
Marienkron: Ostern mit Kontemplation und Kur
Mit Leib und Seele die Karwoche erleben und Ostern feiern bieten das Kurhaus Marienkron und die dazugehörenden Zisterzienserinnenabtei Marienkron an. Wie sehr diese Kombination Sinn- und Erholungssuchende anzieht, zeigt in diesen Tagen das voll ausgelastete Kurhaus der Ordensfrauen in Möchhof: "Wir wollen hier Leib und Seele in Einklang bringen", so Mutter Ancilla Betting im "Kathpress"-Gespräch über das Credo des Hauses unweit der Grenze zu Ungarn. Das auf Fastenheil- und Kneippkur spezialisierte Haus bietet nicht nur ein Mitfeiern der Kar- und Osterliturgien sowie der klösterlichen Gebetszeiten an, sonder auch gezielte geistliche Impulse, die um die Themen Kreuz, Leid, Leben und Auferstehung kreisen.
Mit dem oft stillen Leid der Kurgäste, das nicht selten zu leiblichen Beschwerden und Krankheit führt, sind die insgesamt 14 Schwestern der Klostergemeinschaft täglich konfrontiert. "Einsamkeit, zu wenig Miteinander, Geduld und Zeit - das sind die großen Wunden unserer Zeit", diagnostiziert Mutter Ancilla, die seit 2011 als Administratorin die Geschicke in der Abtei leitet. Fatal wirke sich ein alles umgreifender Leistungsdruck aus: Das "ich muss" durchzieht nicht nur die Arbeitswelt, auch das private Umfeld, das Familienleben und sogar das spirituelle Leben von Priestern und Ordensleuten seien permanent von diesem scheinbaren Diktat bedroht. Das Gegenmittel dagegen ist nach Meinung der Ordensfrau ein Erlernen von "Achtsamkeit", die sich in einem bewussten Wahrnehmen von Dingen, Personen und Gott zeige.
Positiv sei die Entwicklung, dass bei vielen Menschen ein "ich muss" im Bezug auf Kirche nicht mehr bestehe. "Da hat sich wirklich etwas gewandelt", sagt die 1938 im deutschen Essen als Agnes geborene Betting. Im Gegensatz zu früher, wo Menschen oft aus Druck in die Kirche gegangen seien, "kommen sie heute einfach nicht, und wenn sie kommen, dann bewusst und oft aus einer tiefen Sehnsucht". Immer wieder könne man bei Kurgästen erleben, dass es dabei letztlich um eine Sehnsucht geht, "die nur Gott erfüllen kann". Hierin liege auch die eigentliche Berufung der Ordensfrauen, die sich einem kontemplativen Leben verschrieben haben: "Je mehr ich von Gott empfange, umso mehr muss ich es anderen weitergeben", sagt Mutter Ancilla. Vorteilhaft dabei wirke sich die von der Ordensregel gebotene örtliche Beständigkiet ("stabilitas loci") aus: "Wir sind einfach immer da", so die Ordensfrau.
Spürbarer "Fanziskus-Effekt"
Ja, einen "Franziskus-Effekt" könne sie sehr wohl im Blick auf die Kurgäste feststellen, die sehr unterschiedliche Zugänge zu Glauben und Kirche haben. Es gebe ein sehr positives Echo auf den Papst und seine Botschaft von "Freude, Armut und Kirchenreform". Und nicht wenige hätten deswegen Angst, "dass ihm etwas passieren könnte". Positiv wertet die Ordensfrau auch die oft harten Worte des Papstes an Priester und Bischöfe: Sie sollten sich als echte Seelsorger vor allem um die Menschen und nicht so sehr um sich selbst kümmern, unterstützt die gefragte Exerzitienleiterin die Papstworte an die Adresse der Geistlichkeit.
Nachholbedarf sieht Betting bei der Stellung der Frau in der Kirche: "Männer sollen Frauen ernster nehmen", betont die ehemalige Äbtissin der deutschen Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld. Es beginne damit, Frauen mehr als bisher mit der Leitung von Wortgottesdiensten zu beauftragen oder bei der Einführung der Messe einzubinden. Es brauche aber mehr, zeigt sich die Ordensfrau überzeugt, die sich klar für eine Zulassung von Frauen zum Diakonenamt ausspricht.
Das Kloster Marienkron wurde 1955 von Stift Heiligenkreuz als Gebetsstätte am Eisernen Vorhang gegründet. 1959 wurde es ein selbstständiges Priorat und 1991 zur Abtei erhoben, wo die Zisterzienserinnen für Einkehr, Besinnung und Kontemplation stehen. 1969 gründeten die Ordensfrauen ein Kneipp-Kurhaus, dass kontinuierlich ausgebaut wurde. Seit Anfang 2015 steht das Kurhaus in gemeinsamer Trägerschaft der Abtei mit den Grazer Elisabethinen und dem Stift Heiligenkreuz.