Innsbrucker Seelsorgeamtsleiterin
Zugang zum Priesteramt öffnen
Innsbrucker Seelsorgeamtsleiterin
Zugang zum Priesteramt öffnen
Die Kirche müsse überlegen, "wie wir mehr Menschen den Zugang zum Priesteramt ermöglichen können". Das betont die Innsbrucker Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb in einem Interview mit der Tiroler Kirchenzeitung "Tiroler Sonntag". 14 Jahre nach dem Entstehen der ersten Seelsorgeräume zog Rathgeb eine positive Bilanz: So sei es gelungen neue Mitarbeiter für die Leitung oder Pfarrgemeinderäte zu gewinnen und die seelsorgliche Nahversorgung aufrecht zu erhalten und teilweise auszubauen, wie bei Trauerbegleitung oder Ausbildungen. Bei der Frage der Pfarrleitung im Zusammenhang mit dem priesterlichen Amt sieht Rathgeb noch Potential in der Kirche. "Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Seelsorge aufrechtzuerhalten bzw. auszubauen", forderte sie.
Das Schema der Zulassungsbedingungen würde viele ausschließen, wie Verheiratete oder Frauen, dadurch würden viele Talente und Charismen brachliegen und nicht zur Wirkung kommen: "Für mich ist das eine Sünde wider den Heiligen Geist", so Rathgeb wörtlich. Die Kirche würde auch "ihren alten und verdienten Priestern oft nichts Gutes" tun, die noch in den Pfarrgemeinden ihren Dienst leisten.
Mehr Bedeutung für Seelsorge
In einer Zeit der Machbarkeit und Effizienzsteigerung werde Seelsorge noch mehr an Bedeutung gewinnen, zeigte sich Rathgeb überzeugt. Seelsorge könne darauf hinweisen, "dass die Würde der Menschen von Gott zugesprochen ist und nicht von ihrer Leistung abhängt." Um den Bedarf an Seelsorge zu decken, müssten aber wiederum möglichst viele Menschen ermutigt werden, ihre Begabungen zu entdecken, "indem wir sie befähigen, einen kompetenten Dienst zu leisten und indem wir Aufgaben und Verantwortung teilen."
Besonders wichtig sei es als Kirche dort präsent zu sein, wo Menschen den Alltag leben, wie in Altenheimen, Dörfern, Schulen oder auch im Gefängnis. Dort gebe es noch "blinde Flecken", meinte Rathgeb. Auch im Bereich der Strukturen würden teilweise noch "Dunkelheit" herrschen. So würde "die katholische Kirche den Frauen in bestimmten Dingen diese gleiche Würde" nicht zugestehen. Dunkelheit erlebt Rathgeb auch beim Thema Missbrauch. Dort habe die Kirche den Ausmaß des Schadens noch nicht erkannt. Rathgeb hoffte trotzdem, dass Kirche künftig "eine Vorreiterrolle bei der Aufarbeitung von Missbrauch" spielen werde.
Einsatz und Begeisterung spürt Rathgeb, sie ist auch Vorsitzende der Konferenz der Seelsoreamts- und Pastoralamtsleiter in Österreich, bei ehrenamtlichen Mitarbeitern. "Da ist viel Hoffnung spürbar, dass die Botschaft Jesu lebt und weitergetragen wird", so Rathgeb wörtlich. Wo Menschen ihre Begabung entdecken gebe es auch kein Gefühl der Enge, wie "wenn wir etwa auf die Priesterzahlen schauen. Das ist sehr oft ein sehr bedrückendes Gefühl."
Sie sehe es als ihre Aufgabe, "die Spuren der Gegenwart Gottes in der Welt von heute zu entdecken - und nicht den Unglücksproheten zu folgen", so Rathgeb, denn: "Jammerei oder Sumserei ist sicher nicht katholisch."
Quelle: Kathpress