Positiver Dialog mit Orient-Kirchen
Kleine Fortschritte im Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen sieht der Salzburger Theologe Prof. Dietmar Winkler. Er nahm vor wenigen Tagen an der diesjährigen Tagung der Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen teil. Die Atmosphäre bei den Gesprächen in Rom sei von viel Vertrauen und von einem guten Diskussionsniveau geprägt gewesen, so Winkler am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress". Inzwischen könnten auch alle orientalischen Kirchen auf gut ausgebildete Theologen zurückgreifen.
Der katholisch-orientalische Dialog befindet sich derzeit bereits in seiner dritten Phase. Den aktuellen Gesprächen vorausgegangen waren die Erarbeitung eines Dokuments zum Kirchenverständnis sowie eines zweiten zur Kircheneinheit bis ins 5. Jahrhundert. Bei der Erarbeitung des zweiten Dokuments hätte sich gezeigt, so Winkler:
Vieles von dem, was heute im ökumenischen Dialog passiert, hat damals in den ersten Jahrhunderten bereits für die Kircheneinheit gereicht.
Nun wolle man in der dritten Phase an einem gemeinsamen Dokument zur Sakramententheologie arbeiten, erläuterte der Ostkirchenexperte. Die Konferenz in Rom war inhaltlich dem Sakrament der Ehe gewidmet. Die katholische Kirche hat zwei verschiedenen Zugänge zum Ehesakrament, weil es ja auch 22 katholische Ostkirchen gibt, die mit Rom in Kircheneinheit sind. Winkler referierte dabei über das westliche römisch-katholische Eheverständnis, wo es zu den anderen Kirchen einen nicht unbedeutenden Unterschied gibt: In der römisch-katholischen Kirche spenden einander die Eheleute selbst dieses Sakrament. Ein Priester ist bei der Trauung nicht unbedingt erforderlich, was in allen anderen Kirchen, seien sie nun orientalisch-orthodoxe Kirchen oder katholische Ostkirchen, aber sehr wohl der Fall ist.
Ein anderer Unterschied: In allen orientalisch-orthodoxen Kirchen ist - vor allem aus pastoralen Gründen - zumindest eine zweite kirchliche Eheschließung möglich. Freilich werde dies, zumindest aus katholischer Sicht, theologisch nicht exakt begründet, denn die prinzipielle Unauflöslichkeit der Ehe steht für alle Kirchen außer Zweifel, so Winkler.
In der katholischen Kirche ist eine wiederholte Eheschließung nur nach einer Annullierung der Erstehe möglich. Freilich auch keine zufriedenstellende Situation, wie bei der Konferenz zum Ausdruck gebracht wurde.
Konfessionsverschiedene Ehen
Unterschiedlich sei die Praxis auch hinsichtlich der Ehe eines Christen mit einem Nicht-Christen. Hier seien die orientalischen Kirchen sehr restriktiv. Bedingt durch ihre Lebensumstände in muslimisch dominierten Ländern sei das aber auch verständlich, "weil dann der christliche Partner zum Islam konvertieren muss und auch die Kinder muslimisch erzogen werden müssten", schilderte Winkler.
Der Umgang mit konfessionsverschiedenen christlichen Ehen ist in den einzelnen orientalisch-orthodoxen Kirchen unterschiedlich. Während sich die katholische Kirche hier gegenüber den orientalischen Kirche sehr offen zeigt, könne in einigen Ländern im Orient aus rechtlichen Grünen ein formaler Kirchenübertritt eines der Eheleute notwendig sein. In der Koptischen Kirche in Ägypten könne es auch zur erneuten Taufe des nicht-koptischen Ehepartners kommen, so Winkler. Er ist u.a. Konsultor im Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und Mitarbeiter an Arbeitsprojekten der Päpstlichen Kongregation für die Orientalischen Kirchen.
Begegnung mit Papst Franziskus
An der Konferenz in Rom nahmen hochrangige Vertreter der Syrisch-orthodoxen, Armenisch-apostolischen, Koptisch-orthodoxen, Äthiopisch-orthodoxen, Eritreisch-orthodoxen und Malankara Syrisch-orthodoxen Kirchen teil. Von katholischer Seite war Kurienkardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, der prominenteste Vertreter. Hinzu kamen zahlreiche Repräsentanten der römisch-katholischen Kirche sowie der verschiedenen mit Rom in Union stehenden orientalischen Kirchen. Höhepunkt der Tagung war eine Begegnung mit Papst Franziskus, der die Arbeit der Kommission würdigte und allen Teilnehmern ein Exemplar seines Schreibens "Amoris laetitia" (über die Liebe in der Familie) überreichte.
Die nächste Zusammenkunft der Dialog-Kommission wird von 26. Jänner bis 1. Februar 2020 im Libanon stattfinden und sich ganz grundsätzlich dem Thema der Sakramententheologie widmen.
Quelle: kathpress