Bischof Turnovszky: "Jugend hat ein Recht auf neue Wege"
"Pfarren müssen Innovation zulassen und jungen Menschen Platz geben." Das hat der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky im Interview in der aktuellen Ausgabe der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" betont. Die Verantwortlichen in den Pfarren müssten Interesse an den Ideen der Jugendlichen zeigen, ihnen Verantwortung übertragen "und sie dennoch begleiten, was arbeits- und nervenintensiv ist", so die Forderung des Wiener Weihbischofs: "Die Jugend hat das Recht, neue Formen und Wege zu finden." Es gehe in der Jugendpastoral nicht darum, "junge Menschen für die Fortführung des Gewohnten zu rekrutieren. Die Jugend darf ihre eigenen Wege zum Glauben finden." Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Begleitung der Ministranten gelegt werden.
Zur Vatikanischen Jugendsynode vom Oktober 2018 befragt, verwies der Bischof auf zwei Ergebnisse: "erstens ein Papier und zweitens eine Erfahrung". Das Abschlussdokument der Synode und das nachsynodale päpstliche Schreiben "Christus vivit" hätten enorme Reichweite, "aber relativ geringe Wirkung auf den einzelnen". Mit der Erfahrung, die die etwa 400 an der Synode Teilnehmenden machten, verhalte es sich umgekehrt: "Es waren, bezogen auf die Welt, nur wenige Menschen, aber sie kamen verändert nach Hause. Nichts gegen Papiere, aber ich halte Erfahrungen für noch bedeutender", erklärte Turnovszky.
Bei der Nacharbeit der Synode in der Vollversammlung der Bischofskonferenz setze man deshalb auf das Stichwort "Erfahrung", erläuterte Turnovszky:
Wir Bischöfe luden junge Menschen aus ganz Österreich nach Mariazell, um ihnen zuzuhören, miteinander und füreinander zu beten, gemeinsam zu essen und so die Erfahrung eines gemeinsamen Weges zu machen. Ich würde mich freuen, wenn das in jeder Diözese fortgesetzt wird.
Große jugendliche Massenaufbrüche in der Kirche sehe er nicht, räumte der Bischof ein, er sei aber immer wieder beeindruckt von einzelnen Menschen, "deren Glauben und Engagement mich berühren".
Thema Schöpfungsverantwortung zentral
Auf Greta Thunberg angesprochen betonte der Bischof, dass die Themen Schöpfungsverantwortung und Klimawandel zentral seien.
Es ist gut, dass sie ins öffentliche Bewusstsein gerufen werden. Das geht nicht ohne Personen, an denen sich das festmacht, und das ist in diesem Fall Greta Thunberg.
Ihm tue sie freilich manchmal direkt leid, "weil sie so jung ist und bereits vereinnahmt wird".
Froh und dankbar sei er über Papst Franziskus und seine Enzyklika "Laudato si". Die Österreichische Bischofskonferenz habe sich bereits auf ökologische Standards verpflichtet, was Umsetzungen bis auf die Ebene der Pfarren nach sich zieht. Turnovszky:
Das Thema ist eminent wichtig, denn es geht um den Lebensraum für alle Geschöpfe, besonders aber für zukünftige Generationen.
Quelle: kathpress