Dom Museum Wien zeigt tastbares Relief vom Porträt Rudolfs IV.
Das älteste Porträt des Abendlandes, das Bildnis des Habsburger-Herrschers Rudolf IV. aus dem 14. Jahrhundert, steht ab sofort im Dom Museum Wien auch als tastbares Relief zur Verfügung. Das "haptische Gemälde zu einem der wichtigsten Kunstwerke Europas" entstand mithilfe innovativer 3D-Technologien, teilte das Dommuseum am Mittwoch mit. Das Bild wurde von der Wiener Forschungs-GmbH "Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung" (VRVis) computergestützt in eine originalgroße Relief-Darstellung überführt, in der Komposition, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, aber auch die vielen ornamentalen Details ertastbar sind.
Mit der gleichen Technologie wurde von der ebenfalls im Dom Museum Wien gezeigten Grabhülle Rudolfs ein Relief hergestellt: Das goldseidene, mit arabischen Schriftzeichen verzierte Grabtuch, das ursprünglich einem Herrscher aus dem Iran gehörte, gibt der Forschung bis heute Rätsel auf. Ein Ausschnitt des kostbaren Textils mit arabischer Kalligraphie und ornamentalen Jagdszenen ist nun haptisch erfahrbar.
Die offizielle Erstpräsentation der beiden taktilen Reliefs, die aus Corian - einem Verbundstoff aus Mineralien und reinem Acrylharz - gefertigt wurden, findet im Rahmen des "Welttages der Fremdenführer für Blinde und Sehbeeinträchtigte" am Freitag, 15. Februar, statt. Beide Reliefs sind direkt neben den Originalobjekten in der sogenannten Schatzkammer des Dommuseums fix installiert.
"Schritt in Richtung inklusives Dom Museum"
"Mit Integrierung der beiden neuen Tastreliefs in unsere Dauerausstellung ist ein weiterer Schritt in Richtung inklusives Dom Museum Wien gesetzt, hat doch die Zugänglichkeit der Sammlungen für alle Besucher und Besucherinnen einen hohen Stellenwert in unserer Museumsarbeit", erklärte Direktorin Johanna Schwanberg. Sie dankte dem Bundeskanzleramt für die Ermöglichung dieses Projekts. Zeitgemäße Kunstvermittlung sei ein zentrales Anliegen des Museums, hieß es in der Aussendung weiter. Dabei spiele der barrierefreie Zugang eine wesentliche Rolle. "Um Ausstellungsobjekte auch blinden und sehbeeinträchtigten Personen zugänglich zu machen", seien nun taktile, dreidimensionale Versionen von Schlüsselwerken der Sammlung hergestellt worden.
Informationen zu beiden Reliefs sind auf der App des Dom Museums abrufbar, die eine barrierefreie Oberfläche hat und mit Voice-Over-Modus eigenständig von blinden und sehbeeinträchtigten Personen bedient werden kann. Hier können zu allen Sammlungsobjekten auch zusätzliche Beschreibungen abgerufen werden, "die ein Bild im Kopf entstehen lassen", wies das Dommuseum hin. Die App beinhaltet darüber hinaus seit kurzem auch Videos in Österreichischer Gebärdensprache ÖGS.
Quelle: kathpress