Lebenskunst
1. Jänner
Das Gottschöne in der Welt entdecken – Franz von Assisi und Impulse zum Weltfriedenstag
Der 1. Jänner hat viele Namen und Bedeutungen, von Neujahr und Neujahrstag über „Fest der Beschneidung Jesu“, das gemäß der jüdischen Tradition in mehreren christlichen Kirchen am achten Tag nach Weihnachten gefeiert wird, bis zum in der katholischen Kirche begangenen „Hochfest der Gottesmutter Maria“, dessen Tradition ins 7. Jahrhundert zurückreicht. 1967 hat Papst Paul VI. den Neujahrstag zum Weltfriedenstag erklärt. Einer, der in diesem Zusammenhang als Vorbild gelten kann, ist der Gottsucher und Mystiker Francesco di Pietro di Bernardone, besser bekannt als Franz von Assisi. Ende des 12. Jahrhunderts in Umbrien, im heutigen Italien, geboren, war er als junger Mann Soldat und hat nach seiner Hinwendung zu einem radikal religiösen Leben Perspektiven für einen umfassenden Frieden umrissen. Wie diese aussehen, hat Brigitte Krautgartner im Gespräch mit dem Kulturpublizisten Hubert Gaisbauer ausgelotet, der selbst seit seiner Jugend immer wieder den Gedanken des Heiligen Franz nachgeht.
„Jungfrau, Mutter, Königin“ – Maria aus Nazareth und ihre vielen Aufgaben
In der katholischen Kirche gilt der 1. Jänner also unter anderem als Hochfest der Maria aus Nazareth, die den verheißenen Messias, übersetzt Christus, geboren hat. Doch damit nicht genug. Das einstmals jüdische Mädchen Mirjam wird im Christentum nicht nur als Mutter des Gottessohns verehrt, sondern von Katholik/innen auch als „Königin der Märtyrer“, als „Himmelskönigin“ und als „Königin der Engel“. Oft schlicht als „Jungfrau“ bezeichnet, gilt sie in der orthodoxen Kirche als „Theotokos“, als „Gottesgebärerin“. Markus Veinfurter hat sich zu den verschiedenen Aufgaben der Heiligen Maria umgesehen und umgehört: Seine Erforschung beginnt in der katholischen Pfarrkirche Rudolfsheim im 15. Bezirk Wiens, dem „multikulturellsten“ der insgesamt 23. Die Kirche ist „Maria, Königin der Märtyrer“ geweiht.
Mein Tempel, meine Kirche, mein Gotteshaus – Junge Menschen und ihre spirituelle Heimat
Kirchen, buddhistische Klöster, Hindu-Tempel, Synagogen oder Moscheen: All diese Orte können für gläubige Menschen spirituelle Heimat sein. Auch junge Gläubige fühlen sich in ihren „Gotteshäusern“ geborgen, tanken dort Energie für den Alltag oder nutzen sie fürs Gebet. Lena Göbl nimmt ihr Publikum mit auf eine Reise quer durch Österreich, auf der sie noch vor dem jüngsten harten Lockdown fünf junge Menschen in ihrer „religiösen Heimat“ besucht hat: eine Buddhistin im oberösterreichischen Almtal, einen Muslim in Saalfelden, einen Hindu in Traiskirchen, eine katholische Christin in Wien und eine Jüdin in Graz.
Gesegnet und behütet ins Neue Jahr – Bibelessay zu Numeri 6,22-27
Wie kann Leben gelingen? Um diese Frage kreisen die Bücher der Philosophin, Theologin und Seelsorgerin Melanie Wolfers. Die gebürtige Deutsche ist katholische Ordensfrau, die „in Zivil“ gekleidet ist, also kein Ordensgewand trägt, und in einer Schwesterngemeinschaft der Salvatorianerinnen in Wien lebt. Für den LEBENSKUNST-Bibelessay am Neujahrstag hat sich die Bestsellerautorin den sogenannten Aaron-Segen aus der Hebräischen Bibel, dem Ersten oder Alten Testament, ausgesucht. Ihre Überzeugung ist, es braucht immer wieder neu den Segen, der in Angst und Not Gutes zusagt – und ein Sich-Öffnen dafür. Segen oder Zuspruch können demnach daran erinnern, was den und die Einzelne, was alle Menschen umgibt: göttliches Leben.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
3. Jänner
Schuld und Schicksal – Die Angst, jemanden mit Corona anzustecken
Bis eine Impfung für alle möglich ist, bleibt die Corona-Angst. Dabei gilt die größte Sorge von Kindern und Jugendlichen weder der Schule noch dem vermissten Partyleben, vielmehr fürchten sie, dass Freund/innen oder Familie schwer erkranken und sie selbst jemanden anstecken könnten. Das ergibt eine Studie des Arbeitsbereiches für Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters der Universität Wien. Eine innere Unruhe, die auch Krone-Journalistin Conny Bischofberger gut nachvollziehen kann: Sie selbst hatte sich in der Wiener Terrornacht am 2. November in einem Lokal infiziert und musste dann einige Tage bangen, ob sie das Virus nicht – zu diesem Zeitpunkt noch nichtsahnend – bei einem Interview an die hochschwangere Justizministerin Alma Zadić weitergegeben hatte. Auch auf den Schultern jener Menschen, die im Pflegebereich in engem Kontakt mit Hochrisiko-Patienten und -Patientinnen arbeiten, lastet die Verantwortung schwer. Alexandra Mantler geht der Frage nach, wie man mit solchen Schuldgefühlen, wie man mit Sorge und Verantwortung umgeht und Menschen psychologisch und seelsorglich unterstützen kann.
Wo finde ich Hoffnung und Zuversicht? – Über die Kraft „Heiliger Schriften“
Zu allen Zeiten haben Menschen Krisen erlebt, auch jene Frauen und Männer, von denen in Heiligen Schriften verschiedener Traditionen berichtet wird. Es sind Geschichten von Trost, Mut und Zuversicht, die bis heute stärken können, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie. Das haben unter vielen anderen auch die Alevitin Yeliz Luczensky und die Angehörige der Baha´i-Religionsgemeinschaft Dorothy Khadem-Missagh so erlebt. Gundi Lamprecht und Lena Göbl haben die Religionspädagogin und die Pianistin getroffen und sie nach den Quellen ihrer Zuversicht befragt.
Geduld ist die Schwester der Tapferkeit – Mutmachende Gedanken einer Seelsorgerin und Bestsellerautorin
"Geduld ist die Schwester der Tapferkeit", behauptete schon der altgriechische Philosoph Aristoteles, denn, so eine Theologin und Philosophin dieser Tage, sie lässt uns an einer Sache dranbleiben, auch wenn es ungemütlich wird – und sie hat viel mit Hoffnung zu tun. Melanie Wolfers ist gebürtige Deutsche und lebt in einer Schwesterngemeinschaft der Salvatorianerinnen in Wien. Die katholische Ordensfrau, die kein Ordensgewand und ihre kurzen blonden Haare unverschleiert trägt, ist Bestsellerautorin („Die Kraft des Vergebens“; „Trau dich, es ist dein Leben“; „Entscheide dich und lebe“ …) und leitet "IMpulsLEBEN", ein Angebot für junge Erwachsene auf der Suche nach Lebensorientierung und sozialem Engagement. Maria Harmer hat die Philosophin, Theologin und Seelsorgerin – noch vor Beginn des dritten Lockdowns – im Haus der Salvatorianerinnen im 13. Bezirk in Wien besucht und mit ihr über Geduld und Tapferkeit, über Hoffnung und Mut, nicht nur in Zeiten des Coronavirus, gesprochen.
Wo Gott wohnt – Bibelessay zu Lukas 2,41-52
Ein Zwölfjähriger büxt auf einer Wallfahrt aus und wird erst drei Tage später von seinen aufgeregten Eltern wiedergefunden: in aller Ruhe im Gotteshaus mitten unter den Theologen sitzend und sich mit ihnen austauschend. Die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem ist im Lukasevangelium im Neuen Testament aufgeschrieben und steht am Sonntag, 3. Jänner, auf dem Leseplan der evangelischen Kirche A.B. Sie erzählt von der besonderen Gottesnähe Jesu, der sich im Haus „seines Vaters“ aufgehalten hat – und überhaupt von der Möglichkeit, Gottesnähe zu erfahren, sagt der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich, Michael Chalupka: Man findet Gott erst, wenn man meint, ihn verloren zu haben. Doch wer Gott gefunden hat, ist zu Hause.
Redaktion & Moderation: Doris Appel