"Aerocene": Wiener Karlskirche zeigt zeitgenössische Kunstobjekte
In schwindelerregender Höhe hängen in der Kuppel der Karlskirche seit dieser Woche riesige Skulpturen von der Decke. Zwei überdimensionale, mit Luft gefüllte Sphären sind Teil der Ausstellung "Aerocene" des aus Argentinien stammenden Künstlers Tomas Saraceno. Die Installation ist das erste Vorhaben der Reihe "Karlskirche Contemporary Arts", das vom Verein der Freunde und Gönner der Kirche in Auftrag gegeben wurde. Das zur Gänze privat organisierte und finanzierte Programm will den barocken Kirchenbau mit zeitgenössischer Kunst verbinden und ist in dieser Form weltweit einzigartig, hieß es in einer Aussendung.
Konkret handelt es sich um zwei Kugeln mit einem Durchmesser von über sieben Meter, die im Mittelschiff der Kirche zu schweben scheinen. Je zur Hälfte transparent beziehungsweise mit einer spiegelnden Oberfläche überzogen, kann sich der Betrachter selbst beobachten und auch in verschiedenste Winkel der Kirche vordringen. Die Befestigungen sind kaum wahrzunehmen, was den schwerelosen Charakter der Objekte unterstreicht.
Kurator Moritz Stipsicz zeigte sich sehr erfreut, "dieses Projekt zu eröffnen, an dem wir so lange gearbeitet haben". Für ein Jahr ist Saracenos Arbeit nun zu sehen, danach sollen in regelmäßigen Abständen weitere Installationen folgen. "Es gibt nur wenige Projekte in dieser Dimension in einer europäischen Kirche", verwies Stpsicz gegenüber der APA auf die Verbindung von religiösem Ort und zeitgenössischer Kunst.
Saraceno bringt - wie schon bei seiner Soloschau 2015 im "Belvedere 21" - die wissenschaftliche Perspektive als weiteren Aspekt ein. Fragen von Transport, Umweltverschmutzung und öffentlicher Teilhabe seien ihm enorm wichtig. "Wie können wir Korridore schaffen, die frei von fossilen Brennstoffen sind?", fragte er. Ähnlich gestaltete Kugeln wie jene in der Karlskirche lässt er normalerweise unter freiem Himmel steigen, in die Lüfte gehoben durch die Erwärmung der Luft im Inneren. "Sie fliegen normalerweise bis zu 800 Kilometer. Da ist es dann nur eine Frage des Windes, wo sie landen."
Dass sein künstlerisch-wissenschaftlicher Ansatz nun in einer Kirche Platz habe, fand er ganz passend. "Wir alle arbeiten zusammen, obwohl wir aus unterschiedlichen Gemeinschaften kommen, Ideen und Glaube sich unterscheiden können." Er habe jedenfalls auf den vorhandenen Raum hervorragend reagiert, lobte Kurator Stipsicz den Künstler. "Hier ist es enorm wichtig, architektonisch zu denken und mit diesem Volumen umgehen zu können." Der Blick der Besucher wandere nun jedenfalls nicht nur aufgrund der ohnehin mächtigen und eindrucksvoll gestalteten Kuppel der Karlskirche nach oben.
Quelle: kathpress