Lebensschutz: "Marsch fürs Leben" mit Weihbischof Turnovszky
Laut dem Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky schuldet die Gesellschaft Schwangeren in Problemsituationen Hilfe und nicht die "Tötung des heranwachsenden Menschen". Der Weihbischof äußerte sich am Samstag im Rahmen eines Gottesdienstes im Wiener Stephansdom im Vorfeld zum "Marsch fürs Leben" in der Wiener Innenstadt. Die Kundgebung findet auch heuer wieder als Warnung angesichts der hohen Abtreibungszahlen in Österreich und als Appell zu mehr Unterstützung für Frauen im Schwangerschaftskonflikt statt.
Einmal mehr sagte der Weihbischof auch der Bürgerinitiative #fairändern seine Unterstützung zu, "weil ich der Überzeugung bin, dass gute Problemlösungen durch Solidarität und nicht auf Kosten von Menschenleben erreicht werden". Die Bürgerinitiative trage dazu bei, "dass unsere Gesellschaft solidarischer und menschenfreundlicher wird", und setze sich dafür ein, "dass Frauen unterstützt werden, um Entscheidungen zu treffen, mit denen sie den Rest ihres Lebens gut leben können", so der Weihbischof.
Die parlamentarische Bürgerinitiative fordert mehr Unterstützung und Beratung für schwangere Frauen sowie auch für den Schutz des Kindes im Fall einer Behinderung. Die seit Monaten laufende und von zahlreichen Prominenten - von Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Franz Lackner und Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll bis hin zu Thai-Boxweltmeister Fadi Merza und "Miss Earth 2016" Kimberly Budinsky - unterstützte Initiative endet ebenfalls am 24. November; der "Marsch fürs Leben" stellt ihre offizielle Abschlussveranstaltung dar.
Das menschliche Leben sei für Katholiken heilig und deshalb unbedingt zu schützen. Das gelte für jedes Menschenleben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Turnovszky warnte vor Tendenzen, dabei Ausnahmen zu machen, denn "Ausnahmen sind immer willkürlich und betreffen Minderheiten, über die Mehrheiten urteilen". Dass der Gesetzgeber in Österreich Spätabtreibungen Behinderter bis unmittelbar vor der Geburt toleriert, bezeichnete der Weihbischof als skandalös. "Zuerst die Ungeborenen bis zur 12. Schwangerschaftswoche, dann die Behinderten bis zur Geburt - wer sind die nächsten?", fragte Turnovszky in seiner Predigt.
2.500 Teilnehmer
Die Pro-life-Kundgebung präsentiert sich heuer breiter aufgestellt als zuletzt: War bislang der Verein "Jugend für das Leben" der alleinige Veranstalter, so sind nunmehr im Organisationsteam auch Vertreter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) sowie mehrere Privatpersonen eingebunden. Erreicht werden soll damit u.a. die Ansprache jüngerer Gruppen sowie auch eine deutliche Vergrößerung: Nach zwischen 300 bis 400 Teilnehmern in den Vorjahren nahmen heuer über 2.500 Menschen an der Kundgebung teil.
Unterstützung und Beratung für Schwangere ausbauen, Alternativen zur Abtreibung schaffen: Das sind die Hauptforderungen des "Marschs fürs Leben". Ein weiteres Anliegen der Kundgebung ist auch die Abschaffung der sogenannten "eugenischen Indikation", derzufolge Kinder bei Verdacht auf Behinderung derzeit bis zur Geburt straffrei abgetrieben werden können.
Die "eugenischen Indikation" sei ein "unwürdiges Werturteil über das Lebensrecht von Menschen mit Behinderung", so Rosa Büchsenmeister vom Organisationsteam gegenüber "Kathpress". Österreich solle ein "behindertenfreundliches Land sein, in dem jeder Mensch willkommen ist". Deswegen müsse diese "massive Diskriminierung von Kindern mit Behinderung schon vor der Geburt" enden.
Am Marsch nahmen unter anderem auch der Familiensprecher der ÖVP, Nationalratsabgeordneter Norbert Sieber, und andere Politiker teil. Jan Ledóchowski, Präsident der Plattform Christdemokratie, dankte in der Begrüßung allen Teilnehmern: "Es gibt viele Menschen, die von Geburt an behindert sind und wissen, dass Kinder wie sie auf Grund von Abtreibungen kaum mehr zur Welt kommen. Ich danke allen Anwesenden, dass sie die Stimme auch für diese Menschen erheben, weil unser aller Leben gleich schützenswert ist."
Die Erstunterzeichnerin der Bürgerinitiative #fairändern, Petra Plonner, forderte, "dass sich in einem fortschrittlichen und fürsorglichen Land wie Österreich keine Frau zu einem Schwangerschaftsabbruch gedrängt fühlt". P. Karl Wallner, Direktor der päpstlichen Missionswerke, erinnerte in seinem Grußwort besonders an die Folgen für betroffene Frauen: "Als Priester bin ich entsetzt, wenn man es als einen Fortschritt für die Frauen bezeichnet, dass Abtreibung so problemlos, so ohne Fristen der Beratung usw. abläuft."
Bislang fehlen Erhebungen über die Gesamtzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Österreich. Schätzungen gehen von 35.000 Abtreibungen pro Jahr - bei 80.000 Lebendgeburten - aus, was im Vergleich zur Schweiz (10.000) und Deutschland (100.000) eine sehr hohe Zahl ist. Die Organisatoren der Kundgebung fordern deshalb eine mehrtägige Bedenkzeit vor einem Abbruch, das Vorbeugen von Abtreibungen durch bestmögliche Beratung und Hilfestellung, eine anonyme Statistik und anonyme Motivforschung rund um Abtreibung sowie eine Gesetzesnovelle, um besten Schutz für Frauen bzw. Paare im Schwangerschaftskonflikt und ihrer Kinder vor der Geburt zu garantieren.
Quelle: Kathpress