Christliches Leben heute bewusster als früher
Christ zu sein bedeutet vor allem die Hingabe für andere Menschen: Darauf hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl bei der Feier der Gründonnerstagsliturgie im Grazer Dom hingewiesen. Am ersten der "Heiligen drei Tage", an dem die Kirche des Letzten Abendmahles gedenkt, werde bei der Zeichenhandlung der Wandlung - wie in jeder Eucharistiefeier - an die Hingabe Jesu erinnert, die sich dann am Karfreitag am Kreuz vollendet habe. Christen seien nicht als Retter der Kirche oder als Selbstdarsteller gefragt, sondern "dort, wo wir uns aus Liebe verschenken und das Maß an Hingabe anlegen, die uns unser Herr und Meister vorgelebt hat", erklärte der Bischof.
"Billiger ist Christsein nicht zu haben als damit, dass wir bereit sind, füreinander das Leben zu geben", unterstrich Krautwaschl. In den vergangenen Jahrhunderten sei es kaum notwendig gewesen, dies zu bedenken, "weil Christ zu sein in unseren Breiten selbstverständlich war". In der Gegenwart werde es jedoch "mehr und mehr abverlangt, diese Dimension unseres Wesens zu leben". Es sei daher "kein Wunder, dass so manche da nicht mitgehen können oder wollen". Dennoch handle es sich bei der zu Ostern besonders gefeierten Hingabe um den "Weg zur Fülle und zum wahren Leben".
Krautwaschl begründete seine Ausführungen mit den Wandlungsworten des Priesters über den Kelch. Die Formel "Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis" sei nicht eine bloße Erinnerung an das ständige Gedenken an Jesus durch das Weiterreichen des Kelches in der Messe. Vielmehr beziehe sich der Auftrag Jesus "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" grammatikalisch auf das Vergießen des Blutes. "Dies gilt es also dem Evangelium entsprechend zu leben: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt", verwies der Bischof auf das Johannesevangelium. Nicht um Erinnerung an Vergangenes gehe es dabei, sondern um "Leben und damit auch Verkündigung des Glaubens".
Quelle: kathpress