Einsatz für Bedürftige und Gottesbeziehung gehören zusammen
Der Einsatz für Bedürftige kann von der Beziehung zu Gott nicht getrennt werden. Das hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs betont. Er stand am Mittwochabend in der Basilika Maria Bildstein nahe Bregenz einem Gottesdienst zum Gedenktag des 2002 heiliggesprochenen Opus-Dei-Gründers Josemaria Escriva (1902-1975) vor. Wenn man auf das Leben eines Heiligen sieht, dann stelle sich vor allem ein Gefühl ein, so der Bischof in seiner Predigt:
Ehrfurcht vor und Dank für das Leben dieser Menschen, die in allem Christus den Vorrang eingeräumt haben und in ihrer Zeit dem Evangelium ein konkretes Gesicht gegeben haben.
Heiligkeit sei aber nicht nur Sache von einzelnen, auserwählten Personen, das Gegenteil sei der Fall. Elbs:
Das Streben nach Heiligkeit ist nicht nur ein zentraler Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils für das ganze Volk Gottes, sondern auch eine Grundkategorie des christlichen Lebens überhaupt.
Wörtlich sagte der Bischof:
Als Christinnen und Christen sind wir zur Heiligkeit berufen. Das bedeutet, Vertreterinnen und Vertreter der Liebe Gottes zu sein, die furchtlos in Gebet und tätiger Nächstenliebe in den Spuren Jesu unterwegs sind.
Eine große Versuchung christlichen Lebens bestehe darin, Nächstenliebe und Gebet, Diakonie und Liturgie, Aktion und Kontemplation gegeneinander auszuspielen, so Elbs weiter. Etwa nach dem Motto "Das Gebet ist unwichtig; nur das, was ich für andere Menschen tue, zählt." Oder umgekehrt: "Soziales Engagement überlasse ich anderen, ich ziehe mich lieber in mein stilles Kämmerlein zurück." Echter Glaube hingegen sei auf beides gegründet:
Der Einsatz für Bedürftige kann von der Beziehung zu Gott nicht getrennt werden.
Christliches Leben bestehe darin, "den Weg Jesu an die Ränder der Gesellschaft nachzugehen und in Verbundenheit mit ihm dort zu helfen, wo er geholfen hat: bei den Sündern, den Aussätzigen, den Kranken". Fehle aber die Beziehung zu Christus, "wird aus der Kirche eine NGO ohne Geist".
Elbs weiter:
Heiligkeit heißt, mit offenen, wachen Augen durch die Welt zu gehen. Es gehört für mich zu den großen Herausforderungen, diese beiden Pole christlichen Lebens - Gebet und Verantwortung in der Gesellschaft - als gleichwertig miteinander zu vereinen. Gebet und Alltag, Gebet und Arbeit sind zwei Seiten derselben Medaille.
Weltweite Personalprälatur
Der heilige Josemaria Escriva wurde am 9. Jänner 1902 in der aragonensischen Stadt Barbastro geboren und starb am 26. Juni 1975 in Rom. Papst Johannes Paul II. sprach den Spanier 2002 heilig. Weltkirchlicher Gedenktag des Hl. Josemaria ist seither der 26. Juni.
Escrivas besonderes seelsorgliches Engagement galt den sozial benachteiligten Menschen in den Elendsvierteln von Madrid. Außerdem lehrte er an einer Akademie römisches und kanonisches Recht. Escriva kümmerte sich zunächst um Kranke in den Spitälern sowie um verwahrloste Kinder. 1928 gründete er zur apostolischen Arbeit mitten in der Welt eine vor allem aus Laien bestehenden Gemeinschaft. Später gab er ihr den Namen "Werk Gottes" (Opus Dei). Escrivas katechetische Grundprinzipien - darunter auch der Satz "Ohne Freiheit kann man Gott nicht lieben" - wurden dank seines bekanntesten Buches "Der Weg" (erstmals erschienen 1934, Gesamtauflage mehr als drei Millionen Stück) weltweit verbreitet.
Im spanischen Bürgerkrieg musste sich Escriva verschiedenerorts Verstecke suchen und schlug sich schließlich jedoch ins sichere Burgos durch. Nach Ende des Bürgerkriegs (1939) ging der Opus-Dei-Gründer wieder nach Madrid. 1946 verlegte er die Opus-Dei-Zentrale nach Rom, wo 1947 die grundsätzliche päpstliche Belobigung und 1950 die endgültige Anerkennung durch Pius XII. erfolgte. Dieser bat Escriva, in den Missionsgebieten tätig zu werden. Erstes Missionsgebiet des Opus Dei wurde Yauyos in Peru.
Escriva starb am 26. Juni 1975 in Rom. Seine Seligsprechung durch Johannes Paul II. erfolgte am 17. Mai 1992 in Rom, die Heiligsprechung zehn Jahre später. Schon 1982 war das Opus Dei von Johannes Paul II. in den Rang einer Personalprälatur erhoben worden.
Weltweit gehören der Personalprälatur, die seit zwei Jahren vom Spanier Fernando Ocariz Brana geleitet wird, 93.000 Menschen aus mehr als 70 Ländern an. Es gibt mehr Frauen (57 Prozent) als Männer (43 Prozent). 70 Prozent der Mitglieder sind verheiratet, 30 Prozent leben als zölibatäre Laien. Mit dem Opus Dei eng verbunden ist die "Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz", der rund 1.900 Priester angehören.
Das Opus Dei ist in 67 Ländern tätig. Die Personalprälatur unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce in Rom, die vor allem bei der Ausbildung kirchlicher Medienverantwortlicher großes Renommee hat.
In der Region Österreich-Ungarn-Rumänien hat das Opus Dei heute 400 Mitglieder. Drei Mal reiste Escriva nach Österreich, um die Arbeit des Opus Dei hier vorzubereiten. Im Dezember 1955 betete er im Wiener Stephansdom vor dem Gnadenbild von Maria Pötsch und verfasste ein weltweit verbreitetes Mariengebet, woran heute eine Gedenktafel neben dem Maria Pötscher Altar erinnert. Kardinal Franz König (1905-2004) stand Pate bei der ersten Opus-Dei-Gründung in Wien 1957 und übertrug in der Folge den Priestern des Opus Dei die Seelsorge an der Wiener Peterskirche. In Wien, Niederösterreich, Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn sowie Budapest und Bukarest betreut die Prälatur Bildungseinrichtungen für Berufstätige, Jugendliche und Familien.
Quelle: kathpress