diakone wächst
Weltweit gibt es heute mehr als 44.000 geweihte Diakone, und ihre Zahl wächst rasch an - auch in Österreich, wo aktuell 661 von ihnen in einer der zehn Diözesen aktiv sind, die meisten davon in der Erzdiözese Wien (177) und der Diözese Linz (114). Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden hierzulande mehr als 220 ständige Diakone neu geweiht, die Gesamtzahl ist um mehr als ein Drittel gestiegen. Und insgesamt 124 neue Bewerber bereiten sich derzeit auf den Dienst vor, wie aus einer in der jüngsten Ausgabe der Diakonen-Zeitschrift "Ruf!Zeichen" veröffentlichten Statistik hervorgeht.
Laut den Angaben ist mehr als ein Drittel der Diakone (243) in einem Zivilberuf außerhalb der Kirche tätig und übt das Diakonenamt parallel dazu aus. Gleiches gilt für weitere 134 Diakone mit einem kirchlichen Dienstgeber. 284 Diakone leisten ihren Dienst in der Pension.
Rund 90 Prozent (585) der Ständigen Diakone sind verheiratet, weitere sechs Prozent (41) haben sich zum Zölibat verpflichtet, die anderen sind Witwer oder leben von ihren Ehepartnerinnen getrennt. Der Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass mehr als die Hälfte der Diakone (368) älter als 60 sind. Knapp ein Drittel (200) ist zwischen 50 und 65 Jahre alt, weitere 93 Diakone gehören der Altersgruppe der 35- bis 50-Jährigen an.
Für den Dienst als Ständiger Diakon kommt nur in Frage, wer sich bereits in Ehe und Familie, in Kirche und Berufswelt bewährt hat. Die umfassende Ausbildung zum Diakon dauert rund sechs Jahre und beinhaltet neben einer fundierten theologischen und pastoralen Ausbildung u.a. auch zahlreiche Praktika in sozialen kirchlichen Einrichtungen. Bei verheirateten Männern, die bei der Weihe mindestens 35 Jahre alt sein müssen, muss auch die Ehefrau ihr Einverständnis zur Ausbildung und Weihe geben.
Quelle: Kathpress