Bünker: "Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts"
Die Notwendigkeit des Gesprächs von Religion und Wirtschaft hat der evangelische Bischof Michael Bünker hervorgehoben. Es gelte dabei auch besonders den Blick dafür zu schärfen, was nicht kommerzialisierbar ist, so Bünker in seinem Grußwort bei der Eröffnung des bereits vierten Kongresses christlicher Führungskräfte am Donnerstagnachmittag in Stift Göttweig. Die Tagung steht unter dem Motto "Das rechte Maß finden". Bünker wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in der evangelischen Theologie der Begriff "Maßhalten" auch durch den Begriff der "Dienlichkeit" ersetzt wird. "Eine Wirtschaft, die nicht dient, dient zu nichts", so Bünker in Konsequenz daraus.
Anzusetzen sei in diesem Dienst bei den Schwächsten in der Gesellschaft, zeigte sich der evangelische Bischof überzeugt. Er brach zudem auch eine Lanze für den freien Sonntag und Feiertage. Die Zeit dürfe nicht ohne Ende kommerzialisiert werden.
Der Göttweiger Abt Columban Luser konnte als Hausherr der Veranstaltung gut 200 Teilnehmer begrüßen. Er mahnt in seinen Begrüßungsworten ein, dass in allen ethischen Diskussionen immer die unaufgebbare Würde des Menschen mitbedacht werden müsse.
Veranstalter des Kongresses, der bis Samstag anberaumt ist, ist das Forum christlicher Führungskräfte. Dieses verfolge vor allem drei Ziele, so Veit Schmid-Schmidsfelden, Unternehmer und Präsident des Forums: erstens den Dialog zwischen Wirtschaft und den Kirchen zu stärken, zweitens zur Auseinandersetzung mit den eigenen christlichen Wurzeln zu ermutigen und drittens zur konkreten Umsetzung von christlichen Werten in den Betrieben anzuregen.
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, mahnte in seinen Begrüßungsworten ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstreflexion bei Unternehmern und Führungskräften ein. Die Frage nach dem rechten Maß führe sehr schnell auch zu grundsätzlichen Fragen nach mehr Gerechtigkeit.
Der Markt braucht Moral
Der ökonomische Markt könne und dürfe nicht moralfrei sein. Diese These vertrat der deutsche Philosoph und Politikwissenschaftler Julian Nida-Rümelin in seinem Eröffnungsvortrag. Ökonomische Märkte lebten schließlich von Voraussetzungen, die sie selbst nicht erzeugen könnten. Ja vielmehr: Ökonomische Märkte würden - auf sich selbst gestellt und ohne moralische, kulturelle bzw. soziale Bindung - sich selbst zerstören.
Nida-Rümelin unterstrich die Notwendigkeit einer vertrauensvollen und wahrhaftigen Kommunikation, ohne die erfolgreiches Wirtschaften letztlich nicht möglich sei. Misstrauenskulturen in Unternehmen würden unweigerlich in den Untergang führen. Moderne Ökonomie sei von funtionierender Kommunikation abhängig.
Der deutsche Philosoph zeigte sich zudem davon überzeugt, dass es weltweit eine Übereinstimmung an Werten und Normen gebe. So seien etwa auch die allgemeinen Menschenrechte keine rein westliche Errungenschaft sondern etwa auch massiv aus dem lateinamerikanischen bzw. indischen Raum eingemahnt worden.
Zum Verhältnis von Staat und Wirtschaft meinte Nida-Rümelin, dass der Staat umso stärker regulierend eingreifen müsse, je schwächer gemeinsame ethische Normen ausgebildet bzw. praktiziert würden und umgekehrt. Als die zwei großen "Erosionszonen", die gemeinsame Werte in der Wirtschaft bedrohten, nannte der Philosoph Entwicklungen auf den Finanzmärkten und im Bereich des Internets.
Vorträge und Workshops
Weitere Vorträge im Rahmen der Tagung halten bis Samstag u.a. Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser, Matthias Sutter, Direktor am Max-Planck-Institut in Bonn, der deutsche Wirtschaftspublizist Wolf Lotter und der frühere bayrische Benediktinermönch Anselm Bilgeri; weiters etwa auch Chris Lowney, früher Manager bei der US-Bank J.P. Morgan und inzwischen Leiter der "Christian Health Initiatives", einem Netzwerk aus über 100 kirchlichen Krankenhäusern in den USA. Kardinal Christoph Schönborn wird am Freitagabend einen inhaltlichen Impuls halten.
Workshops werden u.a von Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, AMS-Leiter Johannes Kopf, Caritas Wien-Generalsekretär Alexander Bodmann und Peter Böhler, Vorstand der Bank Schelhammer & Schattera geleitet. Den Abschlussgottesdienst am Samstag hält der Linzer Bischof Manfred Scheuer.
Der Kongress christlicher Führungskräfte wird zum vierten Mal veranstaltet. Das Forum christlicher Führungskräfte wurde 2013 gegründet. Getragen wird es von den Ordensgemeinschaften, der Katholischen Aktion, der Evangelischen Akademie Wien und der Industriellenvereinigung.
Website des Führungskräfte-Kongresses
Quelle: Kathpress