Wien: 170.000 Zuseher bei Livestream-Messen mit Kardinal Schönborn
Samstagfrüh hat der vorläufig letzte Livestream aus der Andreaskapelle im Wiener Erzbischöflichen Palais mit Kardinal Christoph Schönborn und Weihbischof Stephan Turnovszky stattgefunden. Aus der Not geboren, habe sich in zehn Wochen eine richtige Feiergemeinschaft entwickelt, wie die Erzdiözese Wien in einer Aussendung mitteilte. "Mehr als 10 Wochen lang wurden fast täglich die Frühmessen, die ich mit meiner Hausgemeinschaft in der Andreaskapelle feiere, über den Livestream-Kanal der Erzdiözese Wien und den ORF III übertragen. Es hat mich überwältigt, dass so viele Menschen von zu Hause daran teilgenommen haben", so Kardinal Christoph Schönborn. Beim letzten Gottesdienst bat der Wiener Erzbischof, "dass wir in unserem Land eine Stärkung des Glaubens erleben durch die Kraft des Heiligen Geistes".
Insgesamt wurden 62 Gottesdienste übertragen und rund 170.000 Zuseher erreicht, wie die Erzdiözese mitteilte. Ein Team von 21 Personen sorgte, teils in Homeoffice, teils abwechselnd vor Ort in der Andreaskapelle, für den reibungslosen Ablauf der Morgenmessen. Dazu kämen noch 50 Personen, die die Telefonhotline, die extra für Gespräche nach den Gottesdiensten eingerichtet wurde, betreut haben. Gut tausend Menschen hätten ihre Anliegen, Gedanken, Ängste aber auch Danksagungen über das Telefon zum Ausdruck gebracht. Sieben der 62 Livestreams wurden zusätzlich mit Gebärdendolmetsch gesendet, um auch Gehörlosen eine Teilhabe zu ermöglichen.
Die Initiative war von Kardinal Schönborn persönlich ausgegangen. Nachdem es in Österreich am 15. März zum Lockdown gekommen war, wurde auf den ausdrücklichen Wunsch des Kardinals innerhalb von zwei Tagen ein Team auf die Beine gestellt, um geplante zehn Livestreams aus der Andreaskapelle zu senden. Nachdem diese Gottesdienste bereits jeweils bis zu 8.000 Zuseher erreichten und es viele positive Rückmeldungen gab, habe man sich zum Weitermachen entschieden.
Obwohl inzwischen wieder öffentliche Gottesdienste möglich sind, hätten sich auch zuletzt noch jeden Morgen über tausend Zuseherinnen und Zuseher via Livestream zur gemeinsamen Messfeier eingefunden.
Kardinal Christoph Schönborn hatte dieser Tage im Kathpress-Interview bereits angekündigt, dass er über eine Fortsetzung der Übertragungen der Gottesdienste aus der Bischofskapelle nachdenke, allerdings in einer nicht mehr so aufwendigen Form. Diözesansprecher Michael Prüller bestätigte am Samstag gegenüber Kathpress entsprechende Überlegungen, für Details sei es aber noch zu früh.
"Etwas Einmaliges entstanden"
"Die unzähligen berührenden Rückmeldungen haben mir gezeigt, dass hier etwas ganz Einmaliges entstanden ist", so Kardinal Schönborn in der Aussendung der Erzdiözese: "Viele Menschen haben sich jeden Morgen auf die Frühmesse gefreut, sie haben Trost und Hoffnung erfahren. Auch wenn ich Sie nicht sehen konnte und nicht weiß, wer im Einzelnen daran teilgenommen hat, war doch eine Gemeinschaft, eine tiefe Verbundenheit im Gebet spürbar. Für mich war es bereichernd, in der Vorbereitung auf die Predigt jeden Tag aufs Neue zu betrachten, was das Wort Gottes uns heute sagen kann. Ich danke dem ORF und der Technik, die diese hochqualitative Übertragung ermöglicht haben." Vor allem wolle er aber auch allen Gläubigen danken, dass sie mit Ihrem Gebet und Ihren persönlichen Anliegen diese Gottesdienste mitgetragen hätten.
Für Weihbischof Stephan Turnovszky, der den Erzbischof des öfteren vertrat, waren die Werktagsmessen Trost und Stütze in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen. "Ich musste nicht alleine zelebrieren, sondern konnte die heilige Messe mit via Medien einbezogenen Menschen feiern", so Turnovszky. Die vielen Rückmeldungen hätten gezeigt, "dass sich tatsächlich so etwas wie eine Feiergemeinde gebildet hat. Das hat wiederum meine Verkündigung inspiriert, weil ich eine Ahnung von den Mitfeiernden hatte." Trotz aller Einschränkungen sei so ein menschlicher Dialog erfahrbar geworden.
Gedenken an Märtyrerpriester Neururer
Dem letzten Gottesdienst am Samstagmorgen standen Kardinal Schönborn und Weihbischof Turnovszky gemeinsam vor. Schönborn erinnerte dabei u.a. an den NS-Märtyrerpriester Otto Neururer (1882-1940). Neururer war am 30. Mai 1940 im KZ Buchenwald zu Tode gefoltert worden. 1996 wurde er von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.
Alle Predigten der Gottesdienste können weiter auf dem YouTube Channel der Erzdiözese Wien aufgerufen und angesehen werden. (https://www.youtube.com/c/Erzdi%C3%B6zeseWien)
Quelle: kathpress