
IGGiÖ-Präsident: Brauchen in Österreich ausgebildete Imame
Die Moscheen in Österreich werden "immer multiethnischer". Darum braucht es nach Überzeugung des Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ümit Vural, bei Predigten Deutsch als gemeinsame Sprache für alle Gläubigen: "Wir brauchen daher Imame, die in Österreich ausgebildet und im Idealfall auch hier sozialisiert wurden", bekräftigte Vural am Freitag im "Kurier". Derzeit gebe es aber einen Engpass an geeigneten Geistlichen, die Türkisch-Islamische Union Atib suche sogar über das AMS Imame - bisher erfolglos, wie der Präsident berichtete. 65 Moscheevereine hätten bald keinen Imam mehr. "Das öffnet Extremisten Tür und Tor", warnte Vural.
Der studierte Jurist schloss sich dabei der Atib-Kritik am Islamgesetz an, wonach Imame nicht auslandsfinanziert sein dürfen. Es laufe ein Einspruch beim Verfassungsgerichtshof gegen diese Regelung, die es in keinem anderen Religionsgesetz gebe. Die Entscheidung darüber stehe noch aus, so Vural. Bis dahin würden sich personelle Engpässe freilich verschärfen, "da die Muslime loyale Staatsbürger sind und das Islamgesetz befolgen".
Die IGGiÖ müsse sich der Thematik annehmen. Vural kündigte eine Initiative zur Imam-Ausbildung in Österreich an, für die man die Kompetenz der bestehenden Religionslehrerausbildung (am Institut Islamische Religion der KPH Wien/Krems; Anm.) nutzen wolle. "Uns schwebt ein eigener Lehrgang für Imame vor, der zum Beispiel die Absolventen des Bachelor-Studiums an der Uni Wien ansprechen könnte." Junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, werde freilich eine Herausforderung sein, so Vural.
Für eine Qualitätskontrolle bei Predigten in den bundesweit mehr als 400 Moscheen, für die die IGGiÖ laut dem Islamgesetz verantwortlich ist, fehlt es nach Auskunft des Präsidenten derzeit an infrastrukturellen und personellen Ressourcen. "Gegenüber unseren Mitgliedern pflegen wir eine Vertrauensbasis", auch wenn die Regierung Moschee-Schließungen mit demokratiefeindlichen Predigten begründete. "Für uns zählt die Lehre des Islam - die ist beim Kultusamt hinterlegt und gibt den Rahmen für unsere Moscheegemeinden vor", erklärte Vural. Er kenne die Gemeinden zwar und vertraue ihnen, "bei der Gestaltung der Predigten möchte ich künftig aber mehr mitreden", kündigte Vural an. "Dabei ist es mir wichtig, Themen wie das Zusammenleben in der Gesellschaft hervorzuheben."
Gegen Rassismus und Extremismus
Befragt zu dem von Juden beklagten zunehmen Antisemitismus von muslimischer Seite meinte der IGGiÖ-Präsident, dies entspreche zwar nicht einer persönlichen Wahrnehmung, "aber ich nehme das natürlich sehr ernst. Antisemitismus ist ein absolutes No-go". Sichtbare Vertreter einer Religionsgemeinschaft dürften keine Angst haben müssen, wenn sie auf die Straße gehen. "Die Juden haben unsere volle Solidarität - wie wir uns auch die ihre wünschen", sagte Vural.
Seine Ankündigung beim Amtsantritt, Österreichs Muslime besser vor Rassismus schützen und Extremismus bekämpfen zu wollen, sei ein Ziel, das er allein nicht bewältigen könne. "Wir müssen gemeinsam mit der Mehrheitsbevölkerung gegen alle Formen von Rassismus ankämpfen." Extremismus sei für alle gefährlich, vor allem für Jugendliche. "Wir müssen Jugendliche, die den Faden verlieren, die keine Perspektive und keine Hoffnung haben, in die Mitte der Gesellschaft holen", betonte Vural. "Da müssen wir Konzepte entwickeln."
Quelle: kathpress