Karfreitagsregelung

Auch Kritik von katholischen Arbeitnehmern

Scharfe Kritik an der neuen Karfreitagsregelung hat die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung Österreich (KABÖ) bei ihrer Bundeskonferenz in Graz geübt. Das Thema sei unter dem Aspekt diskutiert worden, dass die neue Karfreitagsregelung Evangelischen, Altkatholischen und Methodisten den Karfreitag als Feiertag in Zukunft nicht mehr gewährte, weswegen sie schlicht inakzeptabel sei, heißt es in einer Aussendung am Montag. Dem Argument, dass Österreich ein "Feiertagsland" sei, sei entgegenzusetzen, dass Österreich bei Feiertagen im europäischen Vergleich im guten Mittelfeld liege, bei den Arbeits- und Überstunden aber im Spitzenfeld. Somit sei Arbeitszeitverkürzung dringend geboten. Mit dem Karfreitag als allgemeinem Feiertag hätte ein entsprechender Schritt gesetzt werden können.

Die KABÖ wählte am Samstag in Graz die Oberösterreicherin Anna Wall-Strasser einstimmig zur neuen Vorsitzenden. In ihrer Antrittsrede betonte sie, dass Arbeit eine wesentliche Säule persönlicher Identität und gesellschaftlich "Dreh- und Angelpunkt der sozialen Frage" sei, wie Johannes Paul II. in der Enzyklika "Laborem exercens" betont habe. "Dennoch ist heutzutage die Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeit überhaupt nicht modern, ja, sie wird geradezu vernachlässigt, auch in der Kirche". Es stünden riesige Herausforderungen an; viele Menschen könnten von ihrer Arbeit nicht mehr leben, das Tempo und der Druck nähmen immer mehr zu, so Anna Wall-Strasser, die bis vor kurzem Leiterin der Betriebsseelsorge Oberösterreich war.

Die rasch fortschreitende Digitalisierung verändere die Arbeitswelt bereits so massiv, dass aus Sicht der KAB "dringend die sozialen Auswirkungen und die davon betroffenen Menschen in den Mittelpunkt gestellt und entsprechende Maßnahmen der Begleitung gesetzt" werden müssten, erklärte die Vorsitzende. Die KAB stehe für "Gute Arbeit" und fordere wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen dafür ein. "Die Arbeitswelt muss menschengerecht sein", bekräftigte Anna Wall-Strasser auch auf Basis des Sozialhirtenbriefes der österreichischen Bischöfe (1990) und des ökumenischen Sozialworts (2003). Beiden zufolge sei es Selbstverpflichtung der Kirchen, sich aktiv in die Themen Mensch und Arbeitswelt einzubringen.

Anna Wall-Strasser ist Theologin und war 36 Jahre lang in der Diözese Linz zunächst als Betriebsseelsorgerin, dann als Leiterin des Bildungshauses Betriebsseminar und schließlich als Referentin und später als Leiterin der Betriebsseelsorge Oberösterreich tätig. Mit November 2018 trat sie in den Ruhestand. Ihr ehrenamtliches Engagement geht aber auch in der Pension weiter: So ist sie Obfrau der Arbeitslosenstiftung B7 in Linz und nun in der KAB Österreich engagiert.

Der bisherige KABÖ-Vorsitzende Philipp Kuhlmann wurde für seine Tätigkeit in den letzten drei Jahren herzlichst bedankt. Mit ihm und Reinhold Grausam als Vizevorsitzenden sowie dem geistlichen Assistenten Fritz Krull bleibt laut Aussendung ein bewährtes Team bestehen. Bedankt für ihr tatkräftiges Engagement in den letzten Jahren wurden außerdem Margit Savernik und Johannes Labner.

Themen waren neben dem Karfreitag auch der Schutz des freien Sonntags mit besonderem Augenmerk auf die neue Arbeitszeitregelung, die es ermöglicht, dass Arbeitnehmer an vier Sonntagen im Jahr zum Einsatz kommen können. Die KABÖ kritisierte dies als massiven Eingriff in die Sonntagsruhe.

Die Bundeskonferenz beschäftigte sich auch mit den kommenden EU-Wahlen und einem Dokument der Kommission für soziale Angelegenheiten der COMECE (Kommission der EU-Bischofskonferenzen) mit dem Titel "Die Zukunft der Arbeit gestalten" vom Oktober 2018.

Quelle: kathpress