Architekturwettbewerb geplant
General soll Wiederaufbau von Notre-Dame leiten
Architekturwettbewerb geplant
General soll Wiederaufbau von Notre-Dame leiten
Frankreichs Regierung hat erste Schritte zum Wiederaufbau der durch einen Brand zerstörten Kathedrale Notre-Dame in Paris vorgestellt. Premierminister Edouard Philippe kündigte ein Gesetzesvorhaben an, das für Transparenz bei Spenden sorgen und den Spendern selbst weitere Steuervorteile bringen soll. Geplant ist außerdem ein internationaler Architekturwettbewerb, um den bei dem Brand zerstörten kleinen Spitzturm in der Mitte des Daches der Kathedrale wieder zu errichten. Koordinieren soll den Wiederaufbau der ehemalige Generalstabschef der französischen Streitkräfte, General Jean-Louis Georgelin (70).
In den kommenden Tagen und Wochen stünden zunächst Notfallarbeiten im Vordergrund, teilte Kulturminister Franck Riester nach einer Regierungssitzung im Elysee-Palast mit. Außerdem soll eine Plane die Gebäudeteile schützen, die durch den Verlust des Daches der Witterung ausgesetzt sind.
"Wir werden die Kathedrale wieder aufbauen", betonte der Pariser Erzbischof Michel Aupetit am Mittwochabend vor mehreren Tausend Gläubigen und den Priestern und Diakonen bei traditionellen Ölweihemesse der Erzdiözese Paris. Es gelte aber auch die Kirche im Allgemeinen wieder aufzurichten, fügte Aupetit hinzu. "Mögen alle Getauften die außerordentliche Gnade, die sie einst als Kinder Gottes empfangen haben, wieder entdecken und erleben", sagte der Erzbischof.
Weitere Meldungen zur Brandkatastrophe von Paris
Die sogenannte Chrisam-Messe sollte eigentlich in Notre-Dame stattfinden, wurde nach dem Großbrand in die zweitgrößten Pariser Kirche Saint-Sulpice verlegt. Auch der emeritierte Pariser Erzbischof Kardinal Andre Vingt-Trois sowie Frankreichs "First Lady" Brigitte Macron und Innenminister Christophe Castaner feierten den Gottesdienst mit. Die Messe wurde via Videowand auch auf den Vorplatz von Saint-Sulpice übertragen, wo sich zahlreiche Gläubige versammelten.
Um 18.50 Uhr, dem Zeitpunkt des Brandausbruchs in Notre-Dame am vergangenen Montag, läuteten in Saint-Sulpice wie in Gotteshäusern in ganz Frankreich die Kirchenglocken. Die Bischofskonferenz hatte dazu aufgerufen. "Der Brand in der Kathedrale Notre-Dame de Paris ist ein Schock weit über die Katholiken unseres Landes hinaus", hieß es.
Orgel und Großteil von Domschatz unversehrt
Unterdessen wurde bekannt, dass die berühmte Hauptorgel der Kathedrale den Brand offenbar weitgehend unbeschadet überstanden hat. Rechts und links habe man ein paar Wasserpfützen durch den Feuerwehreinsatz gesehen, sagte "Titularorganist" Vincent Dubois. Das Orgelgehäuse sei jedoch intakt, ebenso das Pfeifenwerk. Auch die weltbekannten Rosetten scheinen den Flammen getrotzt zu haben. Sie seien in gutem Zustand, allerdings seien die umfassenden Stützkonstruktionen und damit auch die Glasfenster weiterhin gefährdet, sagte ein Sprecher der Pariser Feuerwehr.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen Versicherungsexperten, das rund 90 Prozent der Kunstwerke und Reliquien in Notre-Dame rechtzeitig vor den Flammen gerettet worden seien. Zuallererst sei etwa die Dornenkrone, die Jesus am Kreuz getragen haben soll, aus der Kirche gebracht worden, sagte der Schadensachverständige Michel Honore, der den Domschatz im Auftrag der Versicherer begutachtet. Auch die meisten großen Gemälde in der Kathedrale sähen unversehrt aus. Restauratoren müssten sie aber nochmals genau begutachten.
Spenden für den Wiederaufbau
Für den Wiederaufbau von Notre-Dame wurde laut Medienberichten mittlerweile fast eine Milliarde Euro gespendet, darunter sind zahlreiche Großspenden französischer Konzerne. Die Regierung in Paris hat vier Einrichtungen offiziell damit beauftragt, Spenden für die Arbeiten zu sammeln, darunter die Kulturerbe-Stiftung "Fondation du Patrimoine" (https://don.fondation-patrimoine.org). Die Erzdiözese Paris verweist auf ihrer Website zum Kathedralbrand auf die Stiftung "Avenir du Patrimoine a Paris" (https://don.fondationnotredame.fr/fapp-notre-dame)
In Frankreich sind Kirche und Staat getrennt. Mit dem entsprechenden Gesetz aus dem Jahr 1905 wurden sämtliche bis dahin errichteten Kirchengebäude zu Staatseigentum erklärt. Als Eigentümer trägt die öffentliche Hand die Kosten für Erhalt, Reparaturen und Restaurierung der katholischen Gotteshäuser. Den Pfarrgemeinden werden diese Gebäude kostenlos zur Verfügung gestellt, die ihrerseits für den laufenden Unterhalt verantwortlich sind wie beispielsweise Strom- und Heizkosten.
Dies betrifft auch die Kathedrale Notre-Dame. Laut einem Bericht der Zeitung "Le Monde" ist das Gebäude nicht im klassischen Sinne versichert. Der Staat sei in diesem Fall sein eigener Versicherer, heißt es unter Berufung auf den französischen Versicherungsverband. Bereits 1862 ist die Kirche allerdings als "historisches Monument" eingestuft worden - dies ermöglicht es, zusätzliche Mittel für die Sicherstellung des Erhalts zu sammeln.
Schon für die umfassende Sanierung von Notre-Dame hatte die Kirche eine Spendenkampagne gestartet. In diesem Zusammenhang war unter anderem der Vorschlag diskutiert worden, Eintritt für den Besuch von Kathedralen zu verlangen. Die Kirche schloss diese Möglichkeit aus: Der Besuch von Notre-Dame solle gratis bleiben.
Quelle: Kathpress