Katholische Aktion begrüßt verpflichtenden Ethikunterricht
In der Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts für jene Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, sieht die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) einen wichtigen bildungspolitischen Schritt. "Damit wird ein jahrzehntelanger, eigentlich untragbarer Zustand abgeschafft, nämlich, dass es junge Menschen gibt, die das ganze Schulsystem durchlaufen, ohne jemals Wissen über Werte und Religionen vermittelt bekommen zu haben", erklärte KAÖ-Vizepräsident Armin Haiderer in einer Aussendung am Donnerstag. Gleichzeitig begrüßte die KAÖ, dass der konfessionelle Religionsunterricht in der jetzigen Form bestehen bleibe, denn die religiöse Dimension von Bildung sowie religiöse Bildung sei "ein wesentliches Element der Allgemeinbildung", so KAÖ-Präsident Leopold Wimmer.
"Für uns ist der konfessionelle Religionsunterricht auch weiterhin ein zukunftsträchtiges Modell mit einem großen Mehrwert für Schüler und die Gesellschaft im Ganzen", erklärte Wimmer. Der konfessionelle Religionsunterricht lege zudem eine wichtige Basis für einen interreligiösen Dialog auf Augenhöhe. "Dieser kann nur seriös und fruchtbar von statten gehen, wenn es eine entsprechende Rückbindung an die eigene Glaubensgemeinschaft gibt", meinte Wimmer.
Der KAÖ-Präsident verwies auch auf das Schulorganisationsgesetz, in dem es heißt:
Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten, sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken.
Die Freistunde bei einer Abmeldung als Konkurrenz des Religionsunterrichts falle künftig weg, erklärte KAÖ-Vizepräsident Haiderer. Davon würden sowohl Ethik- als auch Religionsunterricht profitieren - "von den Schülern und Schülerinnen ganz zu schweigen. Ich denke, der auf dem Tisch liegende Vorschlag ist die bestmögliche Lösung", so Haiderer.
Seit 1997 Schulversuche
An österreichischen Schulen gibt es seit 1997 den Schulversuch Ethik. Derzeit wird an 211 AHS-Oberstufen bzw. berufsbildenden mittleren oder höheren Schulen (BMHS) Ethik als Pflichtgegenstand für Schüler angeboten, die keinen Religionsunterricht besuchen. Hintergrund für die seit den 1990er Jahren immer wieder geführte Diskussion um den Ethikunterricht ist die gesellschaftliche Entwicklung: In den vergangenen Jahrzehnten stieg der Anteil der Personen ohne Religionsbekenntnis ständig an - von vier Prozent im Jahr 1951 auf 17 Prozent 2017. Außerdem können auch Angehörige einer Religionsgemeinschaft vom Religionsunterricht abgemeldet werden - zunächst durch die Eltern, ab 14 Jahren können dies Schüler selbstständig auch ohne Einwilligung der Erziehungsberechtigten.
Bekenntnislose und von Religion abgemeldete Schüler haben derzeit ohne Schulversuch eine Freistunde. An Schulen mit Schulversuch müssen sie dagegen verpflichtend am Ethikunterricht teilnehmen, was die Abmeldung vom Religionsunterricht tendenziell unattraktiver macht. Eine freiwillige Teilnahme von Bekenntnislosen am Religionsunterricht als Freigegenstand war bisher möglich und soll es auch bleiben.
Quelle: kathpress