"Sterben ist auch wie Heimkommen"
Sterben ist für Christen nicht nur Verlust, sondern auch wie Heimkommen, Coming home.
Mit diesen Worten hat Dompfarrer Toni Faber Mittwochmittag das Requiem für Niki Lauda im Wiener Stephansdom eröffnet. Die Rennfahrerlegende war seit Mittwochfrüh im Dom aufgebahrt. Abertausende Menschen zogen am Vormittag am mit Laudas Rennhelm und einem Lorbeerkranz geschmückten geschlossenen Sarg vorbei und erwiesen ihm die letzte Ehre.
Die Politik war beim Requiem neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen u.a. durch Sebastian Kurz und den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig vertreten. Aus Bahrain war Kronprinz Salman bin Hamad Al Khalifa angereist, aus den USA die "steirische Eiche", Arnold Schwarzenegger. Neben rund 500 geladenen Trauergästen zollten Tausende Wienerinnen und Wiener Lauda Tribut und füllten den Stephansdom bis auf den letzten Platz. Bei weitem nicht alle, die wollten, fanden im Dom Platz.
Auch das Who is Who der Formel 1 erwies Niki Lauda beim Requiem die letzte Ehre. Gekommen waren u.a die Weltmeister Lewis Hamilton, Jacky Stewart und Nico Rosberg, Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko, die Ex-Rennfahrer Gerhard Berger und Alexander Wurz, Welt-Automobilverband-Präsident Jean Todt, der frühere Ferrari-Chef Luca di Montezemolo und Ex-Formel-1-Manager Flavio Briatore. Auch auffallend viele Skilegenden waren im Dom, so etwa Hermann Maier, Karl Schranz, Franz Klammer, Harti Weirather oder Aksel Lund Svindal.
Dompfarrer Faber richtete eingangs des Gottesdienstes an die Familie Laudas und die Trauergäste Segens- und Beileidswünsche von Kardinal Christoph Schönborn aus, "der aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen kann, aber im Gebet mit uns verbunden ist".
Der Messe standen Dompfarrer Faber und der Heimatpfarrer von Niki Lauda, Hubert Ritt, vor. Die Lesung aus dem Buch Jesaja aus dem Alten Testament wurde von Ex-Formel-1-Weltmeister Alain Prost vorgelesen.
Die Musik beim Requiem bestand einerseits aus liturgischer Orgel- und Bläsermusik, andererseits wurden Lieblingslieder von Niki Lauda gespielt, u.a. von Tracy Chapman, John Lennon und Family of the Year. Damit erwiesen Christian Kolonovits und Band Niki Lauda die letzte Ehre. Das Lied "Save us all" von Tracy Chapmann lag Lauda auch deshalb besonders am Herzen, weil es darin heißt: "I hope someones God will save us, save us all, and love the sinners too."
"Ein weites Herz für viele Notleidende"
Im pochenden Herzen von Wien, im Stephansdom, den Niki Lauda selbst immer wieder besucht hat und gerade auch mit seinen Zwillingen Kerzen angezündet und gebetet hat, dürfen wir heute Abschied nehmen.
Das sagte der Wiener Dompfarrer Toni Faber in seiner Predigt beim Trauergottesdienst am Mittwoch. Der Formel-1-Exweltmeister und Flugliniengründer habe vor einer Woche im Kreis seiner Familie für immer die Augen geschlossen, "aber als Christen trauen wir uns zu bekennen, er ist uns nur verwandelt worden". Dafür bete die Trauergemeinde mit der Familie Lauda, "hier im Stephansdom, nach einer stundenlangen öffentlichen Aufbahrung", wie Faber sagte.
Wer in einem Leben gleich drei oder vier Leben lebt, wie es Niki oft lachend angemerkt habe, ist nach den Worten des Dompfarrers "zu einem verehrungswürdigen Idol geworden, zum Inbegriff des Wiederauferstehens aus allen Gefahren und Unfällen, gleich einem Phönix aus der Asche". In seinem unermüdlichen Tatendrang, seiner Geradlinigkeit und seinem Mut "bleibt er uns allen ein Vorbild und Maßstab", sagte Faber.
Die aktiven Formel-1-Rennfahrer hatten am vergangenen Sonntag in Monte Carlo Lauda zu Ehren vor dem Grand-Prix-Start eine Gedenkminute gehalten, erinnerte der Dompfarrer.
Und Sie, Lewis Hamilton, der fünffache Weltmeister in unserer Mitte, haben ihm auch den Sieg des GP gewidmet.
Das war laut Faber "ein starkes Zeichen dafür, dass der Tod nicht das letzte Wort hat"; dass alle von einer Zeit träumten, in der es nach den Lesungsworten des Propheten Jesaja keinen Tod mehr gibt und jede Träne getrocknet wird. Und Faber verwies auch auf die biblische Hoffnung auf ein himmlisches Festmahl in einer Qualität, "die - erlauben Sie mir eine persönliche Anspielung auf seinen engen Freund Attila Dogudan - sogar die high quality von Do&Co übertreffen kann".
Faber nannte es ein "großes Privileg", Niki Lauda gekannt zu haben und erwähnte auch persönliche Erinnerungen an den Verstorbenen: Nach dem schrecklichen Flugzeugdrama von Thailand 1991 mit 223 Toten, deren ebenfalls mit einem Requiem im Stephansdom gedacht wurde, habe Lauda nicht geruht, um die Unfallursache zu finden. Seit damals könne der Konstruktionsfehler bei der Schubumkehr weltweit für die Zukunft ausgeschlossen werden, so Faber. Lauda habe mit dem Schicksal gehadert, dass diese Katastrophe gerade seiner kleinen Fluglinie widerfuhr. Später habe er erzählt, was ihm ein Freund dazu sagte:
Vielleicht hat dich der liebe Gott ausgesucht, dass das sicher nicht mehr passieren kann.
Im Gegensatz zu einem ihm in den Mund gelegten Werbeslogan habe Niki Lauda sehr viel zu verschenken gehabt, betonte Faber: "Er hatte ein weites Herz für viele Notleidende." Jeden Tag zu leben, und sich nicht zu verzetteln, sei ihm besonders wichtig gewesen, sagte Faber weiter.
Wer sein Leben hingibt, der wird es in Wirklichkeit gewinnen. Wer das Risiko des Lebens scheut, der wird es verlieren.
Niki Lauda habe viel gewonnen in seinem Leben. Seinen letzten Kampf gegen die Krankheit habe er nur äußerlich verloren, wies der Dompfarrer hin. Er zitierte den Verstorbenen mit dem Satz:
Der liebe Gott hat dir die Aufgabe gestellt, du musst dein Leben zu Ende leben, so gut wie du kannst.
Quelle: kathpress