Schau über die Lebenswelten Jugendlicher im "KULTUMGraz"
Einblick in die Lebenswelten von Jugendlichen verschiedener Herkunft - von einheimischen Lehrlingen ebenso wie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen - bietet die neue Ausstellung "Gestrandet" im Grazer Kulturzentrum bei den Minoriten ("KULTUMGraz"). Die beiden Kuratorinnen Birte Brudermann und Clara Peterlik gestalteten auch mit Hilfe von Geisteswissenschaftlern ein "Bild- und WortProjekt", wie das renommierte kirchliche Kulturzentrum ankündigte: "Wie denken junge Menschen über ihren Körper, den Genuss und das Unheimliche? Wie deckt sich das mit dem, was WissenschaftlerInnen über diese Altersgruppe schreiben?" Und weiter heißt es über "eine etwas andere Ausstellung": "Da werden heikle politische Themen unverblümt angesprochen."
Zur Eröffnung am Mittwoch, 14. September, um 19 Uhr führen die beiden Kuratorinnen in ihr Projekt ein, das im vergangenen Frühling bereits bei den Wiener Festwochen zu sehen war. Anschließend spricht der Kunsthistoriker Erwin Pokorny über den "Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch, dessen Teilausschnitte für die Ausstellung verwendet werden. Der Eintritt ist frei.
Die Schau bringe "etwas von einem schwelenden Gesellschafts-, Kultur- und auch Religionskonflikt" zum Ausdruck, "den die political correctness schlicht verschweigt". Völlig überraschend sei für die beiden Künstlerinnen gewesen, dass sich vor allem die Jugendlichen migrantischer Herkunft besonders über die Religion definiert hätten: "In kürzester Zeit gingen die Gespräche über die Religion." Dabei öffne sich weit die Schere zwischen dem agnostischen Universitätsprofessor, der religiöse Sprache zu "übersetzen" sucht - "Paradies ist ein Wort für eine Idee" - und jungen Menschen, die in der Entwurzelung durch die Migration auf das kulturelle Gepäck ihrer Eltern- und Großeltern zurückgreifen, oder aber heimische Jugendliche, die sich der eigenen religiösen Tradition so gänzlich entsagt zu haben scheinen: "Es trifft hier etwas aufeinander, dass keinen öffentlichen Diskurs hat", merkte "KULTUMGraz" an.
Kulturelle Bruchlinien tun sich auf
Thematisiert werden aber auch Feindseligkeiten zwischen Einheimischen und Zuwanderern. Ein Lehrling begründete seine Verweigerung von Kebab mit dem Hinweis, er wolle nicht dazu beitragen, dass der Anbieter seine ganze Familie nach Österreich holt. Birte Brudermann macht in ihren Projekten seit Jahren die Erfahrung, dass Lehrlinge und Berufsschüler oft fast durchgängig die FPÖ präferieren: "Ein Jugendlicher hat gesagt: 'Ich bin 16, und finde es blöd, dass ich mit 16 wählen soll, weil ich ja nicht weiß, worum's geht, und die FPÖ ist die einzige Partei, wo ich versteh, worum's geht'."
Umgekehrt sei von jugendlichen Zuwanderern zu hören: "Was wollt Ihr Europäer, Ihr seid wenige. Und wenn wir aus Asien und Afrika kommen, wir sind einfach mehr und viel stärker." Laut Brudermann sind genau das "die Themen, wo ich sag, da müssen wir jetzt uns Gedanken machen, und nicht in 15 Jahren". (Info: www.kultum.at)
Quelle: kathpress