Oberösterreichische Ordensfrau im Einsatz am "Ende der Welt"
Seit sechs Jahren lebt die oberösterreichische Ordensfrau Kunigunde Fürst in einem Dorf in der zentralasiatischen Republik Kasachstan am "Ende der Welt". Fürst war zwei Jahrzehnte lang Generaloberin der Vöcklabrucker Franziskanerinnen und vier Jahre lang Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Nach ihrer "Pensionierung" wagte sie mit 68 Jahren einen Neuanfang. Sie unterrichtet seither mit ihrer Mitschwester Agnes Mairhofer im Gymnasium Kornejewka und in der Schule St. Lorenz im Dorf Kornejewka. Am 20. August feiert sie ihren 75. Geburtstag. Entscheidend für ihr Wirken sei die Frage: "Wie kann hier die Gottesfrage lebendig erhalten werden?", so Fürst im Geburtstagsinterview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz.
Die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan bringe ganz besondere Voraussetzungen mit sich. Fürst:
Die Menschen hier sind einfach, geprägt vom Kommunismus und sehr materialistisch, emotional bis abergläubisch. Als Schwester kann ich nur zeichenhaft in den Begegnungen auch in konkreten Hilfen eine 'Seite Gottes' sichtbar machen. Verkündigung durch Da-Sein und Mit-Sein.
Kornejewka ist ein Dorf mit zirka 2.000 Bewohnern. "Der Kontakt zu den Menschen findet hauptsächlich im Schulbereich bzw. auf dem Schulweg statt", so Sr. Fürst. Ein großes Problem sei der Alkohol und die Begierde nach dem Mehrhaben. "Fernsehen ist allgegenwärtig, ebenso das Handy mit Internet. Auch Drogenprobleme soll es geben, selbst spüre ich davon aber nichts", so die Ordensfrau.
Die Kirchengemeinde sei klein und besteht hauptsächlich aus den "Babuschkas". Der Zugang zur Jugend sei nur auf persönliche Weise möglich, "die Kinder kommen vor allem im Sommer, wenn es ein Lager gibt. So tummeln sich zur Zeit etwa 90 Kinder im Kirchenbereich, eine willkommene Abwechslung im Ferienalltag."
Das Leben in Oberösterreich sei in weite Ferne gerückt, "denn die Lebensverhältnisse hier fordern mich bzw. uns immer wieder heraus." Ein Beispiel:
Was tun, wenn es eine Woche lang kein Wasser gibt? So mussten wir vom naheliegenden See Wasser für den Garten holen, denn es war eine echte Hitzewoche.
Es seien in Oberösterreich andere Themen, die Menschen beschäftigen, zum Beispiel Migration bzw. der Umgang mit Fremden. "Die Frage ist hier nicht virulent, denn es leben hier viele Nationalitäten miteinander."
Quelle: kathpress