
Menschenrechtsverletzungen in Eritrea
Von schweren Menschenrechtsverletzungen in Eritrea, die vor allem auch die Religionsfreiheit betreffen, berichtet das katholische Hilfswerk "Kirche in Not": "Seminaristen, die zum Militärdienst gezwungen sind, Priester, die das Land nicht verlassen dürfen, und Christen, die aus religiösen Gründen inhaftiert sind." Das ist laut "Kirche in Not" die Situation der Religionsfreiheit in Eritrea. Das Hilfswerk bezog sich in einer Aussendung am Mittwoch auf Informanten vor Ort, deren Identität man aus Sicherheitsgründen nicht nenne.
Die katholische Gemeinde in Eritrea sei sehr aktiv. Obwohl Katholiken nur einen Anteil von 4 Prozent an der Bevölkerung ausmachen, leitet die Kirche beispielsweise in Asmara mehr als 50 Schulen und 30 medizinische und soziale Einrichtungen. Die Kirche stehe ebenfalls an vorderster Front, wenn es darum geht, gegen Missbräuche durch die Regierung die Stimme zu erheben, heißt es in der Aussendung.
Zusammen mit dem Islam, der Eritreisch-Orthodoxen Kirche und der Lutherischen Kirche ist die Katholische Kirche eine der nur vier staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften. Dies bedeute jedoch noch keine volle Religionsfreiheit für Katholiken. "Auf dem Papier sind wir frei, unseren liturgischen Feiern beizuwohnen, aber in Wirklichkeit tut die Regierung alles, was sie kann, um uns davon abzuhalten", zitiert "Kirche in Not" einen Informanten. Nicht selten würden die Behörden während der Sonntagsmesse oder anderen christlichen Feierlichkeiten politische Treffen oder Sportereignisse mit verpflichtender Teilnahme organisieren.
Es gab darüber hinaus zahlreiche Versuche der Behörden, den katholischen Klerus zum Ableisten des Wehrdienstes zu zwingen, der für alle Männer im Alter bis zu 50 Jahren und für alle Frauen bis zum 40. Lebensjahr verpflichtend sei. Dutzende Seminaristen seien verschwunden und von der Einberufung nicht zurückgekehrt. "Heute lassen wir es nicht mehr zu, dass das geschieht, aber die Behörden erlauben niemandem, der nicht den Wehrdienst geleistet hat, das Land zu verlassen, und folglich können unsere Priester nicht ins Ausland gehen, um zu studieren", so ein "Kirche in Not"-Informant.
Religiöse Ausbildung am seidenen Faden
Dies habe allerdings gravierende Auswirkungen auf die religiöse Ausbildung, da der Lehrkörper nicht damit rechnen könne, neue Mitglieder zu bekommen. "Wir haben nur einen Dozenten der Heiligen Schrift. Wenn ihm etwas zustieße, wüssten wir nicht, wie wir ihn ersetzen sollten." Diese strenge Kontrolle durch die Regierung werde als Versuch aufgefasst, die Kirche einzuschüchtern und sie zum Schweigen zu zwingen.
Der Informant bestätigte das Schicksal Tausender Eritreer, die aus politischen und religiösen Gründen inhaftiert sind. "Sie sind in unterirdischen Gefängnissen eingesperrt und von allen vergessen. Nicht einmal ihre Familien wissen, wo sie sind."
Mindestens 1.200 Christen inhaftiert
Laut einem aktuellen Bericht von "Kirche in Not" sind derzeit mindestens 1.200 Christen inhaftiert, und das oftmals aus rein religiösen Gründen. Viele Gefangene würden gefoltert. Die Behörden hätten sogar die Veröffentlichung einiger Dokumente der Katholischen Kirche verboten, darunter die Übersetzung der Soziallehre der Kirche in die örtliche Sprache Tigrinya, da in der Soziallehre nach Auffassung der Zensoren politische Themen behandelt werden.
Wegen der fehlenden Pressefreiheit in Eritrea ist so gut wie nichts über den Staat und die Lebensumstände der Bevölkerung bekannt. Eritrea gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Vor allem junge Menschen fliehen vor dem Militärdienst. Der bitterarme Staat am Horn von Afrika, der von Kritikern auch als das "Nordkorea Afrikas" bezeichnet wird, ist nahezu vollständig abgeriegelt. Seit der Unabhängigkeit von Äthiopien im Jahr 1993 regiert Präsident Isaias Afwerki das Land mit eiserner Faust, Wahlen gibt es nicht. Unabhängige Stimmen im Land werden komplett unterdrückt. Eritrea ist mit Platz 180 das Schlusslicht in der "Rangliste der Pressefreiheit" von Reporter ohne Grenzen. Eritrea stellt daher mit Syrien, dem Irak und Afghanistan das Hauptherkunftsland von Flüchtlingen dar, die in die EU wollen.