Congregatio Jesu
Die "Congregatio Jesu" (bis 2004 Institutum Beatae Mariae Virginis) ist eine 1610 von der Engländerin Mary Ward (1585-1645) gegründete Ordensgemeinschaft, bekannt vor allem unter dem Namen "Englische Fräulein". Der Orden, der sich an den Konstitutionen und Spiritualität der Jesuiten orientiert, ist einer der ältesten und bedeutendsten weiblichen Orden für Erziehung und pastorale Dienste. In Österreich gibt es eine Niederlassung in St. Pölten und eine in Wien, die gemeinsam mit Südtirol und Deutschland Teil der Mitteleuropäischen Provinz sind.
Gründerin Ward geht als Kämpferin in die Kirchengeschichte ein: Selbst in Zeiten der Katholikenverfolgung in England geboren und gegen den Willen ihrer Eltern zunächst in einen beschaulichen Orden eingetreten, verweigerte ihr Papst Gregor XV. bei ihrem persönlichen Vorsprechen in Rom die erhoffte Bestätigung für ihre Gemeinschaft, vor allem wegen der Frage nach der Klausur und nach dem Amt der Generaloberin. Schulgründungen in Rom, Neapel und Perugia folgten, um die Bedeutung der Mächenerziehung sichtbar zu machen, doch verbot die Kirche die Ordensniederlassungen.
Ward gründete daraufhin blühende Mädchenschulen in München, Wien (1628) und Pressburg, doch die Aufhebung der Gemeinschaft war bereits beschlossen: Das Verfahren gegen sie führte zum Vorwurf der Häresie, zur Einkerkerung und zum Erlass einer päpstlichen Bulle. Mary Ward gab nicht auf, sondern blieb im Rahmen des ihr vom Papst Erlaubten ihrer Sendung treu. Dieser Weg führte sie von Rom nach England, wo sie 60-jährig starb. Erst 50 Jahre später folgte 1703 die päpstliche Anerkennung der Englischen Fräulein, erst 1909 die päpstliche Erlaubnis, Mary Ward als Stifterin des Instituts zu bezeichnen. Ein Seligsprechungsprozess für sie ist in Gange.
Neben der von Ward selbst eröffneten Schule im "Stoss im Himmel" haben die Englischen Fräulein eine Niederlassung in St. Pölten, die 1706 von der Generaloberin in München aus initiiert wurde. Die Kremser Niederlassung mit Schule wurde 1725 errichtet. Das Generalat St. Pölten bestand bis 1953, dem Jahr, in dem sich die drei Generalate des römisches Zweigs (München, St. Pölten und Mainz) zusammenschlossen. Sie bilden heute eine Provinz mit Provinzsitz in München. Zu dieser Provinz gehören auch die drei österreichischen Niederlassungen des Ordens in St. Pölten, Krems und Wien. Das barocke Kloster in der St. Pöltner Innenstadt wurde im Jahr 2011 aufgegeben und für den Schulbetrieb adaptiert. Das Kloster in Krems wurde 2014 aufgegeben.
Neben zwei Schulen in St. Pölten und Krems, deren Führung an die Vereinigung von Ordensschulen übergeben wurde, betreiben die Schwestern noch ein Tagungshaus im Lilienhof in St. Pölten. Nachdem das barocke Klostergebäude in St. Pölten als Ordenshaus aufgegeben wurde, ist das historische Ordensarchiv der Englischen Fräulein als Dauerleihgabe in das Diözesanarchiv St. Pölten übergeben worden. Im Kremser Kloster besteht ein Archiv mit der historischen Überlieferung seit der Gründung im 18. Jahrhundert. Die kleine Niederlassung in Wien führt kein eigenes Archiv.
Der Name "Congregatio Jesu" kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie "die um Jesus Versammelten". Im Namen der Gemeinschaft spiegelt sich auch das Leitmotiv ihrer Arbeit, das in Jesu Auftrag gründet, "hinaus in die ganze Welt zu gehen und die Frohe Botschaft zu verkünden". Konkret bedeutet das für die Ordensschwestern, in jeder Tätigkeit und an ganz verschiedenen Orten Menschen einen Zugang zu der heilenden Botschaft Jesu zu vermitteln.
2009 gab der Orden seine weltweite Mitgliederzahl mit 1.930 Schwestern an. Die Tätigkeiten sind neben Unterricht und Erziehung in den Schulen, Kindergärten, Internaten und Heimen auch die freie Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, die Mitarbeit in Seelsorge und die Sozialarbeit. In den Ländern der Dritten Welt sind Ordensschwestern auch in Armenkliniken, Entbindungsheimen und in der Betreuung Leprakranker tätig.
Info & Kontakt:
Stattersdorfer Hauptstr. 62
3100 St. Pölten
Tel.: 02742/256654
Fax: 02742/256654-30
E-Mail: st.poelten@congregatiojesu.de
Internet: http://www.mariaward.de