Katholische Arbeitnehmer: Technologiedebatte betrifft auch Gender
Eine stärkere Berücksichtigung der Geschlechterperspektive in der aktuellen Technologiedebatte hat die Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreichs (KABÖ) anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März gefordert. Um in einer digitalisierten Arbeitswelt eine weitere Verschärfung bestehender Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in Fragen der Erwerbsbeteiligung, der Einkommen und der sozialen Sicherung zu verhindern, appellierte die KABÖ am Mittwoch an Politik, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft, sich in den Debatten um neue Technologien und ihre Anwendung in der Arbeitswelt für eine geschlechtergerechte Gestaltung von Arbeit und Gesellschaft einzusetzen.
"Es geht bei den anstehenden bzw. laufenden Veränderungen in der Arbeitswelt nicht nur um 'Industrie 4.0' und die Arbeit von Männern, wie häufig suggeriert wird", erklärte KABÖ-Vorsitzender Philipp Kuhlmann. Die Digitalisierung betreffe auch Dienstleistungsbranchen, in denen hauptsächlich Frauen tätig sind. Es gelte, Räume zu schaffen, damit Frauen sich aktiv an den laufenden Technologiedebatten beteiligen und die ethischen wie sozialen Rahmenbedingungen einer digitalisierten Arbeitswelt mitgestalten können.
"Technologie muss dem Leben dienen", betonte Margit Savernik, stellvertretende Vorsitzende der KABÖ. Vor allem aber brauche es im Blick auf erwartbare Veränderungen im Bereich von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung eine "tabulose Debatte um Verteilung - zwischen den Geschlechtern, den AkteurInnen in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft generell", so Savernik und Kuhlmann.
Grundsätzlich müsse der technologische Wandel in einen gesellschaftlichen Dialog eingebunden sein. Er dürfe nicht sich selbst überlassen bleiben, sondern braucht nach Überzeugung der katholischen Arbeitnehmer die Beteiligung aller gesellschaftlichen Kräfte - "Männer wie Frauen, Politiker wie Politikerinnen, die aus diesem Dialog heraus (geschlechter-)gerechte Entscheidungen treffen und umsetzen sollen". Besonderes Augenmerk sei auf bereits sichtbare Veränderungen in Erwerbs- und Einkommenskarrieren zu legen, die angesichts einer Digitalisierung verschärft würden: "Die Koppelung sozialer Sicherung an die Erwerbsarbeit ist in Zeiten zunehmender Prekarisierung von Erwerbsarbeit bereits fragwürdig geworden," so KABÖ-Vorsitzender Kuhlmann, "auf globalen digitalen Arbeitsmärkten wird dieses Konstrukt immer schwieriger haltbar sein".
Neue Formen sozialer Absicherung nötig
Angesichts der schwindenden Zahl von Arbeitsplätzen bei anhaltender bzw. steigender Wertschöpfung, werde es darum gehen müssen, zu neuen Formen sozialer Absicherung unabhängig von Erwerbsarbeit zu gelangen. Das, so Kuhlmann, könne bedeuten, sich mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen näher auseinanderzusetzen und erfordere im Sinne einer Verteilungsgerechtigkeit jedenfalls die Wiedereinführung bzw. Anhebung von Steuern wie etwa Vermögenssteuern, Körperschaftssteuer oder Kapitalertragssteuer.
Die KABÖ wolle den Prozess der Digitalisierung gemeinsam mit anderen Akteuren "kritisch begleiten - entsprechend unserem Motto: Im Mittelpunkt der Mensch"", versicherte Margit Savernik. Ein christliches Welt- und Menschenbild verpflichte dazu, auf soziale und Geschlechtergerechtigkeit zu achten sowie Teilhabe zu ermöglichen. Ziel seien in diesem Zusammenhang überdies faire Bildungschancen.
Die KABÖ weiß sich dabei eingebunden in die Arbeit der Europäischen Bewegung Christlicher ArbeitnehmerInnen (EBCA), die im Herbst 2018 in Birmingham (Großbritannien) eine gemeinsame Erklärung zur Digitalisierung in der Arbeitswelt vorgelegt hat. Die EBCA bekennt sich darin zur Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Kirchen, Politik und Zivilgesellschaft.
Quelle: kathpress