Eisenstädter Bischof Zsifkovis
"Grundrecht auf Asyl gilt für alle"
Eisenstädter Bischof Zsifkovis
"Grundrecht auf Asyl gilt für alle"
Das Grundrecht auf Asyl "gilt für alle". Das hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics klar gestellt. "Wenn einer daheim nicht leben kann, weil er verfolgt wird wegen seines Glaubens oder seiner Überzeugung, soll er die Möglichkeit haben, sein Land zu verlassen." Der Bischof äußerte sich in einem Doppelinterview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Tagespost", das er gemeinsam mit FP-Minister Norbert Hofer bestritt. Der Bischof mahnte dabei einen verantwortungsvollen Umgang mit Asyl ein: "Wir sollen jenen, die in Not sind, diese Möglichkeit geben; zugleich muss jeder Staat darauf achten, welche Kapazitäten er hat."
Das sage auch der Papst, betonte Zsifkovics: "Man muss die Dinge verantwortungsvoll angehen, damit unsere Gesellschaft nicht aus den Fugen gerät und es nicht interne Kämpfe gibt. Es ist nicht Aufgabe der Kirche, hier Rezepte zu geben. Der Staat muss vorsorgen, immer im Wissen um das Ideal, dass wir den Fremden auf der Flucht aufnehmen."
Auf die Ängste der Bevölkerung vor Migranten angesprochen meinte der Bischof: "Ja, es gibt viele Ängste. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen, ob wir die Ängste durch Maßnahmen oder Worte verstärken." Die Ängste seien berechtigt. Andererseits hätten viele Menschen nicht vor Augen, dass die große Migrationswelle auf einer ungerechten Weltordnung beruht. Die Güter seien ungerecht verteilt. Das habe Folgen, so Zsifkovics: "Wo Menschen sich keine Zukunft aufbauen können, wollen sie weg. Auch durch unsere europäische Ausbeutung gefährden wir die Existenz von Menschen in asiatischen und afrikanischen Ländern. Wenn sie Opfer sind und nicht mehr wissen, wie sie leben sollen, machen sie sich auf den Weg. Wir werden dieses Problem nicht lösen, wenn wir der ungerechten Weltordnung nicht an die Wurzel gehen."
Einmal mehr mahnte Zsifkovics in der Asylfrage mehr innereuropäische Solidarität ein: "Es braucht die Solidarität aller, sonst verlaufen wir uns in Nationalismen. Um voranzukommen, brauchen wir eine europäische Solidarität."
Zum Thema Integration sagte der Bischof: "Wir dürfen Parallelgesellschaften nicht zulassen. Es braucht die Bereitschaft, vom Neuen zu lernen, aber umgekehrt auch die Bereitschaft derer, die hierher kommen, sich in diese Gesellschaft zu integrieren und ihre Werte anzunehmen." Menschen, die aus anderen Kulturen nach Österreich kommen, seien auch eine Bereicherung. Zsifkovics: "Ich bin ein Burgenland-Kroate in 18. Generation. Meine Vorfahren sind in die Habsburger-Monarchie gekommen und haben sich hier integriert."
Zur Frage, ob der Islam inkulturierbar sei, meinte der Bischof wörtlich: "Jeder Staat hat seine Verfassung, und wir als Bürger - egal welcher Religion - sind gefordert, sie einzuhalten. Ich möchte die Einheit in der Vielfalt, aber es gibt Regeln, an die wir uns halten müssen." Aus der Geschichte des Christentums könne man sagen: "Wir haben die Aufklärung durchgemacht, und wer genau hinsieht, erkennt, dass die Aufklärung ein Kind des Christentums ist. Ich bin überzeugt, dass der Islam diese Phase nicht - oder noch nicht - durchgemacht hat."
Auf die Forderung der Österreichischen Bischofskonferenz angesprochen, die sich für die Ausweitung des humanitären Bleiberechts einsetzt, sagte Zsifkovics, dass es Härtefälle gebe, "die menschlich nicht in Ordnung sind". Vielleicht wäre es sinnvoll, die Verantwortungsträger vor Ort - in Land und Gemeinde - stärker einzubinden. "Die haben oft eine genauere Kenntnis der Fälle", so Bischof Zsifkovics.
Der Bischof sprach sich weiters dafür aus, dass die Konversion vom Islam zum Christentum vor den Gerichten als Asylgrund anerkannt werden sollte. Die katholische Kirche mache es sich nicht leicht, werde doch die Vorbereitung auf eine Konversion sehr ernst genommen, so Zsifkovics: "Mich wundert, dass bei staatlichen Behörden mitunter der Katechismus abgefragt wird. Da würden viele Österreicher durchfallen! Wir versuchen als Kirche einen Weg zu gehen, eine gediegene Vorbereitung zu bieten." Es gebe viele Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Sie müssten die Chance bekommen, "bei uns ein neues Leben zu beginnen".
Hofer gegen Asyl-Missbrauch
Minister Hofer mahnte einmal mehr die klare Unterscheidung zwischen Zuwanderung und Asyl ein: "Wer wird verfolgt und braucht unseren Schutz? Und wer kommt, weil er sich hier eine neue Existenz aufbauen will? Asyl ist Schutz auf Zeit, um dann, wenn es im Heimatland möglich ist, mit dem, was man hier gelernt hat, aktiv zu sein." Er sprach sich für sichere Bereiche vor Ort in den Herkunftsregionen der Flüchtlinge aus: "Dort müssen wir sicherstellen, dass jene, die einen Asylgrund haben, alles kriegen, was für eine sichere Überfahrt notwendig ist. Wir müssen klarstellen, dass das Recht auf Asyl nicht missbraucht werden darf durch jene, die Zuwanderer sind."
Grundsätzlich gelte, "dass wir Länder nicht destabilisieren, was aus wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Überlegungen oft geschieht". Die Hilfe, die man vor Ort leistet, sei "unsagbar wertvoll", so Hofer: "Mit einem Euro kann ich dort wesentlich mehr bewirken, als es bei der Kaufkraft hier möglich ist. Niemand flüchtet gern, jeder will in seiner Heimat bleiben. Darum ist es wichtig, darauf zu achten, dass weniger Menschen zur Flucht gezwungen sind."
Zu den Ängsten der Österreicher meinte der Minister, dass diese daher kämen, dass sich im Strom von Flüchtlingen 2015 "auch Menschen versteckt haben, die Anschläge verübten". Hofer: "Man kann nicht sagen: Die Grenze wird überschritten und ich weiß nicht, wer da kommt. Man muss feststellen, um wen es sich handelt, ob eine Person bereits erkennungsdienstlich erfasst wurde. Sonst entstehen Unsicherheit und Angst. Der Staat muss die Sicherheit gewährleisten."
Der FP-Minister unterstrich weiters die Bedeutung der Sprache für die Integration. Und: "Integration läuft vielfach über die Frau. Dass die Frau am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, ist in manchen Kulturen schwierig, aber notwendig." Es gehe zudem auch um das Erlernen eines Berufs und Teilnahme am Vereinsleben. "Integration ist Holschuld und Bringschuld: Wer zu uns kommt, muss lernen, Integration zu meistern. Und der Staat muss die Möglichkeiten dazu bieten." In der Vergangenheit habe es in Österreich vor allem Zuwanderung aus einem ähnlichen Kulturkreis gegeben, so Hofer: "Man darf eine Gesellschaft nie überfordern."
Auf Probleme mit dem Islam angesprochen sagte der Minister: "Dem einzelnen Muslim ist nicht vorzuwerfen, dass er ein Problem mit der Rechtsstaatlichkeit hat. Wir alle kennen Muslime, die hier leben und mitwirken. Aber den politischen Islam darf man nicht unbeobachtet lassen." Es gebe Strömungen, die sagen: "Wir anerkennen die Verfassung dieses Landes nicht; für uns gilt die Scharia." Das sei nicht zu akzeptieren. Die Verfassung sei der gemeinsame Boden. Hofer: "Niemand ist gezwungen, hierher zu kommen und in einem Land zu leben, in dem Mann und Frau gleiche Rechte haben. Wenn man das nicht akzeptiert, hat man sich das falsche Land ausgesucht."
Der Islam sei inzwischen eine Kraft, "die gesellschaftsbestimmend sein kann". Wenn es nicht gelinge, Integration voranzutreiben, "die Werte, die uns ausmachen - aus der Antike, dem römischen Recht, Judentum und Christentum - zu vermitteln, wird unsere Gesellschaft in einem Ausmaß verändert werden, das uns nicht recht sein kann", so Hofer.
Quelle: Kathpress