Podiumsdiskussion: Kirche muss sich mehr um Jesus drehen
Die katholische Kirche ist nach Ansicht des Theologen Franz Gruber nur dann zeitgemäß, wenn sie einen richtigen Zugang zu Traditionspflege findet. Die Kirche müsse "Trends setzen" und "Werte und Lebensstile prägen, die anziehend sind", so der Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz bei einer Podiumsdiskussion in der Linzer Jugendkirche "Grüner Anker", von der die Diözese Linz am Donnerstag berichtete. Dies gelinge am ehesten dann, wenn die Kirche "zur Quelle" gehe und eine "Pastoralgemeinschaft" mit einem "authentischen Kern" bilde: "Wenn es um das Leben, Sterben und Auferstehen des Jesus von Nazareth geht und was dieser damit in die Welt gebracht hat", so Gruber.
Eine "verkirchlichte" Gesellschaft werde es in Zukunft nicht mehr geben. "Eine Art Pastoralgemeinschaft" - die sich deutlich vom "Kulturchristentum" unterscheide - werde es dennoch brauchen, weil das Religiöse im Leben der Menschen nicht verlorengehe, so Gruber weiter. Jeder sei durch das Leben herausfordert, wobei die heute "hochindividualisierte Welt" die Freiheit respektieren müsse, wenn jemand nicht religiös sein wolle. Prägekraft können Religion nur dann entwickeln, wenn sie "sinnstiftend" sei, betonte der Universitätsrektor.
Seitens der Kirche wünscht sich der Rektor, die "Hausaufgaben" des II. Vatikanums zu lösen. Er regte auch zum Gedankenexperiment "Wie würde Jesus heute handeln und leben?" an. Für nötig hält er außerdem eine grundlegende Reform des Kirchenrechts, das derzeit in weiten Teilen noch immer eine feudale, ständische Ordnung widerspiegle. Die Kirche der Zukunft müsse eine "pfingstliche Kirche" werden sowie eine Weltgemeinschaft, wo Vielfalt Platz hat und wo Christen als Brüder und Schwestern gut miteinander leben können.
Gruber äußerte sich im Rahmen der "Quartals.Gespräche" zum Thema "Ist die Kirche trendy?" mit dem für die Linzer Jugendkirche "Grüner Anker" zuständigen Pastoralassistenten Klemens Hager. Es gehöre zum Erwachsenwerden dazu, dass sich religiös sozialisierte junge Menschen zunächst von der Kirche abwenden, betonte Gruber. Man müsse deshalb warten können, "bis sich im Leben eines Menschen etwas ereignet, wo die Frage nach dem Sinn aufbricht". Dass die Karten dann völlig neu gemischt würden, könne als "große Chance" gesehen werden.
Quelle: Kathpress