Salzburger Festspielsommer: Ausstellung "Lacrimae" gestartet
Salzburgs Erzbischof Franz Lackner hat am Samstag im Foyer seines Bischofshauses die Ausstellung "Lacrimae" eröffnet. Bis 30. Juli sind Werke des aus Frankreich stammenden, in Italien wirkenden Künstlers Michel Pochet zu sehen, der sich in großformatigen, kräftigfarbenen Drucken und Gemälden mit dem Thema Tränen auseinandersetzt. Die Schau bildet den thematischen Auftakt zur diesjährigen "Ouverture spirituelle" und den "Disputationes" der Salzburger Festspiele.
"Tränen sind Zeichen unserer Menschlichkeit", erklärte Lackner in seinen Grußworten. Durch das Weinen, die Tränen, werde das Innerste des Menschen aufgebrochen. Auch Jesus habe diese "zutiefst menschliche Erfahrung" gemacht, etwa am Grab seines Freundes Lazarus. Gerade diese Menschlichkeit werde im Werk Pochets besonders anschaulich, betonte Lackner.
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler machte in ihrer Begrüßung auf die Beziehung zwischen Kunst und Kirche aufmerksam, die sie in der Ausstellung in besonderer Weise realisiert sieht. "Sie sind wie Nachbarn, sie bewohnen nicht das selbe Zimmer - aber sie tauschen sich aus", so die Festspielpräsidentin sicher.
Die Türen sind für den jeweils anderen - und diese Ausstellung zeugt davon - weit offen.
Prälat Matthäus Appesbacher, auf dessen Initiative die "Lacrimae"- Ausstellung nach Salzburg kam, kennt den Künstler und sein Werk bereits länger. "Das wichtige Thema der Ausstellung ist 'Dio piange con noi - Gott weint mit uns', denn Gott schenkt uns eine neue, hoffnungsvolle Dimension der Trauer", erklärte Appesbacher. Pochet ist in und durch seine Kunst auf der Suche nach einer neuen Ausdrucksform dieser göttlichen Barmherzigkeit.
Der 1940 in der Provence geborene Künstler Michel Pochet regte zum Nachdenken über Sinn und Aufgabe zeitgenössischer Kunst an. Schönheit sei "ein primäre Notwendigkeit, ein Grundbedürfnis, wie essen oder schlafen. Wenn es keine Schönheit gibt, gibt es keine Menschlichkeit", betonte der in Rocca di Papa bei Rom lebende Künstler. Es gelte im Leben die "verlorene Schönheit" zu suchen - zu finden sei sie in Gott. Diese Schönheit zu schenken, Menschen mit Kunst und Kunsthandwerk vertraut zu machen, ihnen Mittel der Lebensgestaltung in die Hand zu geben: Darin sehe er eine "soziale Verantwortung der Kunst", sagte Pochet.
Pochet absolvierte ein Architekturstudium in Paris und gründete 1996 das internationale Centro Maria, der sich zu einem Ort der Begegnung und Vernetzung von Künstlern aus allen Teilen der Welt entwickelt hat. Sein Werk ist vom Experiment mit Materialien und der Entwicklung neuer künstlerische Ausdrucksformen und Techniken geprägt. Inspiriert durch die "Arte Povera", wählt er bescheidene Materialien wie Leintücher und andere Stoffe, wobei er mit großen Formaten in kräftigen, teilweise pastos aufgetragenen Farben und klaren Linien zur Betrachtung einlädt. Der Maler widmet sich auch der Skulptur, schreibt Gedichte, Essays und Romane.
Die Ausstellung "Lacrimae" im Salzburger Bischofshaus ist noch bis 30. Juli 2019 zu sehen, jeweils von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17.30 Uhr und freitags von 9 bis 14.30 Uhr.
Quelle: kathpress