Österreichs Teams vor sozialer Straßenfußball-WM topmotiviert
Bei der bevorstehenden sozialen Straßenfußball-Weltmeisterschaft tritt heuer erstmals nicht nur eine Herrenmannschaft, sondern auch ein Frauenteam aus Österreich an. Insgesamt 17 Spielerinnen und Spieler - unter ihnen Obdachlose, Flüchtlinge und Menschen mit einer Suchtproblematik - nehmen von 27. Juli bis 3. August in der walisischen Hauptstadt an der 17. Auflage des Homeless World Cup (HWC) teil, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz von Caritas und Bundesliga-Vertretern in Wien. Insgesamt werden zur Straßenfußball-WM, die eine Erfindung aus Österreich ist, mehr als 500 Teilnehmer aus 51 Nationen erwartet. Sie sollen durch den Sport ein neues Selbstbild sowie Perspektiven für die eigene Zukunft entwickeln können.
"Das Team ist hoch motiviert und es ist eine große Ehre für die Spielerinnen, für Österreich nach Cardiff zu fahren", lobte Österreichs Frauentrainerin Emily Cancienne vorab ihr Team. Zwei Trainingslager in der Südstadt und in Zeltweg und auch so manches Training mit der Herrenmannschaft hätten die Fußballerinnen absolviert, so die gebürtige US-Amerikanerin und Mittelfeldspielerin bei SK Sturm Graz. Ex-Nationalteamkicker Gilbert Prilasnig, der seit 2004 die österreichischen Herrenmannschaften für die Starßenfußball-WM trainiert, unterstrich das starke Gewicht auf Team-Building im Training:
Die Spieler sind sehr unterschiedlich, aber sie sind gut zusammengewachsen.
Der "Homeless World Cup" sei sowohl soziales Projekt als auch sportliches Ereignis, betonte Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau bei dem Pressetermin zu dem einwöchigen Turnier. Die Idee dahinter, nämlich "Menschen vom Rand der Gesellschaft über den Sport in die Mitte zu führen", sei bereits zu einer großen Erfolgsgeschichte geworden. "Hier spenden Zuschauer jenen Menschen Applaus, denen sonst oft nur Ablehnung entgegenschlägt", sagte Landau. Der Homeless World Cup bringe "die soziale Seite des Fußballs ins Spiel".
So berichtete der Caritas-Präsident von Niamat Mohammadi, der als minderjähriger Flüchtling nach Österreich kam und 2018 beim Homeless-Cup in Mexiko dabei war. Mittlerweile habe der Mann eine eigene Wohnung und absolviert eine Lehre bei den ÖBB. Auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte hofft Herbert Varga. Er kam durch einen Schicksalsschlag in die Wiener Caritas-Obdachloseneinrichtung "Gruft" und fährt nun als Mitglied des österreichischen Herrenteams nach Cardiff. Durch das Fußballspielen konnte er seinen Körper wieder in Form bringen und neue Motivation auftanken, erzählte Varga. "Die Trainings sind gut gelaufen, und ich bin sehr froh über diese Chance, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen", sagte er.
Eine der Fußballerinnen im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, die Österreichs erstes Frauenteam beim Homeless World Cup stellen, ist die 17-jährige Saleha Kashfi. Sie stammt aus Afghanistan und entdeckte beim Verein "Kicken ohne Grenzen" ihre Begeisterung für den Fußball. "Unsere Trainerin ist super und das Spielen macht großen Spaß", erzählte die junge Frau, die später einmal Profi-Fußballerin werden möchte.
In Österreich koordiniert traditionell die Caritas Steiermark den "Homeless World Cup" und arbeitet dabei mit Partnern wie der Gruft in Wien, Mädchenzentrum Klagenfurt und dem Sport-Integrationsprogramm SIQ+ in der Steiermark zusammen. Unterstützung erhalten die beiden Teams auch von der Fußball- Bundesliga und zahlreichen Sponsoren wie der Gaulhofer Familien-Privatstiftung. "Sport verbindet Menschen. Der Homeless World Cup ermöglicht soziale Inklusion und ist das beste Beispiel, wie der Sport mithelfen kann, dass Menschen den Weg zurück ins gesellschaftliche Leben finden", sagte Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits.
Den Anfang nahm die Initiative der Obdachlosen-WM 2003 in Graz. Die Idee dazu hatte der im Vorjahr verstorbene langjährige steirische Caritas-Mitarbeiter Harald Schmied. Gemeinsam mit dem Schotten Mel Young entwickelte er das Turnier, das 2003 im Programm von "Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas" erstmals ausgetragen wurde. Österreich wurde damals auch prompt Weltmeister.
Seither findet der "Homeless World Cup" jährlich auf großen Plätzen in Stadtzentren unterschiedlichster Länder statt. Drei Viertel der ehemaligen Spieler geben laut den Organisatoren an, dass sich ihr Leben durch die Teilnahme nachhaltig verbessert hat. (Informationen unter www.homelessworldcup.at)
Quelle: kathpress