Lebenskunst
15.11. | 07:05 | Ö1
Von alten und jungen Leopolds – Ein Besuch in Klosterneuburg und Wien
In Österreich wird der 15. November vielerorts traditioneller Weise als Gedenktag des Heiligen Leopold begangen, als „Tag des Leopold“, lateinisch: „Dies Leopoldi“. Und zu Leopoldi haben Schülerinnen und Schüler in Wien und Niederösterreich frei, nicht zuletzt deshalb ist dieser Heilige beliebt, auch wenn der 15. November heuer auf einen Sonntag fällt. Der einstige Babenberger Markgraf Leopold der III. gilt als Nationalpatron Österreichs und Landespatron der Bundesländer Wien, Niederösterreich und Oberösterreich, im letztgenannten Bundesland gemeinsam mit dem Heiligen Florian. Am 15. November 1136 ist er bei Klosterneuburg gestorben, davor hat er – vor mehr als 900 Jahren – u. a. das Stift Klosterneuburg gegründet. Er wird gerne auch als „der Fromme“ und „der Milde“ bezeichnet, vor allem wegen seiner großzügigen Gaben und Tätigkeiten in Wien und Niederösterreich. Bereits im Jahr 1485 wurde er katholischerseits heiliggesprochen. Im Rahmen des Ö1-Bundesländerschwerpunktes, der Mitte November mit Erkundungen in Niederösterreich beginnt, hat sich Andreas Mittendorfer in Klosterneuburg und Wien auf die Spuren des Heiligen Leopold begeben.
Katholisch auf Arabisch – Die syrisch-maronitische Gemeinde in Wien
Wenn in Gesängen „Allah“ zu hören ist, „Allah“ angerufen wird, handelt es sich nicht automatisch um muslimische Gebete. Das arabische Allah bedeutet „Gott“ und wird demzufolge auch von Arabisch sprechenden Christ/innen verwendet, so etwa in Syrien – und in Wien: Im 19. Bezirk Wiens treffen sich die Mitglieder der syrisch-maronitischen Gemeinde jeden Sonntag in einem katholischen Kirchengebäude ganz in der Nähe des Karl-Marx-Hof. In Syrien sind heute etwa 88 Prozent der Bevölkerung Muslim/innen, 74 Prozent davon sind Sunnit/innen – und 10 Prozent der Bevölkerung sind Christ/innen verschiedener Konfessionen. Eine davon ist besagte maronitische Kirche. Sie geht auf den Heiligen Maron zurück, einen Priestermönch aus der Region Cyrrhus zwischen Aleppo und Antiochien, dem Heilkräfte zugeschrieben wurden und der Mönche ausgebildet hat. Maron von Beit lebte und wirkte Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. Für den Ö1-Themenschwerpunkt „Nebenan: Erkundungen in Europas Nachbarschaft – Syrien“ hat Maria Harmer die „Wiener Niederlassung“ seiner Kirche besucht und mit den Menschen dort über ihr Leben und ihr Einleben in Wien gesprochen, über ihre Flucht aus dem Bürgerkriegsland und die Sorge um ihre Verwandten sowie über den Stellenwert der syrisch-maronitischen Gemeinde.
Florierend und doch fragil – Jüdisches Leben in Graz
Wenn es 82 Jahre nach den Novemberpogromen von 1938 zu Schändungen jüdischer Einrichtungen kommt, Menschen verletzt und ermordet werden, gibt das besonders zu denken und erschreckt – auch die Menschen rund um die Grazer Synagoge. Denn es ist florierend und doch fragil: das jüdische Leben in Graz. Die erste Erwähnung einer Ansiedlung von Jüdinnen und Juden in Graz findet sich im Jahre 1261, die Geschichte danach verlief höchst wechselvoll. Nachdem sich Jüdinnen und Juden gegen Ende des 19. Jahrhunderts etabliert hatten, kam es im Zuge des Novemberpogroms von 9. auf 10. November 1938 zu einer Welle von Verhaftungen jüdischer Männer, von denen über 300 ins Konzentrationslager Dachau deportiert wurden. Die große Synagoge am Grieskai sowie die Zeremonienhalle wurden in Brand gesteckt und in weiterer Folge dem Erdboden gleichgemacht. Im Frühjahr 1940 erklärt sich Graz als „judenrein“. Heute gibt die neu errichtete und vor 20 Jahren eröffnete Synagoge ein attraktives künstlerisches Zeugnis des nun wieder florierenden jüdischen Lebens in Graz. Die Beschmierungen und Beschädigungen ihrer Ostmauer und einiger Fenster haben dieses Jahr österreichweit entsetzt und erschüttert. Mit dem Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, vor der Synagoge im vergangenen August wurde – wie er selbst sagt – eine rote Linie überschritten. Wie geht die steirische Gemeinde damit um? Kerstin Tretina hat in Vergangenheit und Gegenwart recherchiert und drei Gemeindemitglieder gebeten, mit ihren Smartphones ausgerüstet ihre Lieblingsorte in der Gemeinde aufzusuchen und diese selbst vorzustellen.
Eine tüchtige Frau, wer findet sie? – Bibelessay zum Buch der Sprichwörter 31, 10-13.19-20.30-31
Am Sonntag, dem 15. November, ist für katholische Gottesdienste als Lesung ein Text aus dem Alten oder Ersten Testament vorgesehen, dessen Endredaktion um das Jahr 200 v. Chr. stattgefunden haben dürfte und der ein damaliges Frauen-Ideal besingt. Das heißt, die römisch-katholische Kirche macht sich ein Loblied des Volkes Israel zu eigen, meint der katholische Theologe und Autor Franz Josef Weißenböck – und stellt ein paar nüchtern-kritische Fragen.