Salzburg: Gedenken an NS-Widerstandskämpferin Königsegg
Der 80. Todestag der zu Unrecht weitgehend unbekannten NS-Widerstandskämpferin Sr. Anna Bertha Königsegg (1883-1948) steht im Mittelpunkt eines Gedenkgottesdienstes am Mittwoch, 12. Dezember, in Salzburg: Die Ordensfrau, Krankenschwester und Visitatorin der Vinzentinerinnen in Österreich hatte sich 1940/41 als eine der wenigen dem NS-Euthanasie-Programm entgegengestellt und war dafür mehrmals inhaftiert und mit einem Aufenthaltsverbot in Salzburg belegt worden. In Salzburg erinnert die Anna Bertha Königsegg-Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder sowie eine Straße in der Nähe des Friedhofs im Stadtteil Gnigl an die Verdienste der Ordensfrau.
Der Gedenkgottesdienst findet am 12. Dezember um 18.15 Uhr in der Salzburger Kollegienkirche statt. Ausgerichtet wird er gemeinsam vom Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte der Universität Salzburg, der Katholischen Hochschulgemeinde sowie dem TheologInnenzentrum Salzburg. Unterstützt wird die Gedenkfeier, zu der auch eine eigene Ausstellung in der Kollegienkirche gestaltet wurde, außerdem von der Erzdiözese Salzburg.
Sr. Anna Bertha Königsegg wurde 1883 als Anna Bertha Gräfin zu Königsegg-Aulendorf geboren und entstammt einer deutschen Adelsfamilie. 1906 legte sie in Deutschland ihre Gelübde bei den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz vom Paul ab. 1935 wurde sie nach Salzburg berufen. Nach Missionseinsätzen in Südafrika und Brasilien kehrte sie 1938 nach Salzburg zurück und übernahm dort die ordensinterne Leitungsfunktion einer Visitatorin.
Als im Jänner 1940 im "Gaukrankenhaus" (Landeskrankenhaus) von Salzburg "im Sinne der Verhinderung erbkranken Nachwuchses" erstmals Sterilisationen geistig Behinderter durchgeführt werden sollten, lehnte sie sich gegen diese Pläne auf und machte Eingaben an die NS-Verantwortlichen. Überdies wies sie ihre Schwestern an, bei derartigen Aktionen keine Hilfestellung zu leisten, was zu ihrer Verhaftung führte.
Im April 1941 protestierte Königsegg erneut. Diesmal ging es um den drohenden Abtransport von Pfleglingen aus der Nervenheilanstalt Salzburg-Lehen und aus der Versorgungsanstalt Schernberg in Schwarzach in die Euthanasie-Vernichtungsanstalt Schloss Hartheim bei Linz. In ihren Schreiben an Gauleiter Friedrich Rainer heißt es:
Es ist nunmehr schon ein offenes Geheimnis, welches Los diese abtransportierten Kranken erwartet, denn nur zu oft langt kurz nach ihrer Überführung die Todesnachricht vieler derselben ein. Unser Gewissen verbietet uns, an dieser Aktion mitzuwirken.
Das Schreiben, das die Ordensfrau mit vier Monaten Gestapo-Haft bezahlte, könne laut dem Salzburger Zeithistoriker Prof. Ernst Hanisch als "couragiertester Protest gegen die NS-Euthanasie in Salzburg" bezeichnet werden.
1941 wurde Königsegg unter der Auflage, sich nur noch auf dem Gut der Familie in Königseggwald aufzuhalten, freigelassen und unter Gestapo-Aufsicht gestellt. Nach Kriegsende kehrte die Ordensfrau dann nach Salzburg zurück, wo sie u.a. die Luisenschwesternschaft, eine katholische Laiengemeinschaft von Krankenschwestern, gründete, ehe sie am 12. Dezember 1948 starb.
Quelle: kathpress