Evangelische Kirche trauert um Robert Kauer
Der ehemalige juristische Oberkirchenrat der evangelisch-lutherischen Kirche und langjährige ÖVP-Politiker Robert Kauer ist am Freitag, dem 4. Jänner, in Niederösterreich im 84. Lebensjahr verstorben. "Robert Kauer lebte die Stärke der Evangelischen Kirche in Österreich in seiner Person", betonte Bischof Michael Bünker in einer Aussendung am Sonntag. Kauer sei ein "leidenschaftlicher Pfarrer" gewesen, der "den Weg unserer Kirche für Jahrzehnte" prägte, aber auch "ein streitbarer Geist".
Nicht zuletzt durch sein familiäres Herkommen habe Kauer um die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche gewusst, unterstrich Bünker. Der "Weltbezug des Glaubens", von dem der große evangelische Theologie Wilhelm Dantine sprach, habe auch Kauers jahrelange Tätigkeit als Politiker in Wien geprägt. "Die Stellung der Kirche als öffentlich-rechtliche Einrichtung war ihm dabei ein besonderes Anliegen." Dafür habe sich Kauer in seiner Tätigkeit als Mitarbeiter im Kultusamt ebenso eingesetzt wie in den letzten Lebensjahren als Pfarrer, in denen ihm die Krankenhausseelsorge ein wichtiges persönliches Anliegen geworden sei.
"Robert Kauer war klug und hellsichtig", so Bünker weiter, "ein wacher Geist, der die Entwicklung in Religion und Kirche ebenso verfolgte wie in Politik und Gesellschaft". Er sei auch ein streitbarer Geist gewesen, "der sich nicht vor Auseinandersetzungen scheute und seine Überzeugungen mit Elan vertreten hat", erinnerte der Bischof. "Bei alledem standen für ihn das Gemeinsame, Respekt und Wertschätzung sowie die Bindung an den evangelischen Glauben, an Bibel und Bekenntnis, stets obenan."
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Evangelischen Theologie wurde Robert Kauer Vikar in Wien-Neubau. Ab September 1963 war er als Pfarrer in Berndorf tätig, gleichzeitig war Kauer Jugendpfarrer in Niederösterreich. Im Oktober 1965 nahm er gegen die Weisung seines Superintendenten die "ökumenische Trauung" in Berndorf vor. In der Folge mehrerer Disziplinarverfahren aufgrund dieser Trauung wurde Kauer im Dezember 1966 ohne Bezüge in den dauernden Ruhestand versetzt. Am 26. Dezember 1966 heiratete Robert Kauer ebenfalls in einer ökumenischen Trauung eine Katholikin. Der konfessionsverbindenden Ehe mit Helga Kauer (geb. Neumair), die u.a. für einige Jahre an der Spitze des Katholischen Akademikerverbands der Erzdiözese Wien stand, erwuchsen drei Kinder.
Im Februar 1967 trat Kauer in den Verwaltungsdienst bei der Österreichischen Akademischen Wissenschaften, ab 1976 war er an der Geologische Bundesanstalt tätig. Von 1978 bis 1991 war Robert Kauer ÖVP-Landtagsabgeordneter und Wiener Gemeinderat. In dieser Zeit war er Kultursprecher der Wiener ÖVP, Geschäftsführer des Lueger-Instituts und aktiv im Kulturmanagement, etwa bei der Etablierung des Altwiener Christkindlmarktes auf der Freyung. Ab 1981 war Robert Kauer auf verschiedenen Ebenen ehrenamtlich in der Evangelischen Kirche tätig, im Presbyterium der Pfarrgemeinde Wien-Landstraße, in der Wiener Superintendentialversammlung oder ab 1992 in der gesamtösterreichischen Synode. Im November 1997 hatte die Synode Robert Kauer zum juristischen Oberkirchenrat gewählt. In dieser Funktion war ihm ein mit der katholischen Bischofskonferenz und den anderen christlichen Kirchen akkordiertes Vorgehen in staatskirchenrechtlichen Fragen ein großes Anliegen.
Quelle: Kathpress