
Früherer Vorsitzender Hurka verlässt Plattform
Der frühere "Wir sind Kirche"-Vorsitzende Hans-Peter Hurka kehrt der Plattform den Rücken. Als Grund dafür nannte er in einem Bericht der Tageszeitung "Die Presse" am Montag das Verbleiben seiner Nachfolgerin Martha Heizer, die wegen unerlaubter priesterloser Eucharistiefeiern seit dem Vorjahr exkommuniziert ist. Mit der Gründung von "Netzwerk: zeitgemäß glauben" wolle Hurka "Kirchenreform, nicht Kirchenspaltung" erreichen.
"Die bloße Provokation führt zu keinem Dialog. Ohne Dialog wird es aber nicht gehen", begründete Hurka in der "Presse" seinen formellen Austritt. Gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) ergänzte er, dass eine Kirchenreform nur durch Überzeugung entstehe, nicht durch "Gewaltmaßnahmen". Die Mitgliederzahl seiner neuen Kirchenreform-Gruppe sei - wie auch jene der Plattform "Wir sind Kirche" - überschaubar und bewege sich im "Null-komma-Promille-Bereich" der österreichischen Katholiken. "Auch deshalb können wir es uns nicht leisten, mit Machtgehabe aufzutreten", meinte Hurka.
Martha Heizer konterte darauf gegenüber der APA mit dem Hinweis: "Eine 'Reform light' wird es leider nicht geben. Das haben wir lange genug versucht, und es hat sich in der Kirchenleitung nichts gerührt". Das neue "Netzwerk: zeitgemäß glauben" Hurkas schlage "einen anderen, sanften Weg" ein; wenn dies - "entgegen unseren Erfahrungen" - Erfolg habe, "ist das im Sinne der Kirchenreform nur zu wünschen", formulierte Heizer in einer schriftlichen Stellungnahme.
Ihre große Zeit hatte "Wir sind Kirche" in den 1990er-Jahren. Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen den Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer organisierte die Plattform damals das Kirchenvolksbegehren mit fünf Reformforderungen (Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, Gleichberechtigung der Frauen, freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht zölibatärer Lebensform, positive Bewertung der Sexualität sowie "Frohbotschaft statt Drohbotschaft"), das rund eine halbe Million Unterstützer fand.
Bekenntnis zum Dialog
Als grundlegende Richtung gibt Hans-Peter Hurka auf der Initiativ-Website www.zeitgemaess-glauben.at die "Ermutigung für zeitgemäße Reformen in der römisch-katholischen Kirche" an. Die Erneuerung müsse Lehre, Leben und Strukturen umfassen. Die theologische Lehre sei unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und den Zeichen der Zeit ständig weiterzuentwickeln. Dabei sei die Menschenwürde zu beachten und Gewissensentscheidungen zu respektieren. Grundsätzlich bekennt sich das neue Netzwerk zu einem Leben in Geschwisterlichkeit und zum Bemühen um Dialog. "Was gefordert wird, sollte auch selbst gelebt werden", betonte Hurka.