Grazer Theologische Fakultät gedenkt ihrer Aufhebung 1939
"Am 1. April 1939 wurde die Grazer theologische Fakultät mit der Wiener vereinigt, beziehungsweise aufgehoben": Diese handschriftliche Notiz als Faksimile auf dem Ankündigungsfolder für ein Symposion am 7. Mai in Graz erinnert an eine Zwangsmaßnahme der damals seit rund einem Jahr in Österreich herrschenden Nationalsozialisten: Die Abschaffung, getarnt als Zusammenlegung mit Wien, traf nach der NS-Machtübernahme neben der Grazer auch die Salzburger und die Innsbrucker Theologische Fakultät. Die Vortragenden des Symposions beleuchten neben den historischen Ereignissen auch die gegenwärtigen Herausforderungen und die Relevanz der Theologie für Universität, Kirche und Gesellschaft.
Das dichte Programm der Tagung am Dienstagvormittag sieht nach der Begrüßung durch Dekan Christoph Heil ein Hauptreferat und fünf kürzere Referate sowie eine Buchpräsentation vor. Der Würzburger Kirchenhistoriker Dominik Burkard spricht über "Katholische Theologie im Nationalsozialismus", Grazer Wissenschaftler wie der Pastoraltheologe Rainer Bucher, die Fundamentaltheologin Isabella Guanzini, der Zeithistoriker Helmut Konrad und die Rechtswissenschaftlerin Caroline List als Universitätsratsvorsitzende sprechen über Aspekte wie "Theologie und Vergangenheitsbewältigung", "Grazer Theologie in der Gegenwart" oder die "gesellschaftliche Relevanz" des Theologiestudiums.
Ein neues Buch über den Pazifisten und "Priesterpolitiker" Johannes Ude (1874-1965) stellen die Grazer Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler und der Sozialethiker Leopold Neuhold als Herausgeber vor. Ude schrieb nach den Novemberpogromen 1938 einen einzigartigen Protestbrief an den NS-Gauleiter, in dem er die "banditenartigen Überfälle" des Terror-Regimes kritisierte.
Das Symposion findet am Dienstag, 7. Mai, von 9 bis 14 Uhr im Universitätszentrum Theologie (UZT, Heinrichstraße 78, Hörsaal 47.01) statt.
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Quelle: Kathpress