Kirchenreform sorgt für Diskussionen
Im Herbst 2017 hat die Diözese Linz einen umfassenden Reformprozess begonnen. Er steht unter dem Leitwort "Kirche weit denken". Im Jänner 2019 wurden die bisher erarbeiteten künftigen Eckpunkte präsentiert, die u.a. vorsehen, dass aus den derzeit 39 Dekanaten bzw. 487 Pfarren der Diözese künftig 35 größere Pfarren gebildet werden. Jeder dieser neuen Pfarren werden im Schnitt 14 sogenannte "Pfarr-Gemeinden" als selbständige Einheiten zugeordnet. "Pfarren" im kirchenrechtlichen Sinn, die von einem Priester/Pfarrer geleitet werden müssen, sind dann nur mehr die großen Pfarren. Die "Pfarr-Gemeinden" können auch von Laien geleitet werden. Jeder Gemeinde ist allerdings ein Priester für die priesterlichen Dienste zugeteilt.
Zu diesen Plänen findet in der Diözese Linz seit Jänner und noch bis Juli ein umfassender Diskussionsprozess statt. Bei sogenannten "Resonanztreffen" in allen Regionen wird das Konzept erörtert. Nun hat sich eine Gruppe von Priestern kritisch dazu ausgesprochen, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" (Montag) berichteten. Der Linzer Generaldechant Slawomir Dadas hat gegenüber den OÖN die Vorwürfe zurückgewiesen.
Demnach haben rund 75 Priester (von insgesamt etwa 660) der Diözese in einem gemeinsamen Brief ihre Bedenken zur geplanten Reform geäußert. Einer davon, der Windischgarstner Pfarrer Gerhard Wagner, sieht in der Strukturreform eine Umgehung des Kirchenrechts und keine Entlastung der Priester, sondern eine "Entlassung" bzw. "Entmachtung".
"Es ist der Eindruck da, man braucht keinen Pfarrer mehr - weil die Laien können das eh genauso gut oder besser. Eine Pfarre muss von einem geweihten Priester geleitet werden", zitieren die OÖN Wagner. Für ihn wäre eine Alternative zur Strukturreform, mehr ausländische Priester nach Oberösterreich zu holen, wie er gegenüber den OÖN sagte.
Eine Umgehung des Kirchenrechts, wie von den Kritikern in den Raum gestellt, sei jedenfalls nicht geplant, bekräftigte Generaldechant Dadas in seiner Stellungnahme. Nachsatz: "Aber wir wollen schauen, wo die Grenzen des Kirchenrechts sind, und auch dorthin gehen." Zur Sorge, dass mit der Strukturreform auch eine "Entmachtung" der Priester einhergehe, sagt Dadas:
Wenn nun jemand von Macht und Entmachtung der Priester spricht, dann dürften wir auch den Gründonnerstag mit der Fußwaschung nicht mehr feiern - denn wir Priester sollen Diener und nicht Mächtige sein.
Noch mehr ausländische Priester ins Land zu holen, sei jedenfalls keine langfristige Lösung.
Für die Bedenken der Kritiker zeigte Dadas Verständnis, er sieht darin jedoch eine grundsätzliche Angst vor der Zukunft.
Wir suchen das Gespräch mit den Gegnern der Reform. Die meisten von ihnen waren auch bei den Priester-Resonanztreffen. Das Problem ist, dass sich dabei viele nicht äußern.
Aber die Reform ist "kein Dogma, sondern ein offenes Modell, bei dem wir alle Ängste ernst nehmen", sagt Dadas.
Die Änderungsvorschläge und Rückmeldungen aus den Resonanztreffen werden im Sommer 2019 durch die Arbeitsgruppe "Zeitgemäße Strukturen" geprüft, bewertet und eingearbeitet. Es folgen Vorabstimmung und Votum in den drei Räten Pastoralrat, Priesterrat und Dechantenkonferenz im September und Oktober 2019. Eventuelle Änderungsvorschläge werden durch die Arbeitsgruppe "Zeitgemäße Strukturen" eingearbeitet. Nächste Schritte sind das Votum beim Diözesanforum im November 2019 und der Beschluss im Erweiterten Konsistorium. Die Letztentscheidung liegt bei Diözesanbischof Manfred Scheuer.
Quelle: kathpress