Corona-Krise: Straßenkinder wissen nicht, wohin
Millionen von Straßenkindern sind von den aktuellen Corona-Ausgangssperren besonders betroffen, egal ob in Delhi oder Kampala, Quito, Tirana oder Addis Abeba: Darauf hat die Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" in einer Aussendung vom Freitag hingewiesen. Die obdachlosen Kinder "können nicht einfach zu Hause bleiben, denn ihr Zuhause ist der öffentliche Raum, aus dem sie jetzt vertrieben werden", mahnte Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Die Corona-Krise verschärfte die prekäre Lage dieser Kinder um ein Vielfaches: "Sie wissen buchstäblich nicht, wohin, und sind mehr denn je auf Hilfe angewiesen", so Heiserer. "Jugend Eine Welt" bittet daher um Spenden für dringend nötige Hygieneartikel, Lebensmittel sowie Medikamente für Straßenkinder.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die weltweit auf der Straße leben müssen, wird laut der Hilfsorganisation auf mindestens 100 Millionen geschätzt. Sie leben von Gelegenheitsjobs, sammeln Müll oder betteln und verfügen nur selten über gültige Ausweispapiere. Unterstützt werden sie u.a. von Don Bosco-Projekten in aller Welt. Diese bräuchten nun dringend zusätzliche Unterstützung für die Versorgung der obdachlosen Kinder, so "Jugend Eine Welt".
Uganda: Corona verschärft Armut
Ein Großteil der Straßenkinder in Uganda müsse sich derzeit in Verstecken aufhalten, berichtete etwa der "Jugend Eine Welt"-Projektpartner und Salesianerpater Elie Nyandwi aus Uganda. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen hätten keine Möglichkeit sich vor Covid-19 zu schützen: "Sie haben nichts zu essen, nichts zu trinken und auch kein Wasser, um sich zu waschen oder gar Seife", so der Direktor des Don Bosco-Kinderschutzzentrums "CALM", das in einem Vorort der Hauptstadt Kampala liegt. Im ostafrikanischen Binnenland gibt es laut offiziellen Angaben der Regierung allein in den drei Städten Jinja, Mbale und Iganga mehr als 30.000 Straßenkinder.
Äthiopien: Quarantäne mit Straßenkindern
In der äthiopischen Hauptstand Addis Abeba bietet ein Don Bosco-Zentrum aktuell rund 400 Straßenkindern Zuflucht. In Zeiten der Ausgangssperren bekämen sie dort Essen, medizinische Versorgung sowie Spezialunterricht, so der Salesianerpater Angelo Ragazzo. Zwar hätte der Orden die Einrichtung aus Präventionsgründen für Schüler schließen und Lehrer nach Hause schicken müssen, "aber die Straßenkinder durften bleiben, denn sie können nirgendwo anders hin." Nur Wachpersonal, Köche und Sozialarbeiter dürften derzeit unter Beachtung von Sanitär- und Abstandsvorschriften ein- und ausgehen.
"Jugend Eine Welt" bittet aktuell um Spenden für die Hilfsprojekte zugunsten von Straßenkindern. Eingehende Spenden bis zu einer Summe von 150.000 Euro würden von zwei großzügigen Gebern bis Ende Mai verdoppelt, so die Hilfsorganisation. (Spenden an "Jugend Eine Welt": Kennwort "Corona-Hilfe verdoppelt"; IBAN AT66 3600 0000 0002 4000; Online-Spenden: www.jugendeinewelt.at/spenden)
Quelle: kathpress