Heimische Kirchen halten an Friedensinitiative für Palästina fest
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hält an der Beteiligung am "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) fest. Das hat ÖRKÖ-Vorsitzender Landessuperintendent Thomas Hennefeld im "Kathpress"-Interview betont. Im Rahmen dieser Initiative des Weltkirchenrates werden Freiwillige entsendet, die sich gemeinsam mit Friedensaktivisten aus aller Welt für ein Ende der Gewalt und ein friedliches Zusammenleben von Palästinensern und Israelis einsetzen.
Die freiwilligen Begleiter stünden auf der Seite jener, die sich für einen gerechten Frieden einsetzen, betonte Hennefeld. Es gehe bei EAPPI vor allem um einen Beitrag zur Deeskalation des Jahrzehnte langen Konflikts. Zwar stehe der Schutz bzw. die Begleitung der palästinensischen Zivilbevölkerung in der Westbank im Vordergrund des Programms, es gebe aber genauso Kontakt mit israelischen Menschenrechtsorganisationen, so der Landessuperintendent, der das Engagement der Kirchen in Österreich auf jeden Fall fortsetzen will.
Der ÖRKÖ unterstützt das EAPPI-Programm seit 2010. Zahlreiche heimische Freiwillige waren in den vergangenen Jahren für jeweils drei Monate im Westjordanland oder in Jerusalem stationiert. Aus Österreich war zuletzt die Wiener Politikwissenschaftlerin Greta Herdemerten vor Ort im Einsatz.
Herdemerten war gemeinsam mit Freiwilligen aus Finnland und Schweden in Hebron stationiert. Die Stadt ist in einen israelischen und einen palästinensischen Teil geteilt. Zu ihren Aufgaben gehörte es, palästinensische Kinder auf ihrem Schulweg zu begleiten, bei den Checkpoints Präsenz zu zeigen und etwaige Vorfälle zu dokumentieren und weiterzumelden. Auch viele Besuche bei örtlichen Familien standen auf dem Programm. Checkpoints bestimmten das Leben der Menschen, seien es Kinder auf dem Weg zur Schule, Berufstätige auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz oder Betende auf dem Weg in die Moschee, berichtete Herdemerten.
Die Menschen würden die Präsenz der EAPPI-Mitarbeiter sehr schätzen, so Herdemerten. Das gebe ihnen das Gefühl von ein bisschen Sicherheit und dass sie nicht gänzlich von der Welt vergessen sind.
Perspektivenlosigkeit als Dauerproblem
Beeindruckt zeigte sich Herdemerten von der Gastfreundschaft der Palästinenser. Es sei kaum zu glauben, dass viele trotz aller Gewalt, Willkür und Perspektivenlosigkeit ihren Lebenswillen und ihre Hoffnung auf eine besseres Leben immer noch nicht verloren hätten. Freilich mache sich zugleich auch immer mehr Hoffnungslosigkeit breit, "weil sich so gar nichts zum Besseren zu verändern scheint". Sorge bereite ihr vor allem auch die vielen palästinensischen Kinder, die in dieser Situation aufwachsen würden. Sehr viele hätten psychische Probleme.
Während Herdemertens Zeit um den Jahreswechsel 2018/19 war es vor Ort sehr unruhig. Herdemerten berichtete von zahlreichen Festnahmen von Palästinensern, auch Minderjährigen, zugleich kamen auch die EAPPI-Mitarbeiter immer stärker unter Druck.
Das führte dazu, dass der Weltkirchenrat die Beobachter Ende Jänner 2019 vorerst aus Sicherheitsgründen abzog. Belästigungen durch Siedler und israelische Soldaten hätten einen kritischen Punkt erreicht, hieß es damals von Seiten des Weltkirchenrates.
Das "Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) ist eine Organisation des Weltkirchenrates mit Sitz in Genf. Die österreichische Koordination für EAPPI wird von der Diakonie Auslandshilfe, dem Internationalen Versöhnungsbund und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Auftrag des ÖRKÖ gemeinsam getragen. Die Einsätze der "Ökumenischen Begleiter" erfolgen ehrenamtlich und werden durch Spenden finanziert. (Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress