Über 100.000 Alleinerziehende sind armutsgefährdet
"Armutskonferenz" fordert Zuschläge für einkommensschwache Familien und eine faire Bezugsdauer des Kindergeldes für Alleinerziehende. Auch Arbeit schützt nicht vor Armut
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Alleinerziehende haben drei Mal höheres Armutsrisiko |
Wien, 11.08.2009 (KAP) 108.000 Menschen in Österreich leben in armutsgefährdeten Ein-Eltern-Haushalten, fast die Hälfte davon ist manifest arm. Die "Armutskonferenz" übte am Dienstag Kritik daran, dass Alleinerziehende in Österreich ein drei Mal höheres Armutsrisiko als die übrige Bevölkerung tragen müssen. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern seien die österreichischen Alleinerziehenden überproportional oft von Armut betroffen. Angesichts der Verhandlungen um ein neues Kindergeld gelte es diese prekäre soziale Situation vieler Alleinerziehender in Erinnerung zu rufen, so Sozialexperte Martin Schenk von der "Armutskonferenz".
Wirksame Armutsbekämpfung Stiefkind der Politik
Namens der "Armutskonferenz" forderte Schenk Zuschläge für einkommensschwache Familien und eine faire Bezugsdauer des Kindergeldes für Alleinerziehende. Dies könne Armut verhindern.
"Immer wenn es um die Ärmsten geht, ist kein Geld da oder es droht der Staatsbankrott", analysierte Schenk ein "Muster sozialpolitischen Agierens", das bei der Verschlechterung der Mindestsicherung genauso wie jetzt beim Kindergeld beobachtbar sei. Während es für den Finanz- und Bankensektor Milliarden an Steuergeldern ohne strenge Auflagen gebe, bleibe wirksame Armutsbekämpfung ein Stiefkind der Politik.
Nordeuropäische Länder als Vorbild
Schenk wies auf die nordischen Länder als Vorbild hin, wo Alleinerziehende ein geringeres Armutsrisiko als kinderlose Singles hätten. Laut der OECD-Studie "Mehr Ungleichheit trotz Wachstum?" stellt in Österreich vor allem der Status "Ein-Eltern-Haushalt" ein Armutsrisiko dar.
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Gemessen an allen Haushalten, in denen Kinder leben, liegt Österreich mit einer Armutsquote von sechs Prozent auf dem fünften Platz hinter Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Bei der Gruppe der Alleinerziehenden falle Österreich auf den achten Platz zurück.
Auch Arbeit schütze Alleinerziehende nicht vor Armut, so Schenk weiter. In allen anderen Haushaltsformen werde das Armutsrisiko durch eine Erwerbstätigkeit der Frauen unter den Bevölkerungsdurchschnitt von 12 Prozent gesenkt. Bei den Alleinerziehenden betrage der Anteil der vom Armutsrisiko Bedrohten 32 Prozent, "manifest arm" seien 14 Prozent.
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