Kongo: Hilfe bei Ernährungssicherheit und Alphabetisierung
Ernährungssicherheit und Alphabetisierung, das sind die beiden großen Bereiche, wo die Caritas-Österreich im Rahmen ihrer diesjährigen Hungerhilfe Projekte in der Demokratischen Republik Kongo (DKR) unterstützt. Daneben gibt es zahlreiche spezielle Programme der Caritas etwa für Menschen mit Behinderung, für Waisenkinder oder beim Bau von Trockentoiletten. Die Hilfe kommt an und will zur Selbsthilfe ermächtigen, wie ein Lokalaugenschein von Caritaspräsident Michael Landau mit Journalisten aus Österreich dieser Tage im Kongo zeigte.
So unterstützt die österreichische Caritas In der Region Luozi, 300 Kilometer außerhalb der Haupstadt Kinshasa, gelegen am Kongo, ein Projekt der Caritas der Diözese Matadi. Dabei geht es um nachhaltige Verbesserung der Ernährungssituation und Befähigung zum Selbstmanagement für 5.000 Familien in der kongolesischen Region. Das Programm nennt sich "PRASA". Die Abkürzung steht für das französische "Programme Régional d'Appui à la Sécurité Alimentaire". Von 2017 bis 2020 läuft es in sechs Regionen des Kongo und will die regionale Ernährungssicherung stärken.
Landwirtschaftliche Weiterbildung
Umgesetzt wird PRASA gemeinsam mit den Diözesen vor Ort. Dabei geht es um die Verbesserung und Diversifizierung in der Landwirtschaft. Dabei lernen Bauern , wie sie verschiedene Sorten anbauen können. Dadurch senken sie das Risiko, dass eine ganze Ernte ausfällt. Themen der Ausbildung in landwirtschaftlichen Techniken sind Kompostierung, Fruchtwechsel, Gemüseanbau, Viehzucht und Obstbau. Weiters geht es um Schulungen zu Ernährung, Einkommensverwaltung und nachhaltigen Umgang mit Natur und Ressourcen. Der dritte Punkt des Programms umfasst den Einsatz verbesserten Saatguts im Gemüse und Obstbau sowie die Verteilung von Hühnern und Ziegen. Damit wird den Familien auch ein Zusatzeinkommen und in weiterer Folge der Zugang zum Markt ermöglicht.
Durch Unterstützung der Caritas-Mitarbeiter verbessern die Haushalte ihre Ernährung in ausreichender Menge und Qualität. Sie erwerben Wissen um die Verwaltung und den Schutz ihrer natürlichen Ressourcen. PRASA trägt zum zweiten Ziel der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bei:
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Von Luozi sind es mit dem Jeep 30 Kilometer ins Dorf Mbanza Buende. Doch tiefe Schlaglöcher machen ein Weiterkommen nur schwer möglich. Zweieinhalb Stunden Fahrt sind dafür zu veranschlagen, um das Dorf zu erreichen. Diese Region gehört zu den Begünstigten des PRASA-Projekts. 201.500 Menschen leben in den 731 Dörfern der zehn Bezirke. 6.000 Personen in 41 Dörfern profitieren vom Projekt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Andrea Fellner ist für die Caritas Auslandshilfe Oberösterreich mehrmals im Jahr in dieser kongolesischen Region unterwegs und betreut das Projekt: "Es geht darum, die Qualität und Quantität der Ernährung der Bevölkerung zu verbessern. Dazu werden die Bauern in Teams von 15 bis 20 Personen zusammengespannt, damit sie sich gegenseitig unterstützen. Sie bekommen von den Caritasmitarbeitern Schulungen in Landwirtschaftstechnik, um den Anbau zu verbessern und um nachhaltigen Feldbau zu betreiben." Dazu wird lokal angepasstes Saatgut an die Bauern verteilt sowie Hühner und Ziegen. Wenn sie sich vermehren, werden sie an die Nachbardörfer weitergegeben und so multipliziert sich die eingesetzte Hilfe.
Da die Jugendarbeitslosigkeit in der Region zu großer Landflucht führt, bindet man die Jugendlichen in die Projekte ein, schildert Andrea Fellner: "In Luozi haben wir das Vorzeigeprojekt der Energiesparöfen initiiert. Dabei werden Kleinöfen zum Kochen gebaut, die weit ressourcenschonender sind als bisher eingesetzte Kochmöglichkeiten". Die Frauen, die für die Herstellung der traditionellen Gerichte zuständig sind, wie Kochbananen, geschmorte Bohnen, Reis oder Kartoffeln, verwenden dazu weit weniger Holzkohle als bisher. Das Projekt hat in der Region großes Interesse in den Dörfern hervorgerufen.
Bildung als Schlüssel für Entwicklung
Auch Bildung ist ein großes Thema. Dazu gibt es eine eigene Caritasmitarbeiterin, Euphrasie Tekakitala, zur Alphabetisierung von Frauen:
Wir legen unser Augenmerk besonders auf die jungen Mädchen. Die Haushalte haben oft zu wenig Einkommen, und es ist nicht möglich das Schulgeld für sie zu bezahlen, daher stärken wir sie mit Bildung.
Im Schnitt würde es den Familien zwei Monatseinkommen kosten, um das Schulgeld für ein Jahr für ein Kind zu bezahlen. Da sie das Geld für das Überleben der Familien benötigen, kommen viele Mädchen nicht in die Schule. Aber Bildung ist der Schlüssel für Entwicklung. Tekakitala nützt als Multiplikatorin auch den örtlichen Radiosender, wo sie wöchentlich in einer Sendung über ihre Tätigkeit spricht und auf die Kurse aufmerksam macht.
Reiches Land, große Armut
Die Demokratische Republik Kongo ist reich an natürlichen Ressourcen, Forstwirtschaft und Bergbau. Der Zugang zu den Ressourcen ist jedoch sehr ungleich verteilt. So lebt der Großteil der Bevölkerung (fast 77 Prozent) in bitterer Armut, die ländliche Bevölkerung von kleinen Landwirtschaften, Fischerei und Viehzucht, was kaum ausreicht, um sich gesund zu ernähren. Kaum jemand hat Investitionsmöglichkeiten, besitzt spezifisches landwirtschaftliches Wissen, zudem fehlt es an grundlegenden staatlichen Strukturen.
In der Demokratischen Republik Kongo herrscht tropisches Klima. Im Land gibt es ganzjährig eine hohe Luftfeuchtigkeit von 99-100 Prozent. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in der Trockenzeit 21°C und in der Regenzeit 28°C. Das Zentrum der DR Kongo liegt am Äquator. Hier fällt ganzjährig Niederschlag. Je nach geographischer Breite und Höhenlage gibt es klimatische Unterschiede. Im Norden ist von Dezember bis Februar Trockenzeit und von April bis Oktober Regenzeit. Im Süden liegt die Trockenzeit zwischen Mai und September und die Regenzeit zwischen Oktober und April.
Bei der Größe des Landes mit 2.345.000 Quadratkilometern, im Vergleich Österreich: 84.000 Quadratkilometer, wird klar wie unterschiedlich damit auch die Herausforderungen in der Landwirtschaft sind. Flora und Fauna sind vielfältig. Rund 60 Prozent des Landes nimmt das Kongobecken mit seinen tropischen Regenwäldern ein. Die Klimakrise bringt den Regenwald durch unregelmäßige Niederschlagsmengen in Gefahr, besonders Urwaldriesen vertrocknen.
(Weitere Informationen: www.caritas.at/hunger; Caritas Spendenkonto BAWAG P.S.K.: IBAN AT92 6000 0000 0770 0004; BIC: BAWAATWW; Kennwort: Hungerhilfe)
Quelle: kathpress