"Zukunftsweg" Linz
Diözese startet Strukturreform
"Zukunftsweg" Linz
Diözese startet Strukturreform
In der Diözese Linz ist am Freitag der Startschuss für einen alle Ebenen übergreifenden Diskussionsprozess über eine neue territoriale Strukturierung der Diözese gefallen. Einen Entwurf für die geplante Strukturreform gibt es bereits, dieser wurde am Freitag 600 Delegierten aus allen Pfarren von Bischof Manfred Scheuer, der Leiterin des Reformprozesses "Zukunftsweg" und des Pastoralamts, Gabriele Eder-Cakl, und Generaldechant Slawomir Dadas in der Welser Messehalle vorgestellt. Der am Freitag offiziell angestoßene Diskussionsprozess ist Teil des im Herbst 2017 begonnen "Zukunftsweg", der auf zwei Jahre angelegt ist und unter dem Leitwort "Kirche weit denken" steht.
Scheuer hob zuvor bei einem Hintergrund-Gespräch im Bildungshaus vor Journalisten den Entwurf-Charakter des in einer von Dadss geleiteten Arbeitsgemeinschaft neu entwickelten Modells hervor. Fertige Lösungen und Rezepte gebe es in der Diözese nicht, er hoffe vielmehr auf einen wirklichen Kommunikations-Prozess über die Neustrukturierung der Diözese auf allen Ebenen. Bisher sieht er den 2017 gestarteten "Zukunftsweg" getragen von einer Grundfreude, einem Mut zur Veränderung, einem langen Atem und auch von einer Fehlerfreundlichkeit.
Mit der Strukturreform wolle man in der Diözese bereits bestehende, lebendige Zellen oder Gemeinschaften stärken aber auch nach der Reichweite des bisherigen Modells fragen und letztlich Kirche in ganz unterschiedlichen Lebenswelten präsent halten, erläuterte Bischof Scheuer.
Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen
In der Diözese reagiere man damit auch auf Veränderungen innerhalb der Gesellschaft, die sich durchaus auch auf das Selbstverständnis der Kirche, die Seelsorge und den Glauben der Einzelnen auswirken würden. "Menschen wollen ihr Leben und damit auch ihre Religiosität immer selbstverantwortlicher gestalten und individuell bestimmen", erläuterte Pastoralamtsdirektorin Eder-Cakl. Dieser Umstand habe schließlich auch zur Frage nach dafür geeignete territoriale Strukturen in der Diözese geführt.
Konkret habe man vor der Frage gestanden: "Welche Strukturen braucht die Kirche gegenwärtig und zukünftig, um ihrem pastoralen Auftrag in der Gesellschaft von heute gerecht zu werden?" Ziel des Modells sei es, qualitätsvolle Seelsorge am Ort weiterhin zu gewährleisten und gleichzeitig haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in ihren Fähigkeiten zu stärken und zu entlasten, erläuterte Eder-Cakl.
Dekanate werden zu Pfarren
Der Kern des neuen Modells: Die derzeit 487 oberösterreichischen Pfarren bleiben auch künftig in Form von sogenannten "Pfarr-Gemeinden" als selbstständige Einheiten bestehen, allerdings ändere sich ihr kirchenrechtlicher Status, erläuterte Dadas. Aufgabe der "Pfarr-Gemeinde" sei es in Kontinuität zur alten Form von Pfarre auch weiterhin, "die Menschen innerhalb ihres Gebietes in den Blick zu nehmen" und den Raum für die kirchlichen Grundfunktionen zur Verfügung zu stellen. Dort werde die Kirche wie im bisherigen Sinn "direkt bei den Menschen sein", so der Generaldechant. Eigenständig bleibt die "Pfarr-Gemeinde" auch in ihrer Vermögensverwaltung, die auf dem Weiterbestehen der juristischen Person "Pfarrkirche" basiere.
Geleitet werden die "Pfarr-Gemeinden" künftig von einem selbstständig vorgeschlagenen Seelsorgeteam, dem Verantwortliche für Verkündigung, Liturgie, Caritas, Gemeinschaft, der Pfarrgemeinderats-Obmann und ein Verantwortlicher für Verwaltungsagenden angehören. Pfarrer als Leiter der einzelnen "Pfarr-Gemeinden" werde es künftig nicht mehr geben, jeder Gemeinde sei allerdings ein Priester für die priesterlichen Dienste zugeteilt, betonte der Generaldechant.
Größere Veränderungen kündigte Dadas allerdings für die 39 Dekanate an. An ihre Stelle treten künftig 35 Pfarren, denen im Schnitt 14 "Pfarr-Gemeinden" zugeordnet werden. Definiert ist die Pfarre als "pastoraler Handlungsraum für eine Gemeinschaft von Gläubigen in einem konkreten Territorium". Auf ihrer Ebene werden Angebote für mehrere "Pfarr-Gemeinden" gesetzt, aber auch für Menschen, die sich keiner Gemeinde zugehörig fühlen.
Die Leitung der Pfarre habe künftig ein Pfarrvorstand über, dem ein Pfarrer als Gesamtleiter und zwei weitere Vorstände für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten angehören. Eine Änderung ergibt sich im Zuge dessen auch für den Begriff Pfarrer. War dieser bisher nicht nur der Geistliche einer Gemeinde, sondern auch deren Leiter - in manchen Fällen bis hin zum Personalchef des Kindergartens -, so gibt es nun nur mehr in den übergeordneten Einheiten (Pfarren neu) einen Geistlichen, der Leitungsaufgaben erfüllt und auch als "Pfarrer" bezeichnet wird. In den Pfarrgemeinden vor Ort nennt man den von administrativen Aufgaben befreiten Geistlichen "Priester".
Die Leitung der "Pfarr-Gemeinde" vor Ort sei somit nicht "mehr einfach Sache des Priesters", so Scheuer. Im Verwaltungs- und Organisationsbereich würden Priester künftig so ganz stark entlastet und "es wird auch der 'Pfarr-Gemeinde' der Druck genommen, alles alleine machen zu müssen".
Das Modell sei flexibel für die vielfältigen Herausforderungen in der Gesellschaft, biete Freiraum und Spielraum für die handelnden Personen und schaffe gleichzeitig klare Verantwortlichkeiten, so Dadas. Es ermögliche auch die Übernahme von Verantwortung durch haupt- und ehrenamtliche Laien und Diakone in leitenden Positionen im kirchenrechtlichen Rahmen und schaffe die Voraussetzung für einen differenzierten, an Fähigkeiten orientierten Einsatz des hauptamtlichen Personals.
Quelle: Kathpress