Jahreschronik 2015 - April
2. April
Papst Franziskus wäscht bei der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag im römischen Rebibbia-Gefängnis zwölf Häftlingen die Füße. Zusätzlich vollzieht er den Ritus an einem kleinen Kind, das auf dem Schoß seiner in der Strafanstalt inhaftierten Mutter Platz genommen hat.
3. April
Zehntausende beten mit dem Papst vor dem Kolosseum in Rom den Kreuzweg am Karfreitag. Franziskus beklagt die Verfolgung von Christen wegen ihres Glaubens.
5. April
In seiner Botschaft beim traditionellen Ostersegen "Urbi et orbi" ruft der Papst die Weltgemeinschaft erneut zum Handeln im Nahen Osten auf. Der Lärm der Waffen in Syrien und im Irak müsse aufhören und ein friedliches Zusammenleben wiederhergestellt werden.
5. April
Österreichs Bischöfe betonen zu Ostern die Aktualität der Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu. Der Tiroler Bischof Manfred Scheuer beklagt in seiner Osterpredigt die auch vom Papst angesprochene "Krankheit des geistlichen Alzheimers" in der Gesellschaft. In diesem Schweigen über Gott und die Auferstehung wachse auch eine Gleichgültigkeit über das Schicksal des Anderen.
10. April
Im Vorfeld des 100-Jahr-Gedenkens an den Beginn des Völkermords an den Armeniern wendet sich der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) in Briefen an Bundespräsident Fischer, Nationalratspräsidentin Bures und die Regierungsspitze um Bundeskanzler Faymann. In dem Schreiben wird darum ersucht, dass Österreich den Völkermord am armenischen Volk anerkennt und "damit dem Beispiel vieler anderer Staaten folgen möge".
11. April
Der Papst ruft offiziell ein außerordentliches "Heiliges Jahr" der katholischen Kirche aus. Vor der Heiligen Pforte des Petersdoms überreicht Franziskus ausgewählten Kardinälen und Erzbischöfen die Verkündigungsbulle. Das "außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit" beginnt am 8. Dezember und endet am 20. November 2016.
12. April
Während eines Gottesdienstes mit Katholiken des armenischen Ritus im Petersdom bezeichnet der Papst das Vorgehen des Osmanischen Reiches gegen die Armenier während des Ersten Weltkriegs erstmals öffentlich als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts". Die türkische Regierung bestellt daraufhin den Vatikanbotschafter in Ankara ein und zieht ihren eigenen Vertreter beim Heiligen Stuhl ab.
14. April
Die Dreikönigsaktion vermeldet mit einem Spendenergebnis von 16,3 Millionen Euro bei der jüngsten Sternsingeraktion am Jahreswechsel 2014/15 einen neuen Rekord. Seit 1954 haben die Sternsinger insgesamt mehr als 383 Millionen Euro ersungen.
16. April
Papst Franziskus ernennt Wilhelm Krautwaschl zum Diözesanbischof von Graz-Seckau und Werner Freistetter zum neuen österreichischen Militärbischof. Mit der Ernennung von Freistetter wird gleichzeitig der vom bisherigen Militärbischof Christian Werner bereits 2013 eingereichte Rücktritt angenommen.
17. April
Ein neuer Grunderlass des Bildungsministeriums zur schulischen Sexualerziehung sorgt für scharfe Kritik auch von kirchlichen Experten. IEF-Direktor Johannes Reinprecht bemängelt, der Erlass weise zahlreiche Schwächen auf und sei "wert-lose" Sexualpädagogik, die Kinder nicht altersgemäß mit Pornografie konfrontiere und "auf leisen Sohlen vorbei an den Eltern" gehe.
19. April
Im Mittelmeer erreicht im April die Zahl der Bootsflüchtlinge aus Afrika einen neuen Höhepunkt. In der Nacht auf den 19. April sterben rund 950 Menschen beim Untergang eines Bootes. Papst Franziskus ruft die internationale Gemeinschaft daraufhin erneut zum sofortigen Handeln auf, um solche Tragödien zu verhindern. In Wien fordern am 20. April bei einer Kundgebung im Regierungsviertel tausende Menschen ein Umdenken in der europäischen Migrationspolitik und sofortige Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Flüchtlingstragödien. Caritas-Präsident Landau bezeichnet bei der Kundgebung, in deren Rahmen auch Bundespräsident Fischer spricht, das Massensterben im Mittelmeer als "Schande Europas".
20. April
Erster "Medienstudientag" der katholischen Kirche zu Kirche und Familie: Der Feldkircher Pastoralamtsleiter Walter Schmolly berichtet in Wien über die Rückmeldungen aus den österreichischen Diözesen auf die 46 Fragen des vatikanischen Vorbereitungs-Sekretariats für die Familiensynode. Die Antworten zeigen Hoffnungen auf neue Akzente hinsichtlich der kirchlichen Lehre zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Sexualmoral.
20. April
Weltweiter Aktionstag gegen TTIP: Bischof Ludwig Schwarz warnt in seiner Funktion als Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission vor "dramatischen Auswirkungen" des geplanten transatlantischen Freihandelsabkommens.
21. April
Die österreichischen Bischöfe bezeichnen in einer gemeinsamen Erklärung zum Gedenken an den Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren, die damaligen Ereignisse als "eine der größten Katastrophen der Christenheit in ihrer ganzen Geschichte". Die Bischöfe bekennen zudem die Mitschuld Österreich-Ungarns am Genozid und kritisieren jede Leugnung des Völkermordes. "Habt keine Angst vor der Wahrheit!", appelliert Kardinal Schönborn am 24. April bei einer Gedenkmesse im Stephansdom an all jene, die das Völkermord-Gedenken kritisieren.
21. April
Vor dem Wiener Landesgericht erinnert ein neues Mahnmal an die mehr als 1.200 Frauen und Männer - unter ihnen auch die Ordensschwester Maria Restituta Kafka sowie die Priester Heinrich Maier und Heinrich Dalla -, die hier zwischen 1938 und 1945 von der NS-Justiz hingerichtet wurden.
23. April
Vertreter der "Aktion Leben" übergeben knapp 49.000 Unterschriften für die Bürgerinitiative "Fakten helfen" an den zweiten Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf. Die Bürgerinitiative fordert die Einführung einer bundesweiten anonymen Statistik über Abtreibungen.
24. April
Kardinal Schönborn wendet sich mit einem "dringenden Appell" zugunsten der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer an die österreichische Bundesregierung. "Setzen Sie sich für mehr Rettungsringe und für mehr Rettungsboote ein. Für ein Europa der Mitmenschlichkeit", heißt es wörtlich in einem Offenen Brief, der in der "Kronen Zeitung" und der Zeitung "Heute" veröffentlicht wird.
25. April
Ein Erdbeben in der Himalaya-Region tötet in Nepal rund 8.900 Menschen. 600.000 Häuser werden durch die Erdstöße und ein weiteres Beben am 12. Mai zerstört, fast 300.000 weitere beschädigt. Die Caritas versorgt u.a. mit Spenden aus Österreich allein in den ersten drei Monaten nach der Katastrophe mehr als 43.000 Betroffene mit Hilfsgütern und stellt Spezial-Zelte als Ersatz für zerstörte Schulen oder Gesundheitsstationen zur Verfügung.
30. April
Im Stift Heiligenkreuz wird die Fertigstellung des neuen Campus der "Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz" gefeiert. Die Hochschule ist in gut zweijähriger Bauzeit um Hörsäle, Seminarräume und eine Bibliothek erweitert worden.