Geschiedene erwarten von Synode "kleine Schritte"
Eine "Politik der kleinen Schritte" hin zu mehr Verständnis für die Situation der Wiederverheirateter erhofft sich Renate Moser von der "Plattform Geschiedene und Wiederverheiratete in der Kirche" (WIGE) von der vatikanischen Familiensynode. So sollte es zumindest für den pastoralen Umgang Leitlinien geben, "wie man mit Menschen nach Trennung und Scheidung verantwortungsvoll umgeht", so Moser in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche". Vor allem wünsche sie sich "mehr Einfühlungsvermögen, sodass diese Menschen nicht das Gefühl haben, Christen zweiter Klasse zu sein. Und dass man sie nach individuellen seelsorglichen Gesprächen auch zu den Sakramenten zulässt."
In der Mehrzahl der Pfarren werde bereits persönlich pastoral auf die Menschen eingegangen. Doch es hänge letztlich immer vom jeweiligen Pfarrer ab, was für die WIGE-Mitarbeiterin eine "unbefriedigende Situation" ist. Die Kirche habe bisweilen ein Problem mit dem Scheitern, welches zum Leben jedoch dazugehöre. Moser: "Die Kirche tut sich leichter mit den Braven, wo alles funktioniert, wie es das Kirchenrecht vorsieht. Scheitert eine Ehe, ist das für die Betroffenen ein schmerzhafter Prozess. Aber es kann auch eine Chance sein." Man könnte das Charisma dieser Menschen ernst nehmen: "Vielleicht können sie mit ihren Erfahrungen anderen Christen mit ähnlichen Sorgen helfen."
Das Sakrament der Ehe sei ein großes Ideal für die Kirche, "und ich stimme dem unbedingt zu", so Moser:
Auch ich habe in dem Bewusstsein geheiratet: Das wird ewig halten. Aber das Leben ist anders verlaufen. Man sollte niemanden verurteilen, dem es nicht gelingt. Wenn man einen neuen Partner findet und neue Liebe erfahren kann, ist das ja auch ein Geschenk Gottes! Doch das Kirchenrecht argumentiert anders.
Dem Vorschlag, Eheannulierungsverfahren zu vereinfachen, und damit eine Ehe als für nicht zustandegekommen zu erklären, kann Moser nur wenig abgewinnen: "Für mich und viele andere kommt eine Annullierung nicht in Frage. Denn zu dem Zeitpunkt, wo wir einander das Sakrament der Ehe gespendet haben, war das keine folkloristische Veranstaltung mit weißem Kleid und Orgelmusik, sondern es war uns sehr ernst und bewusst, was wir tun. Ich stehe zu meiner ersten Eheschließung, und auch zur schönen Zeit, die wir miteinander hatten."
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