Erzabt Birnbacher: "Wir können nicht alles"
Die Corona-Pandemie bremst menschliche Allmachtsvorstellungen wieder ein wenig ein: Davon zeigt sich der Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche" überzeugt. Die Coronakrise zeige, "wie fragil unser gesamtes System ist", so der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz. Der Glaube sei insofern eine Hilfe, "als ich nicht primär nach einem Schuldigen oder einem Grund suche und - typisch für unsere Mentalität - einklage. Sondern es gibt Dinge, die wir eben nicht im Griff haben. Das ist vermutlich auch gut so, damit wir merken: Wir können nicht alles." Der Mensch könne sich nicht selbst erlösen, "sondern er ist erlösungsbedürftig".
Für die Orden sehe er in Coronazeiten keine spezifische Aufgaben, aber "natürlich bleibt es unsere Aufgabe, den Menschen nahe zu sein". Auch wenn zurzeit ein unmittelbarer körperlicher Kontakt nicht möglich sei und dieser schlimme Folgen haben könnte, gebe es doch viele andere Möglichkeiten, den Menschen nahe zu sein. "Ich telefoniere zurzeit sehr viel und rede mit vielen Menschen", berichtete Birnbacher.
Ein wenig problematisch finde er schon, dass die Eucharistie - "also das, was die Kirche im Innersten zusammenhält" - derzeit nur im geschlossenen Bereich stattfinden kann. Aber:
Ich nehme einmal an, dass das eine Episode ist, ein ganz neues Fasten, das uns nun aus Verantwortung gegenüber den anderen abverlangt wird.
Man dürfe auch kein materielles Verständnis von Eucharistie haben, wonach man gänzlich verloren wäre, wenn man nicht physisch die Kommunion empfangen kann. Birnbacher: "Ich kann den Menschen, die sich bei mir melden, erklären, warum sie nicht des Seelenheils verlustig gehen, wenn sie nicht die Kommunion bekommen können."
Der Erzabt weiter wörtlich: "Ich weiß, dass die Situation ernst ist, deswegen ist hier Vernunft geboten, etwa den Abstand untereinander einzuhalten. Ein fundamentalistisches Glaubensverständnis ist hier nicht sehr hilfreich. Allen muss klar sein, dass der Schutz die primäre Sorge ist. Ich hoffe ja, dass alles vorübergeht, dass wir danach in Freude wieder zu den Sakramenten gehen können."
Quelle: kathpress