Generalaudienz: Papst grüßt Glettler mit Tiroler Schützen
Papst Franziskus hat am Mittwoch eine zweite Generalaudienz im Zeichen des 200-Jahr-Jubiläums des "Stille Nacht"-Weihnachtsliedes abgehalten. Nach den Salzburgern, die am 12. Dezember von Franziskus begrüßt worden waren, standen diesmal die Tiroler Schützen im Mittelpunkt. Die Delegation wurde von Diözesanbischof Hermann Glettler und Landeshauptmann Günther Platter angeführt. Eine Tiroler Musikgruppe bot Franziskus dabei ein Geburtstagsständchen mit Weihnachtsliedern dar. Die rund 500 Schützen aus Tirol, Südtirol und dem Trentino befinden sich seit Montag auf einer dreitägigen Rom-Wallfahrt. Bischof Glettler hatte am Dienstag im Petersdom eine Tiroler "Schützen-Messe" zelebriert. Wörtlich sagte der Papst:
Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger deutscher Sprache, insbesondere an die Gruppe der Tiroler Schützen mit ihrem Bischof Hermann Glettler aus Innsbruck. Der Heilige Geist möge uns helfen, den weihnachtlichen Frieden und die Liebe Christi zu den Männern und Frauen unserer Zeit zu bringen.
Teilnehmer der Tiroler Delegation waren u.a die Landeskommandanten der Schützenbünde von Tirol, Südtirol und Trentino - Fritz Tiefenthaler, Elmar Thaler und Enzo Cestari. Sie überreichten dem Kirchenoberhaupt als Geschenk eine "Stille Nacht"-Zirbenholzkiste mit den Noten des Weihnachtsliedes sowie Kerzen, Tee und Keksen.
Franziskus sagte in seiner Ansprache, Weihnachten zu feiern bedeute, den ungewohnten, neuartigen Gott zu feiern, "der unsere Logiken und Erwartungen umstößt". Das erste Weihnachtsfest sei voller Überraschungen gewesen. Zuerst sei der Jungfrau Maria verkündet worden, dass sie Mutter werde, ohne mit einem Mann zusammenzuleben. Dann habe ihr Verlobter Josef sie und das Kind angenommen trotz der Schande, die dies damals bedeutete. Der Sohn Gottes, geboren in einem Stall statt einem Palast, sei nicht von den Autoritäten seiner Zeit, sondern von einfachen Hirten empfangen worden.
Somit gelte es für die Christen, wie Josef aufzubrechen und zu tun, was Gott verlangt, und wie die Hirten, angestammte Plätze zu verlassen und auf Gott zuzugehen. "Wir alle haben in unserem Herzen die Fähigkeit, uns außerordentlich überraschen zu lassen. Lasst euch also zu Weihnachten überraschen", so Franziskus abschließend.
Bereits am Dienstag hatten mehr als 150 Mitglieder von Tiroler Chören und Musikkapellen im Anschluss an die "Schützen-Messe" in St. Peter auf dem Petersplatz ein Weihnachtskonzert gegeben. Dabei wurden auch alle Strophen von Stille Nacht gesungen.
Das Lied hat auch einen Tirol-Bezug, denn bekannt wurde es in Europa und Nordamerika vor allem durch Zillertaler. Im Jahr 1819 fuhr der damals weithin bekannte Zillertaler Orgelbauer Karl Mauracher nach Oberndorf bei Salzburg, wo eine Reparatur anstand. Dabei stieß er auf den Text und die Noten des Weihnachtsliedes "Stille Nacht, heilige Nacht" von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber und nahm eine Abschrift davon mit nach Fügen im Zillertal. Nachdem er das Lied mit dem Kirchenchor einstudiert und aufgeführt hatte, übernahmen es Anfange des 19. Jahrhunderts die Zillertaler Sängerdynastien Rainer und Strasser in ihr musikalisches Repertoire und trugen es vom Zillertal aus nach Europa und in die Welt. Sie traten in bunter Tracht gekleidet von Paris über London und St. Petersburg auf Plätzen und Bühnen der Welt auf und sangen Tiroler Lieder.
Wie Landeshauptmann Platter im Anschluss an die Audienz betonte, habe man in Erinnerung rufen können, dass dem heute bekanntesten Weihnachtslied von Tirol aus Gehör in der ganzen Welt verschafft worden sei. Platter:
Das mittlerweile in mehr als 300 Sprachen gesungene Lied überwindet Grenzen. 'Stille Nacht' gehört all jenen Menschen, die guten Willens sind. Tirol ist stolz darauf, die Rolle des Wegbereiters dieser unverändert aktuellen Botschaft an die Welt übernommen zu haben. Der Heilige Vater ist sich dieser Rolle Tirols bewusst.
Bischof Glettler sagte, die Romwallfahrt der Tiroler Schützen anlässlich der 200-Jahr-Feier des populärsten Weihnachtsliedes mache die Bedeutung eines Juwels alpenländischer Glaubenskultur inmitten der Weltkirche bewusst. "Die Begegnung mit Papst Franziskus war für uns ein erfreulicher und bestärkender Moment. Der Heilige Vater weiß Volkskultur und Volksfrömmigkeit zu schätzen. Er legt in seiner menschenfreundlichen Art die Schätze des Glaubens auch für die heutige Zeit frei", so Glettler.
Quelle: kathpress