Spendenrekord für kirchliche Hilfsorganisationen
Mehr als 4.000 Projekte in insgesamt 118 Ländern mit einem Gesamtvolumen von 98,4 Millionen Euro konnten kirchliche Hilfsorganisationen im Vorjahr unterstützen
Image (img2) invalid or missing |
|
Mehr als 4.000 Projekte in insgesamt 118 Ländern mit einem Gesamtvolumen von 98,4 Millionen Euro konnten kirchliche Hilfsorganisationen im Vorjahr unterstützen. Noch nie konnten Projekte mit einem solchen Gesamtvolumen unterstützt werden. Das sei vor allem durch Spendengelder möglich geworden, berichteten Vertreter von Caritas, Dreikönigsaktion und der Koordinationsstelle der Bischofskonferenz (KOO) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag in Wien. Gleichzeitig forderten sie von der Politik eindringlich eine deutliche Steigerung der Budgetmittel für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und humanitäre Hilfe.
Aufgeschlüsselt auf die Mittelherkunft teile sich die Summe von rund 98,4 Millionen Euro auf eine Eigenleistung der kirchlichen Hilfsorganisationen - die vereinfacht erklärt mit Spendengeldern gleichzusetzen ist - von rund 85 Millionen Euro sowie rund 13,4 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln auf, erläuterte der KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl gegenüber "Kathpress". Die öffentlichen Mitteln setzen sich aus Mitteln des Staates von etwa 8,5 Millionen Euro zusammen, der Rest stammt von Seiten der EU bzw. anderen Quellen.
Diese "Rekordsumme" von 2010 sei auch eine Folge der Not im "Jahr der Katastrophen 2010", u. a. mit dem Erdbeben in Haiti und der Flut in Pakistan, sagte der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz: "So sehr das Ausmaß der Katastrophen bestürzt, so sehr ist die enorme Solidarität auch ein Grund zur Freude."
Das "starke Signal der Mitmenschlichkeit", das Tausende österreichische Privatpersonen durch ihre Spendenbereitschaft setzten, "steht in einem dramatischen Gegensatz zur Untätigkeit des offiziellen Österreich", betonte der Bischof: "Wir fordern die politischen Verantwortlichen der Regierung dazu auf, sich ein Beispiel an der Bevölkerung zu nehmen und endlich einen angemessenen Beitrag zur weltweiten Bekämpfung von Armut und Hunger zu leisten."
"Österreich ist von den Geberländern jenes Land, das am meisten bei der Hilfe in den Entwicklungsländern spart. Das ist angesichts der Not ein Skandal", kritisierte KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl. "Die hohe Spendenbereitschaft der Österreicher beweist, dass das Anliegen angenommen wird und dass sie bereit sind für Solidarität." So sei es "unverständlich, dass die österreichische Regierung keinen angemessenen Beitrag leistet".
"Wir fordern von der Bundesregierung, dass die internationale Armutsbekämpfung als Aufgabe der gesamten Bundesregierung gesehen wird", betonte Hödl. Weiters fordere man die Rücknahme der Kürzungen der bilateralen EZA im Budget 2012, die Revision des bis 2014 geplanten Sparbudgets der Austrian Development Agency (ADA), eine gesetzliche Absicherung und einen verbindlichen Stufenplan für die Ausweitung der österreichischen Hilfe. Wenn dieses Versprechen nicht bald eingelöst werde, "ist die Glaubwürdigkeit und der Anstand der Regierung in Gefahr", so Hödl.
Hilfe gibt Hoffnung
"Hilfe lindert existenzielle Not, aber sie macht auch Hoffnung", betonte Caritas-Auslandshilfe-Chef Christoph Schweifer. "Und ich bin davon überzeugt, dass diese Hoffnung auch für Ostafrika möglich ist", meinte er angesichts der herrschenden Dürrekatastrophe. Die von der Bundesregierung bisher für die Ostafrika-Hilfe zugesagten 1,5 Millionen Euro könnten aber "nur ein erster Schritt" sein. Eine Erhöhung auf zehn Millionen Euro wäre dem Ausmaß und der Dramatik angemessen.
Selbstverständlich müsse sein, dass bei einem ersten Anzeichen einer Hungerkrise eine Hilfsreaktion geschieht: "Das ist in Ostafrika stark vernachlässigt worden. Die Staaten, auch Österreich, haben zu langsam reagiert", erklärte Schweifer. Der heimische Katastrophenfonds gehöre mit mindestens 20 Millionen Euro ausgestattet, um rasch Maßnahmen setzen zu können.
Schweifer gab auch einen weiteren Ausblick: "Wir haben zwölf Millionen Menschen, die am Horn von Afrika hungern, aber wir haben auch 925 Millionen Menschen auf der Welt, die an Hunger leiden. Es gibt die Möglichkeit, dass niemand hungern müsste auf der Welt. Wir haben die Möglichkeiten - was fehlt, ist der politische Wille, diesen Hunger zu bekämpfen."
Auch Erwin Eder, Geschäftsführer der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, betonte die Forderung nach mehr Geld für EZA und humanitärer Hilfe. Mit Blick auf Ostafrika erklärte Eder, dass auch die Sternsinger ihre "Kilometerleistung gegen die Armut auf der Welt erneut steigern" werden: "Es ist aber eine Schande für unser Land, dass Kinder die leeren Kilometer der Politiker in Sachen öffentlicher Entwicklungszusammenarbeit kompensieren müssen."