
Leben und Werk von Bischof Stecher
Mit "Bischof Reinhold Stecher - Leben und Werk" legt der Theologe und Publizist Martin Kolozs die erste umfassende Biografie des langjährigen Innsbrucker Bischofs vor, der weit über seine Diözese hinaus Kirche und Gesellschaft in Österreich geprägt hat. Reinhold Stecher (1921-2013), von 1981 bis 1997 Bischof der Diözese Innsbruck, galt kirchenintern als ein "Unbequemer", war aber trotzdem oder gerade deshalb bei den Gläubigen äußerst beliebt. Er wurde zu einem "Volksbischof", der sich für die stete Erneuerung der Kirche einsetzte, ohne Grundpfeiler des katholischen Glaubens und seiner Werte aufzugeben.
Präsentiert wurde das Buch am Montagabend in Wien vom Autor selbst sowie von Styria-Verlegerin Gerda Schaffelhofer. Sie erinnerte, dass sich der Todestag von Bischof Stecher am 29. Jänner zum zweiten Mal gejährt hatte.
Für das Buchprojekt sei erstmals der Nachlass von Stechers Bruder zur Verfügung gestanden, so die Verlegerin und Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ). Der Tiroler "Volksbischof" erinnere sie an Papst Franziskus, wie sie sagte: "Reinhold Stecher hätte sich gut mit dem Papst aus Argentinien verstanden."
Kolosz sagte, er habe versucht, das "geistiges Testament" des Tiroler Bischofs niederzuschreiben. Deshalb habe er auch großen Wert darauf gelegt, "das psychologische Moment hinter all dem, was Stecher geschrieben und wofür er gestanden hat, darzustellen". Vieles von dem, was Stecher zu dem Kirchenmann gemacht habe, den alle kannten, habe familiäre Wurzeln, die der Öffentlichkeit nicht so geläufig seien.
Martin Kolozs war selbst Ministrant bei Bischof Stecher. Er wurde später von ihm gefirmt. Reinhold Stecher gehöre für ihn zu einer der "charismatischsten Persönlichkeiten der römisch-katholischen Kirche", so der Autor.
Kolozs widmet sich Stechers schwerer Kindheit und seiner Verfolgung während der NS-Zeit ebenso wie seiner seelsorgerischen und theologischen Tätigkeit. Als Theologe und Seelsorger sei Stecher den Menschen auf Augenhöhe begegnet; für ihn sei es wichtiger gewesen, verstanden zu werden, "als von der Kanzel herab zu dozieren". Stecher habe einen "integrativen Führungsstil" bevorzugt, bei dem zwar eine Person entscheide, die Entscheidungen aber "aus verschiedenen Quellen gespeist" sein müsse, so Kolozs.
Meilensteine seines Wirkens als Bischof, wie das Verbot des antisemitischen "Anderle von Rinn"-Kultes oder das Verbot des umstrittenen "Engelwerks", werden ebenso fundiert behandelt wie Stechers Bemühungen, die Kirche in Tirol im Sinne der Zweiten Vatikanischen Konzils zu erneuern, oder sein Einsatz gegen die Fristenregelung.
Ausführlich widmet sich das Buch auch Stechers innerkirchlicher Kritik. So hatte er beispielsweise kurz vor seiner Emeritierung einen offenen Brief an Papst Johannes Paul II. geschrieben und die Personalpolitik des Vatikan im Hinblick auf Bischofsernennungen scharf kritisiert. Ergänzend zum Text enthält das Buch zahlreiche private Fotos und Schriften von Bischof Stecher.
Das Buch von Martin Kolozs trägt den Titel "Bischof Reinhold Stecher. Leben und Werk" (styria premium-Verlag, 2015).