25 Jahre Oikocredit Austria
Die Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen in Österreich. "Durch eine gerechte Verteilung von Mitteln kann man zu einer gerechteren Welt beitragen. Das ist unsere Mission", so Friedrich Boschert, Vorstandsvorsitzender von Oikocredit Austria, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien anlässlich des Jubiläums: "Oikocredit war immer ein Pionier bei sozialem Wirkungsmanagement. Wir wollen eine soziale Entwicklung initiieren."
Gegründet wurde Oikocredit Mitte der 1970er-Jahren auf Initiative des Weltkirchenrats. Die Hauptgeschäftsstelle der internationalen Genossenschaft, die nicht auf Gewinn ausgerichtet ist, liegt im niederländischen Amersfoort. Wie in Österreich gibt es in vielen Ländern Förderkreise, über die Genossenschaftsanteile erworben werden können. Die Geldanlage wird mit maximal zwei Prozent verzinst.
Im ersten Monat nach der Gründung in Österreich 1990 seien es 53 Mitglieder gewesen, mittlerweile sei die 5.000er-Marke geknackt. Die Kapitalanlagen hätten 80.000 Euro betragen, heute seien es bereits 81 Millionen, so Boschert. Doch Geld allein sei nicht genug, es komme auf die soziale Wirkung an.
"Das Aufregende an Oikocredit ist, dass wir groß genug sind, um etwas zu verändern, und klein genug, um uns etwas zu trauen", betonte Ging Ledesma, Direktorin für Social Performance Management bei Oikocredit International in Amersfoort: "Armut kommt ja nicht über Nacht, sie ist systematisch und politisch und kann für Jahrhunderte bleiben.
Doch jeder kleine Schritt verändere Leben. Man könne die Veränderungen natürlich nicht innerhalb eines Jahr sehen, sondern nur in einer längeren Perspektive. Es gehe nicht nur um das Geld, sondern um eine finanzielle Partnerschaft. Mit technischer Hilfe und Know-How wolle Oikocredit den Menschen helfen, effektiv mit ihrem Geld umzugehen. "Geld garantiert nicht automatisch eine sofortige Lösung", so Ledesma. Wenn die Menschen Geld hätten, sollten sie auch in der Lage sein, ihr Leben zu verändern. Deshalb gibt es zum Beispiel Mentoring-Programme und Hilfe bei der Erstellung von Geschäftsplänen. "Wir versuchen, die Hilfe so effektiv wie möglich zu gestalten."
Laut Ledesma liegt der Hauptfokus derzeit auf Afrika und landwirtschaftlichen Projekten. Durch eine Verbesserung des Bildungsniveaus könnten die Menschen dort besser mit Korruption umgehen. Ökonomische Ermächtigung führe zu politischem Mitspracherecht.
Auch mit größeren Unternehmen arbeitet Oikocredit zusammen. Manche großen Unternehmen seien offen, ethisch zu arbeiten, so Ledesma. Ihre Partner würden einerseits fair oder biologisch produzieren und andererseits mit kleineren Unternehmen zusammenarbeiten, um ihnen beispielsweise Managementfähigkeiten weiterzugeben.
Günter Lenhart, stellvertretender Vorsitzender von Oikocredit Austria sagt, Oikocredit sei nicht in der Lage, das alles alleine zu schaffen. Deshalb versuche man, die Partner zu vernetzen, damit diese sich gegenseitig helfen könnten. "Wir stellen nicht nur Geld bereit, sondern auch Hilfe bei Management und Marketing", so Lenhart. Oikocredit vergebe die Kredite nicht wie eine Bank, sondern flexibel und mit Verständnis für die individuelle Lage. Durch Risikomanagement werde der Kredit keine Schuldenfalle. Ein großes Thema sei für Oikocredit auch die Flüchtlingsdebatte. Es sei wichtig, dass die Menschen in ihren Heimatländern bleiben könnten, so Lenhart: "Wir sind da, damit sie nicht von zu Hause weg müssen."
Die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit unterstützt seit 1975 Menschen in Armut durch die Refinanzierung sozial nachhaltig arbeitender Mikrofinanzinstitutionen und Genossenschaften, sowie kleiner und mittlerer Unternehmen in Entwicklungsländern. Oikocredit engagiert sich weltweit für eine faire Vergabe von Darlehen und bietet finanziellen Service sowie Know-how.
Über 800 Oikocredit-Partnerorganisationen weltweit ermöglichen Start-Ups für Millionen armer Menschen. Das Kapital für die Kreditvergabe stammt von über 53.000 Anlegern weltweit. Das Geld wird über eine zentrale Koordinationsstelle in den Niederlanden an Regional- und Länderbüros in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa geleitet, die vor Ort mit Partnerorganisationen in Kontakt stehen.
1990 wurde Oikocredit in Österreich gegründet. Seitdem gibt es die Möglichkeit für Privatpersonen, Vereine, Stiftungen, Pfarren und andere Organisationen, in Oikocredit zu investieren.
(Infos: www.oikocredit.at)