Kirche erfreut über Ergebnis des Volksbegehrens
Mit Zufriedenheit reagiert die katholische Kirche auf das Ergebnis des "Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien". Das hat Kardinal Christoph Schönborn unmittelbar nach der vorläufigen Bekanntgabe der Zahlen in einer Stellungnahme bekannt gegeben. Mit 56.660 Unterschriften sei das Ergebnis "sehr deutlich ausgefallen". Es zeige, dass die allermeisten Österreicher die Religionsgemeinschaften und ihre Leistungen für die Allgemeinheit schätzen, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Gleichzeitig bekräftigte er seinen Wunsch nach einer "sachlichen Diskussion über die Rolle von Religion im öffentlichen Raum".
Der Episkopatsvorsitzende wertet das Ergebnis als "ein deutliches Votum für die bewährte Zusammenarbeit von Staat und Kirche in Österreich bei gleichzeitiger institutioneller Trennung". Die "freie Kirche in einem freien Staat" werde offenbar von den allermeisten als ein Modell für das friedliche Miteinander in der Gesellschaft bejaht.
Auch habe die Diskussionen rund um das Volksbegehren wieder deutlich gemacht, "wie viele Leistungen die Kirche für Soziales, Bildung, Kultur und den Zusammenhalt in der Gesellschaft laufend erbringt". In Richtung der Betreiber des Volksbegehrens merkte der Kardinal an, dass "unseriöse Behauptungen und einseitige Darstellungen über die Kirchen" als solche von den meisten durchschaut worden seien.
Kardinal Schönborn zog für die katholische Kirche zwei Konsequenzen: "Wir setzen den eingeschlagenen Weg gegen Missbrauch und Gewalt in den eigenen Reihen entschlossen fort. Das heißt: Schutz für die anvertrauten Kinder, Hilfe für Opfer und Konsequenzen für Täter." Weiters gelte es auf die Ursachen des hier zum Ausdruck gekommenen Unbehagens mit der Kirche und der Religion zu blicken. Das Zweite Vatikanische Konzil habe zu Recht darauf hingewiesen, dass dieses auch eine Reaktion auf Fehler der Kirche und der Gläubigen sein kann. "Daher bleibt der ehrliche und aufmerksame Dialog mit Andersdenkenden und Kritikern Aufgabe aller in der Kirche", hielt der Vorsitzende der Bischofskonferenz fest.
Unterschriften wurden über zwei Jahre lang gesammelt
Mit insgesamt 56.660 Unterschriften rangiert das "Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien" auf dem letzten Platz aller 37 bisher in Österreich durchgeführten Volksbegehren. Da es unter der maßgeblichen Marke von 100.000 Unterschriften geblieben ist, muss sich der Nationalrat damit nicht befassen. In der Einleitungsphase vom 15. März 2011 bis zum 31. Dezember 2012 konnten insgesamt 8.567 gültige Unterstützungserklärungen gesammelt werden. In der offiziellen Eintragungsfrist des Volksbegehrens vom 15. bis 22. April kamen jetzt noch 48.093 Unterschriften dazu. Das zeitgleich durchgeführte Volksbegehren "Demokratie Jetzt" erhielt insgesamt 69.841 Unterschriften. Zum Vergleich: Das bislang schwächste Volksbegehren "Pro Motorrad" kam 1995 auf 75.525 Unterschriften.
Inhalt des Volksbegehrens ist die Forderung nach einem Verfassungsgesetz für eine "klare Trennung von Kirche und Staat". Damit sollen nach Wunsch der Initiatoren des Volksbegehrens "kirchliche Privilegien" abgeschafft und die "gigantischen Subventionen an die Kirche" gestrichen werden. Darüber hinaus wird die Forderung nach einem eigenen "Bundesgesetz zur Aufklärung kirchlicher Missbrauchs- und Gewaltverbrechen" erhoben.
Getragen wurde das Volksbegehren von einer Personengruppe mit Unterstützung einiger Initiativen (Plattform "Betroffene kirchlicher Gewalt", die "AgnostikerInnen und AtheistInnen für ein säkulares Österreich" und der Freidenkerbund). Als Bevollmächtigter seitens der Betreiber fungierte Niko Alm (Sprecher der "Initiative gegen Kirchenprivilegien") sowie als seine Stellvertreter der Physiker Prof. Heinz Oberhummer, der ärztliche Leiter des "Gynmed"-Ambulatoriums für Schwangerschaftsabbruch, Christian Fiala, sowie Sepp Rothwangl, und Monika Zacher.
Quelle: Kathpress