Internet oft Frustrationsmaschine für junge Leute
Laut dem an der Katholischen Privat-Universität Linz lehrenden Moraltheologen Michael Rosenberger kann das Internet schnell zu einer riesigen Frustrationsmaschine werden. Vor allem Jugendliche machten ihr Selbstwertgefühl viel zu sehr von Klicks der Zustimmung abhängig. Bleibt das Werben um Likes ohne Resonanz, stelle sich schnell Frustration ein, erläuterte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft "Theologie der Spiritualität" am Donnerstag in der aktuellen Ausgabe der "Linzer Kirchenzeitung". Schließlich sei das Netz nicht so sehr Informations-, sondern vielmehr Bewertungsmedium. Für die Kirche ergebe sich daraus die Aufgabe, klar zu machen, dass jeder Menschen unabhängig vom Zuspruch im Internet Würde besitze.
Für eine echte Gefahr hält Rosenberger ein durch Neue Medien verursachtes Denken in Schwarz-Weiß, das keinen Platz zum Differenzieren lasse.
Wenn alles auf ein, zwei Schlagworte zusammengedrängt wird, kann ich nur in Schwarz-Weiß malen. Da bleibt keine Möglichkeit für Zwischentöne.
So der Moraltheologe. Kritisch sieht er auch die oft sehr intensive Nutzung neuer Technologien. Hier brauche es eine neue Form der Maßhaltung, die sowohl in der Verantwortung der einzelnen Nutzer liege aber auch die Gesellschaft herausfordere, Regeln zu definieren. Kaum etwas anderes ziehe den Menschen heute so in ihren Bann wie moderne Technik, die eine enorme Anziehungskraft und die bisherige Prestige-Technologie Auto ersetzt habe.
Problematisch sieht der Moraltheologe auch den Umgang der Menschen miteinander in den sozialen Medien und im Internet. Gebe es bei persönlichen Begegnungen eine natürliche Hemmschwelle, das Gegenüber respektlos zu behandeln, fehle diese innere Bremse bei der Verwendung von Medien, "da ich das Gegenüber zumeist nicht sehe, auf Facebook oder Twitter nicht höre, generell nicht spüren kann", so Rosenberger. Dieser Mangel an natürlichen Beißhemmungen müsse über Regeln ausgeglichen werden. In der Verantwortung sieht er hier den einzelnen Nutzer aber auch Anbieter technischer Strukturen. Einander zu respektieren, "müssen wir auf dem Marktplatz der Welt, dem des Internets, neu lernen".
Quelle: kathpress