Caritas Steiermark sammelt Erinnerungen an "Wendesommer" 1989
"Erinnern als Aufruf zur Solidarität - Erzählen Sie uns Ihre Geschichte!": Mit diesem Appell hat sich die Caritas Steiermark an jene Zeitzeugen gewandt, die authentisch Auskunft über Ereignisse des dramatischen Sommers des politischen Wendejahres 1989 geben können. Vor allem der 27. Juni 1989 sei zum Symbol für große Umwälzungen in Europa geworden, als die Außenminister Österreichs und Ungarns, Alois Mock und Gyula Horn, gemeinsam den Stacheldraht am einstigen "Eisernen Vorhang" zerschnitten. Der Schnitt in den Grenzzaun stehe für das Bekenntnis zu einem gemeinsamen, solidarischen Europa, erklärte Caritasdirektor Herbert Beiglböck in einer Aussendung. "An den Sommer vor 30 Jahren zu erinnern heißt auch, scheinbar Selbstverständliches neu zu bewerten."
Die Grenze zwischen Ost und West sei ein Todesstreifen gewesen. "Welche Errungenschaft auf individueller, wirtschaftlicher wie politischer Ebene der Abbau der Grenzen war, das müssen wir uns heute wieder neu vor Augen führen", rief Beiglböck auf. Die Caritas sucht dazu die persönlichen Geschichten der Steirerinnen und Steirer über ihre Erlebnisse zur Wende, als eine große Welle der Solidarität auch die Steiermark erfasste: Viele Einzelpersonen, Initiativen und Pfarren, Hilfsorganisationen und die Politik engagierten sich für die Aufnahme von Flüchtlingen und starteten Hilfsaktionen für Gemeinden in Ländern des früheren Ostblocks, erinnerte die Caritas. Es entstanden Partnerschaftsaktionen auf verschiedenen Ebenen, in den Folgejahren gab es gegenseitige Besuche und teilweise entstanden bis heute bestehende private Verbindungen.
Die Caritas rief nun auf: "Erzählen Sie uns Ihre Geschichte von der Wende! Wie haben Sie persönlich diese Monate des Aufbruchs und der Hoffnung erlebt? Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Schlagwort 1989?" Briefe, Mails, Fotos, Videos oder Zeichnungen sollen bis 15. September an die Caritas geschickt werden (Caritas Steiermark, Stichwort "Mein 1989", Grabenstraße 39, 8020 Graz bzw. Mein.1989@caritas-steiermark.at. Tel.: 0676/88015173).
Die Erinnerungen und Geschichten der Menschen sollen im Herbst in einer Ausstellung präsentiert werden. Dabei geht es auch um die Frage, wie der Geist des Aufbruchs und der Solidarität wiederbelebt werden kann, um auch heute nötige Hilfe weiter aufrecht zu erhalten und zu intensivieren. "Es gibt immer noch ein Gefälle", wies Beiglböck hin. Die Lebensbedingungen seien in den Ländern des früheren Osteuropa häufig schwieriger als hierzulande: "Daher rufe ich weiterhin zur Solidarität auf."
Quelle: kathpress