Lebenskunst
15./17.8. | 07:05 | Ö1
LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag, 15. August 2025, 7.05-8.00, Ö1
online:
Salben und Stärken
Versprechen, Beispiel und Hoffnung – Aspekte der Bibel
(1. Korintherbrief 15, 54 – 57)
Wenn am Feiertag „Mariä Himmelfahrt“ für katholische Gottesdienste unter anderem ein Text aus dem 1. Korintherbrief vorgesehen ist, der von der Auferstehung spricht, dann zeige das eine schöne Verbindung von Theologie und Glaubensleben auf, wie die katholische Theologin Andrea Riedl sagt. Kein Requiem wird anlässlich des Todes von Maria, der Mutter des Jesus aus Nazareth gefeiert, sondern das Versprechen, dass „dem Tod der Stachel gezogen ist“. An Maria und an dem ihr gewidmeten Fest „Aufnahme Mariens in den Himmel“ könne beispielhaft ersichtlich werden, dass der Tod keine letzte Macht über den Menschen hat. Für Andrea Riedl, die an der Universität Regensburg lehrt, eine hoffnungsvolle Perspektive.
Zeichen der Zuwendung und Stärkung – Die heilsamen Rituale der Myrophorinnen
Von Maria, der Mutter Jesu, dürfte – in dem Zusammenhang – nicht die Rede gewesen sein, aber immerhin wird im Neuen Testament von mehreren Marien am Grab Jesu erzählt, etwa von Maria Magdalena, von Maria, der Mutter des Jakobus und von Maria Salome. Auf jeden Fall sollen Frauen mit Salböl (myron) in den Händen am Ostermorgen zum Grab gekommen sein und waren somit myrophoroi, Salböl-Trägerinnen. In deren Tradition sehen und verstehen sich die „Myrophorinnen“ von heute: eine Gruppe von katholischen Frauen in Österreich, die einen besonderen Weg gefunden haben. Sie wollen – Priestern ähnlich – salben und stärken, Segen und Rituale anbieten; heilsame Rituale, wie sie hervorheben. Dabei richten sie sich an spirituell Heimatlose wie Beheimatete und möchten ein Willkommen-Sein ohne hierarchische Strukturen und Begegnungen auf Augenhöhe leben, wie sie sagen. Ihre rituellen Salbungen sollen Zeichen der Zuwendung und der Stärkung sein; das Nardenöl dafür wird aus wohlriechenden Pflanzen und Pflanzenwurzeln gewonnen. Markus Veinfurter hat den Kreis der Myrophorinnen in Wien besucht.
Mit Rosenwasser in die andere Welt – Muslimische Totenwaschung
Am 15. August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, ist das Binden von Kräutersträußen und ihre Weihe besonders in ländlichen Gemeinden ein vielfach gepflegter Brauch. Diese Tradition geht auf die Legende zurück, dass nach der Himmelfahrt Marias Rosen und Kräuter aus ihrem Grab geduftet haben sollen. Die Rose freilich gilt auch als Lieblingsblume des Propheten Mohammed und ist im Islam eine heilige Blume, weshalb Rosenwasser zur Totenwaschung verwendet wird. Welche Rituale es sonst noch rund um die muslimische Totenwaschung gibt, haben Viktoria Schwendenwein und Lena Göbl erkundet.
Gute Gedanken, gute Worte, gute Werke – Zu Besuch bei der Zoroastrier-Gemeinde in Yazd
Der Iran war oft in den Schlagzeilen in den vergangenen Monaten und Wochen, nicht zuletzt wegen des Kriegs mit Israel. Dass im islamischen Gottesstaat die alte, genuine Religion der Zoroastrier und Zoroastrierinnen beheimatet ist, ist weniger bekannt. In Indien, wo es auch eine große Gemeinschaft gibt, werden sie ihrer Herkunft zufolge „Parsen“ genannt. Rund 23.000 Gläubige leben in Persien bzw. im Iran; mindestens 3.500 Jahre reichen die Ursprünge der Religionsgemeinschaft zurück, die sich auf den Propheten Zarathustra oder Zoroaster beruft. Die Zoroastrier und Zoroastrierinnen können, wie auch die Anhänger und Anhängerinnen der anderen älteren monotheistischen Buchreligionen Judentum und Christentum, in der Islamischen Republik Iran ihrer Religion nachgehen. Katharina Wagner hat die Zoroastrier-Gemeinde in Yazd, einer der ältesten Städte des Iran, besucht.
Jungen Menschen zuhören – Damit sie ihre inneren Schätze entdecken können
Vor 20 Jahren, am 16. August 2005, ist der weithin geschätzte Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in Frankreich, Frère Roger Schutz, gewaltsam zu Tode gekommen – durch den Angriff einer verwirrten Frau. Geboren worden war Frère Roger am 12. Mai 1915 und sein Herz hat besonders für junge Menschen geschlagen. In LEBENSKUNST kommt er noch einmal zu Wort.
Redaktion & Moderation: Doris Appel
LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen, 17. August 2025, 7.05-8.00, Ö1
online:
Lebendige Erinnerungen
Nicht gekommen, um Ruhe zu geben – Aspekte der Bibel
(Lukas 12, 49-53)
Ein für manche wahrscheinlich schwer verdauliches Bibelzitat findet sich in jenem Evangelientext, der am 17. August für katholische Gottesdienste vorgesehen ist. Legt doch der Verfasser des Lukasevangeliums Jesus die Worte in den Mund: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.“ Der katholische Theologe und Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Martin Jäggle, gibt zu bedenken: „Man kann die Worte Jesu so verstehen, dass Religion die Menschen auseinanderbringt und Familien zerstört. Man kann mit den Worten Jesu aber auch aufmerksam werden, wo um des faulen Friedens willen zu viel beschwiegen wird, aber Auseinandersetzung und Konflikt notwendend wären.“
Über 950 Jahre alt und auf der Höhe der Zeit – Besuch des Benediktinerstifts Admont
Der Heilige Benedikt von Nursia, die Heilige Hemma von Gurk und der Selige Gebhard, im 11. Jahrhundert Erzbischof von Salzburg, sie stehen in enger Verbindung zum Benediktinerstift Admont, das im vergangenen Jahr sein 950-Jahr-Jubiläum gefeiert hat. Es ist das älteste bestehende katholische Kloster der Steiermark und kulturelles sowie geistliches Zentrum der Region, des obersteirischen Ennstals. Heute leben im Kloster 25 Mönche zwischen 25 und 85 Jahren – drei Generationen unter einem Dach. Sie alle vereint eines: Die Regel des Heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert, kurz zusammengefasst in den lateinischen Worten ora et labora et lege: bete, arbeite und lies. „Auf diesem Fundament steht das Kloster und will so für die Menschen da sein: in der Kirche, bei sozialem Tun, in der Bildung, in der Kultur und in der Wirtschaft“, erläutert Abt Gerhard Hafner. Und das dürfte ihm und seinen Mitbrüdern durchaus zeitgemäß gelingen. Gundi Lamprecht, selbst gebürtige Admonterin und dereinst Schülerin des Stiftsgymnasiums, hat erneut Blicke hinter die und vor die Klostermauern geworfen.
Koschere Stammgäste – Danielle Spera über jüdische Lebenswelten auf dem Semmering
Sommerfrische auf dem Semmering: Besonders en vogue war „die Bergvorstadt Wiens“ in den Jahren der Monarchie und kurz danach. Schriftsteller, Musiker und Intellektuelle wie Schnitzler, Mahler, Freud und Zuckerkandl, sie alle und noch weitere Gäste, viele von ihnen jüdischer Herkunft, sind zur Erholung hierhergekommen. Sie bauten und bewohnten Häuser und Hotels und verbrachten unbeschwerte Ferientage – bis zur Vertreibung und Enteignung in der Zeit des Nationalsozialismus. Danielle Spera hat sich für ihr Buch „Stammgäste. Jüdinnen und Juden am Semmering“ auf eine Spurensuche zurück bis zu den jüdischen Kaufleuten im Mittelalter begeben sowie in Gesprächen mit jüdischen Gästen auf dem Semmering nicht nur die Geschichte, sondern auch sehr lebendige persönliche Erinnerungen festgehalten. Maria Harmer hat mit der Geschäftsführerin von „Kultur.Medien.Judentum“ darüber gesprochen.
Danielle Spera: Stammgäste. Jüdinnen und Juden am Semmering (Amalthea)
„Das Leben ist nicht grottenernst“ – In memoriam Topsy Küppers
Dieser Tage hätte sie ihren 94. Geburtstag begangen: Die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Topsy Küppers wurde am 17. August 1931 in Aachen geboren; gestorben ist sie vor zwei Monaten, am 14. Juni in Wien. Nix wie Zores, so könnte man das Leben auf gut Jiddisch mit drei Worten zusammenfassen. Doch diesen Zores, großem und kleinem Ärger, soll man mit Humor begegnen. Das hat Topsy Küppers gelehrt und darüber auch ein Buch geschrieben, das 2020 veröffentlicht wurde. Mit Alexandra Mantler hat sie darüber gesprochen. Eine Erinnerung.
Topsy Küppers: Nix wie Zores. Jüdisches Leben und Lieben (edition a)
Moderation: Brigitte Krautgartner
Redaktion: Doris Appel
